Saturday 4 April 2020

The week that was



Das Wochenende brachte hauptsächlich DVDs mit den Kindern, sie sehen "Avatar - der letzte Airbender" nochmal ganz durch, alle drei "Bücher". Das sind Kindheitserinnerungen für sie. Mittlerweile sitzt der Sohn mit einer Flasche Bier davor, aber die Zeiten ändern sich...:D 
Am Sonntag waren wir zwei Stunden lang unterwegs durch drei Supermärkte, der Kofferraum war voll wie noch nie. Es darf nur noch eine Person per Einkaufswagen rein, wie gehabt erst einer raus und der nächste rein zur Tür. Daher dauert alles etwas länger. Auch wenn sie im Laden die Markierungen auf dem Boden weitgehend ignorieren.
Als ich die letzten Taschen von Supermarkt 3 einlud nölte ein Mann neben mir, daß wir nun wohl nicht verhungern würden. Ich antwortete daß ich für drei andere Personen kaufe und sehr wohl hoffe, daß die nicht verhungern...zumal sein eigener Kofferraum auch nicht gerade leer war. Da wir Zöliakie mit einplanen müssen ist das nicht unkompliziert. 


Oh, Silber im Morgenlicht! :D
Deshalb stört mich das nicht
daß die weiß werden.
Familienangehörige wurden geschäftig,
für unseren Schutz - 100% Baumwolle,
auskochbar.
 



Montag war der erste Tag der langen drei Monate...wir müssen 49 Wochenstunden zusätzlich zu den eigenen abdecken. Zur Zeit riecht alles nach Desinfektionsmitteln wo wir gehen und stehen. Wenigstens wurde unsere Initiative gegen Schichtende mit zwei Flaschen Handdesinfektionsmittel belohnt, die fast überall ausverkauft sind - wir fanden einen Lieferanten, der scheinbar auch Schutzkleidung liefern könnte, falls HQ weitere Überraschungen wie die Hazmat-Anzüge auf Lager hat. 
An diesem Abend fiel der Mann aus allen Wolken als er herausfand, daß der Leiter von MI6 ein Studien-Kommilitone ist aus St. Andrews-Tagen. Oh well. Angesichts einiger der Patienten, die der Mann hatte, rechnen wir damit daß er gründlich "durchleuchtet" wurde...der dafür zuständige Mensch kam später selbst zu ihm in Behandlung. It's a small world! Oder der Grund?
Dienstag und die Chefin war auf dem Kriegszug, nachdem die Schwestereinrichtung keinerlei Schutzkleidung oder Handschuhe hatte da ohne Essensservice zuletzt in der Rangordnung. Wir gaben einige unserer Vorräte ab, und nicht zu früh - später am selben Tag teilten sie uns mit, daß sie den ersten positiven Fall hätten. Diese Einrichtung hat u.a. 60 Bungalows, daher war der Fall isoliert, aber es hätte auch die Wohnblöcke treffen können. 


Von nun an das Bus-Outfit

Mittwoch, frei zum Ausschlafen. Natürlich war ich um 6 Uhr wach...ich hatte genug zu tun für eine ganze Woche. Mit drei Erwachsenen daheim häuft sich das sehr schnell. Der Mann mußte diese Woche in die Arbeit, ihm wurde ein Ipad mitgegeben, auf dem er den (Haus)ärzten hilft wenn er ab nächster Woche im Home Office arbeitet. Seiner Mutter gegenüber hatte er uns beide als essential keyworkers beschrieben, aber offenbar bin nur ich "frontline staff". Ich bekam einen Brief überreicht von meinem Arbeitgeber für Polizeikontrollen, der das bescheinigt. Für alle Fälle, denn das kann inzwischen teuer werden. 
Ich vertrieb mir die Zeit mit Wäsche, Handdesinfektionsmittel anrühren, Haushalt und 2 Stunden lang Milch und Katzenstreu kaufen...die Busse fahren nur noch nach Sonntagsfahrplan einmal stündlich und im und vor dem Supermarkt stehen lange Schlangen. Ich glaube das war die längste Zeit an der frischen Luft seit dem Beginn des Lockdowns, die ich an Bushaltestellen herumstand.



