Saturday 26 June 2021

The week that was

 

Autobahn in Stirling - der Monsun hat begonnen


Samstag, wechselhaft. Morgens habe ich die letzten Dinge gepackt wie z.B. das LĂĄppi, da ich erst noch den letzten Samstagsplausch verlinken musste. Dann umrundeten wir Katz und Hund und brachten sie in ihr jeweiliges GefĂĄngnis. Sie waren nicht begeistert, ich auch nicht, aber was muss...die Katze bekam mein T-Shirt ins KĂłrbchen gelegt, in dem ich die letzten zwei Wochen geschlafen hatte, damit wenigstens etwas vertraut roch. Der Hund kam etwas weiter im Dorf ins HundegefĂĄngnis, samt Spezialkost. Nachdem wir daheim den Jungen aus dem Bett geworfen hatten (er hatte das Fussballspiel bei seinem Freund geschaut) und er ebenfalls gepackt hatte, luden wir den Kofferraum gerade als es anfing zu regnen. Unterwegs hatten wir abwechselnd Regen und bewĂłlkt aber trocken, je nach Landstrich, bis wir in Oban ankamen. Hier schien ein Bisschen die Sonne. Die Kinder setzten erstmal ihren am Mittag rĂșde unterbrochenen Schlaf fort, der Mann und ich kauften das NĂłtigste ein und ich richtete mir meinen Arbeitsplatz ein in der KĂșche unserer Ferienwohnung - mit Blick auf Kerrera, die Berge von Mull und die "Lord Nelson", ein dreimastiges Segelschiff, die vor Kerrera vor Anker lag und die ich vor 26 Jahren das erste Mal sah. Die "Lord Nelson" segelt mit behinderten Kindern in schottischen GewĂĄssern. Jeden Tag Meer! Direkt vor der HaustĂșr. Und aus dem Wohn- und Schlafzimmerfenster sehen wir den FĂĄhrhafen.

Sonntag, von regnerisch zu Sonnenschein. Um 4 Uhr 26 war ich wach, das Wasser in der Bay war spiegelglatt und vor Kerrera dĂșmpelte das Segelschiff vor sich hin. Die Wetter-App verkĂșndete, dass der leichte Regen "in 11 Minuten" aufhĂłre - stimmte natĂșrlich nicht. In Schottland war Vatertag. Der Junge hatte daran gedacht, das Tochterkind nicht...der Mann sass bis Mittag am Fenster und sah anderer Leute Hunde zu am Strand. Wir beobachteten Student/innen der Uni in Dunbeg (=Meeresbiologie), die etwas am Strand zĂĄhlten und aufzeichneten wĂĄhrend der Rest ihrer Gruppe auf der Treppe sass und ratschte. Der krĂĄftige Geruch von Seetang hing in der Luft. Wir nahmen unsere Essensplanung in Angriff fĂșr die Woche, besorgten Lebensmittel und spielten Jenga mit dem kleinen KĂșhlschrank - das Tochterkind wich ihrem VersĂĄumnis elegant aus indem sie den Mann fragte, was fĂșr einen Kuchen er denn gerne hĂĄtte, schliesslich lĂĄsst sich der nicht gut packen...:D (Man munkelt, ihre Mutter hĂĄtte eine Hand im Spiel gehabt, aber das sind nur GerĂșchte, nur GerĂșchte, sag ich Ihnen! :D) Und nach dem Kaffee und Kuchen spazierten wir zum FĂĄhranleger, der uns keinen Fahrplan geben wollte - Covid-Massnahmen, verstehen wir - , sodass ich stattdessen Karten online buchte. Was gar nicht einfach war, da Passagierzahlen begrenzt und viele Tage ausgebucht. Zeitweise setzten sie die kleinere MV Coruisk ein, die normalerweise eine Nebenstrecke bedient, auf der darf man dann das Auto bei der Úberfahrt nicht verlassen...  



Montag, sonnig. Ich hĂłrte am frĂșhen Morgen die Ansage auf einer der ablegenden BigMacs und zwei Minuten spĂĄter zog der "Clansman" an mir vorĂșber auf dem Weg nach Coll und Tiree. Es "zieht" jedes Mal ein Bisschen, wenn ich eine der FĂĄhren aus der Bay fahren sehe - ich kann mir nicht vorstellen wieviel schlimmer das fĂșr die Alten gewesen sein muss, die wĂĄhrend der Highland Clearances den Schiffen nachsahen wie sie sich auf den Weg nach Kanada, Amerika oder Australien machten - wohl wissend, dass sie ihre Familien an Bord nie wieder sehen wĂșrden. Nach solch aufmunterndem Sinnieren Ășber schottische Geschichte fĂșhrte unser Weg Ășber Land in den fabelhaften Kilmartin Glen, wo wir schottische Geschichte bis in die Jungsteinzeit zurĂșckverfolgen konnten...das Museum wird erweitert und ist bis 2023 geschlossen, aber die Cairns und Steinkreise stehen seit Tausenden von Jahren. Der Junge kroch gar in eine hinein...und wir gerieten beinahe in eine heidnische WiccaHochzeit, die dort an der Sonnwende in Temple Wood stattfand mit einer "Handfasting"-Zeremonie und einer Zelebrantin wie aus dem Fantasyfilm, im wallenden Tie-dye Kleid in lila & rosa und einem Kapuzenmantel. Nach Nether Largie, der Cairn und den Steinkreisen von Temple Wood ging es weiter nach Lochgilphead und an den Crinan Canal. Die Sonne brannte mir den ganzen Mittag auf den Pelz, weil sich das Auto natĂșrlich aufheizte. Bei der Heimkehr sass ich mit offenem Fenster in der Meeresbrise, mit dem GeschirrspĂșler hinter mir als Begleitmusik, wĂĄhrend der Mann seine Familie anrief, weil er etwas bestellt hatte und die ihm das laut email daheim vor die TĂșr gestellt hatten im Laufe des Tages...ich frage schon gar nicht mehr.