And this is why we do it - an der Wohnungstür einer unserer Bewohnerinnen

Donnerstag wieder in der Arbeit - als Gate Keeper und Hüter der am meisten gefährdeten Generation...die Unmaßen an Schmalz, die uns dieser Tage in Abschlußsätzen der Memos von HQ entgegentriefen, haben es wirklich in sich: "Ihr seid unsere unbesungenen Helden!" Vorsicht, Rutschgefahr! :D
Die Ernstfall-Planung Seitens des Boards kristallisierte sich heute heraus. Sie werden im Fall der Fälle die Schwestereinrichtung und andere dieser Art schließen und die Bewohner komplett an den Notfalldienst übergeben, die Mitarbeiter abziehen und in unsere Einrichtungen und in die Pflegeheime schicken, weil wir Mahlzeiten anbieten und mehr Personal brauchen. Sollte jemand von uns erkranken. Sie werden uns auch in naher Zukunft testen lassen - und diese Tests sind hier in GB ihr Gewicht in Gold wert.
Inzwischen tun sie das ja schon eine Weile, aber es ist doch eigenartig wenn der Nachbar um 20 Uhr plötzlich vor seinem Haus zu johlen und zu klatschen anfängt...erst war das für die Frontline des Gesundheitswesens die Leben retten, mittlerweile beziehen sie Pfleger und alle mit ein, die mit alten Menschen arbeiten. Der Mann fühlte sich jedenfalls geehrt. ;))



Wir haben Tomaten! Die sind natürlich die ersten, weil ich
sie nicht mag... 

Uuuund am Freitag waren wir dann komplett im Lockdown, weil einige Familien das mit dem "sich um Schutzbedürftige kümmern" nach wie vor als Gelegenheit nutzten, um täglich halbstündig mit Mutti in deren Wohnung zu klönen oder die Großenkelin eine Weile dort zu "parken"...und die Drama-Queens alle zwei Stunden ein anderes ihrer fünf Kinder mit "Bestellungen" von "Essentials" anriefen, damit die panisch drei Mann hoch an ihrer Tür auftauchten und ihr Aufmerksamkeit schenkten. Abwechselnd wurden auch Symptome "gefaked", denen die Chefin im Handumdrehen den Garaus machte mit ihrer "Thermometer-Pistole": Laserpoint auf die Stirn gerichtet und es zeigte Normaltemperatur...klar ist das nicht einfach für sie, aber auch da trennt sich die Spreu vom Weizen und es zeigt sich recht schnell, wer sein Leben als aufmerksamkeitsheischende Drama-Queen verbracht hat und wer nicht - wenn die eigene Tochter alle paar Tage aus der Selbstisolation muß, die sie zum Schutz der schwer asthmatischen Enkelin anderweitig so penibel einhält daß der Freund ausziehen mußte, weil er frontline staff ist, dann hat das die Linie zum Egoismus definitiv überschritten. Solche ältere Menschen gibt's eben auch. Da ist nur wichtig was sie wollen, was in der Welt sonst vor sich geht interessiert sie nicht die Bohne. Sie haben nun die "Starrolle", und es muß sich um sie gekümmert werden...


Sie bevorzugt die Vorhänge scheinbar mit Fransen:
Interior Designer at work. :D

Nach neuesten Richtlinien darf Kollegin 2 vielleicht wieder arbeiten, das hängt nun davon ab ob ihr Hausarzt Bedenken hat oder nicht. Wir sind gespannt, denn das würde die Lage doch entspannen...nächste Woche wissen wir mehr. 
Heute morgen setze ich mich nun erstmal an den digitalen Kaffeetisch in Berlin.

2 comments:

  1. Ihr habt wirklich eine Menge zu leisten!!
    Bei uns wurde heute bekannt, dass sich in der örtlichen Spezialklinik mindestens 47 Patienten und Mitarbeiter infiziert haben. Man zieht seine Lehren und trägt jetzt Mundschutz. Arrrgh!! Ich glaub’s nicht. Da liegen lauter Hochrisikopatienten!! Und über unserem Ort schwebt jetzt das Damoklesschwert der verschärften Ausgangsbeschränkung.
    Ich werde heute mal wieder eine Skype-Homeschooling-Stunde bei den Lockenmädchen in den USA übernehmen, damit meine Tochter mal ausspannen kann. Naja, der kleine Zwerg wird sie wohl unterhalten...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Danke für den Einblick. Ich lese es immer mit Interesse.
    Sonntagsgrüße!
    Astrid

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