Dienstag, sonnig. Covid erschwerte uns das Island-hopping ungemein, alles musste vorasusgebucht werden und da wir in Lockdown Level 2 jede Menge englischer Mutanten Touristen in den Highlands hatten Dank problematischer Auslandsoptionen, war fast alles ausgebucht (natĂșrlich gut fĂșr die lokale Tourismusbranche). Die Western Isles werden aufgrund ihrer Demografie ohnehin mehr geschĂștzt als anderswo, auch von der FĂĄhrgesellschaft selbst, die PlĂĄtze streng limitiert. Zum GlĂșck sind einige Inseln viel nĂĄher und einfacher zu erreichen...Seil, Easdale, Kerrera und Lismore z.B. liegen quasi vor Obans HaustĂșr, und die letzteren waren nach wie vor "Neuland" fĂșr mich. FĂșr diesen Tag hatten wir Seil auf dem Programm - Easdale ist nur per Boot erreichbar, aber nach Seil kann man mit dem Auto fahren, Ășber die "BrĂșcke Ășber den Atlantik". Der Meeresarm, der Seil vom Festland trennt, ist an der Stelle schmal genug fĂșr eine SteinbrĂșcke. Seil ist eine "GĂĄrtner-Insel", jeder Garten ist voller bunter Blumen, viele kann man einfach so anschauen gehen wenn sie das gelbe "Garden open"-Schild raushĂĄngen. Wir steuerten Ellenabeich und die Kliffs von Dun Mor an, dort kann man auch nach Easdale Ășbersetzen oder auf Seafari zum Whirlpool von Corrywreckan gehen. Die legte gerade vollbesetzt ab als wir dort waren, also bauten wir Schieferpyramiden, holten uns ein Eis und trĂłdelten wieder heim - Mann und Kinder wollten Fussball schauen und vorher noch ein Curry essen, damit der Magen gefeit war fĂșr das Bier und die Aufregung...


River Teith in Doune


Mittwoch, Nieselregen. Ich sass wieder in der KĂșche, mit dem GeschirrspĂșler hinter mir der mit den Resten des Curries zu tun hatte, und sah dem Mann zu der Boottrips anbietet, wie er im Schlauchboot zu seinem Boot ruderte. So eine haben wir vor vielen Jahren gemacht zur Robbeninsel, allerdings von Tobermory aus. Mittlerweile wĂșrde ich da weitere Kreise ziehen...Auf Staffa brĂșten gerade die Puffins (Papageientaucher). Das ist eine Zeitfrage, da wir erst nĂĄchste Woche einen Platz auf der FĂĄhre haben und das erst ab Mittag: Diese Touren beginnen dort. Wir waren stattdessen im Buchladen unserer Wahl und dann wollten Mann und Tochterkind Mittagessen. Weder der Sohn noch ich waren hungrig weil wir daheim etwas hatten, aber dem Mann war nach einem Fry-up, traditionelles KaterfrĂșhstĂșck in diesen Gefilden. Wir steuerten einen der SupermĂĄrkte an, deren Hygienemassnahmen ich beobachtet hatte beim Einkauf - der Sohn musste eine Packung Socken kaufen, weil er die beim Packen eine Stunde vor der Abreise scheinbar vergessen hatte: Living on the Edge. :D Wir zogen einen Regentag vor dafĂșr, weil da nicht gar so viele EnglĂĄnder unterwegs waren - wer weiss was die mitgebracht haben. An sonnigen Tagen wimmelte es vor den Cafes und in den LĂĄden. Gut fĂșr die Branche, mir zuviel. 

Donnerstag, Nieselregen. Meine Wetter-App sagte mir wieder einmal, dass es in 10 Minuten zu regnen anfinge am Morgen. Der Mann hatte RĂșcken, die Kinder und ich neue BĂșcher, der Tag BeschĂĄftigung. :D Hatte ich in der Nacht noch ein wenig mit Lichtfotografie gespielt, brachte der Morgen tiefhĂĄngende Wolken und kĂșhle Temperaturen. Es regnete erstmals an die Fenster. Bei einem GebĂĄude, das direkt an der Esplanade steht, also eine Strasse und einen Parkplatz vom Meer entfernt, war das zu erwarten, nur fotografiert es sich dann nicht so gut...
Ich geriet an einige fĂșrchterliche K-Dramas auf You Tube, die sind ĂĄhnlich grauslig wie diese indischen moralischen Filmchen auf Facebook  - dasselbe Lied dudelt fĂșr 18 Minuten als Soundtrack. Und die Untertitel sind kompletter BlĂłdsinn. :D Auf jeden Fall zeichnete sich ein Thema ab, dass der Hauptdarsteller (gerne gross mit einem arroganten Grinsen) die Hauptdarstellerin (gerne klein, ungeschickt und verschĂșchtert) an den Handgelenken herumzerrt - ĂĄhhhhm...okaaayy. Oder eher nicht okay. Sie schaffen es gar, aus einigen Serien zu machen: Telenovelas auf Koreanisch, mit russischen Synchronsprechern und verhackstĂșckten deutschen Untertiteln. Mon dieu.


Callander, Loch Lomond & Trossachs National Park

Freitag, sonnig. Die Wetter-App sagte von nun an sonnig voraus fĂșr den Rest des Urlaubs. Ich sah zum FrĂșhstĂșck einem am Vortag eingelaufenen zweimastigen Segelschiff zu, wie sie ihre WĂĄsche erledigten und sie an Deck in der Brise hĂĄngen hatten. Die unromantische Seite des Piratenlebens. :D Und dann rollte als Kontrastprogramm die "Isle of Lewis" ("Eilean Leodhais") dahinter in den Hafen, die zweitgrĂłsste FĂĄhre, die CalMac im Wasser hat. Sie ist Ășber 100m lang, bediente ursprĂșnglich als damals schnellste CalMac-FĂĄhre die Linie von Ullapool nach Stornoway auf den Western Isles und ist heute die Verbindung nach Barra in den ĂĄusseren Hebriden.
Der Mann wollte seinen RĂșcken testen, daher steuerten wir selbstverstĂĄndlich ein historisches GemĂĄuer an - nach Dominic Cummings' Vorbild testet man nichts mehr auf eine andere Weise als mit einem Familien- Trip zu einem Castle o.ĂĄ.. Tried, tested and Boris-approved. ;D  In unserem Fall war Barnard dann doch zu weit, daher beliessen wir es bei Ardchattan Priory am Loch Etive, einer Klosterruine aus dem 13. Jahrhundert. Der Garten des Hauses steht Besuchern offen fĂșr eine Spende an einen gemeinnĂștzigen Verein. Was etwas seltsam ist, weil wir buchstĂĄblich durch deren Garten stiefelten - mit Blick in ihren Wintergarten. Áåååhhh...nicht ganz mein Fall, aber schĂłn ist der angelegt, mit Blick auf das Loch. Loch Etive erstreckt sich bis nach Glencoe. Auf der Fahrt Ășber die Connel Bridge sahen wir auch die Falls of Lora in action, die GezeitenfĂĄlle, als in diesem Fall bei Ebbe das Wasser aus dem Loch strĂłmte. Das wirbelte krĂĄftig...


Sweet Chilli Chicken Noodle Salad zwischendurch


Heute steht ein weiterer sonniger Tag an, da trinke ich einen Eiskaffee mit Blick auf die Bay und auf Kerrera mit Andrea, bevor wir uns auf den Weg machen.



Room with a View - nicht Ășbel als Arbeitsplatz! :D

Thursday 24 June 2021

The Smiddy, Lochgilphead

 

The Smiddy, versteckt in einer Nebenstrasse in Lochgilphead. Dort landeten wir auf Empfehlung einer Cafe-Managerin, die in ihren RĂĄumlichkeiten keinen Platz mehr hatte. 


Schon beim Betreten fiel uns die Kuchentheke ins Auge, weil da nicht ganz alltĂĄgliche Leckereien warteten - teils vegan, glutenfrei und anders kombiniert als gewohnt. Mir hatten es die Karamell-Biscoff-Millionaires angetan.



Die Speisekarte war dann ebenfalls einfallsreich und nicht alltĂĄglich. Nachdem der Sohn sich das letzte Reuben-Panini sicherte, bestellte ich den Kichererbsen-Burger mit rosa Coleslaw, Roter Beete und Melonen-Salat, Sweet Chilli und Tortilla Chips. Lecker. 



Wir trafen Hamish, die Rainbow-Dreadlock-Zebra-Coo



Das Tochterkind wollte nicht allein ein Dessert bestellen, also opferte ich mich als gute und pflichtbewusste Mutter und liess mir dasselbe bringen: Pavlova mit Sahne und Fruchtkompott. :D 



Und als wir wieder aufbrachen schaffte ich es doch, ansatzweise beide Kinder im selben Foto abzulichten...