Tuesday, 30 June 2020

The Long Walk back to Normality

Wobei "Normalität" ja nicht ganz zutrifft - in meinem Beruf bleiben uns die Masken vermutlich erhalten von nun an. In der asiatischen Tradition, wenn wir erkältet sind. Oder wir bleiben gleich daheim...das hängt allerdings auch von der Personaldecke ab. Ab August peilen wir an, zu unseren "alten" Schichten zurückzukehren - je nach R-Lage.


Erstmals seit langen Monaten wieder auf einem Bahnhof, eines sonnigen Morgens


In der Mitte "eingeschnürt":

Der "Central Belt" von einer Küste Schottlands zur anderen

Während wir alle nicht geguckt haben wurde es Sommer im Land.



Masken sind Pflicht und die off-peak Züge fast leer

Falkirk Grahamston, mitten in der Stadt. Es gibt auch Falkirk High.


Polmont

Was sich draußen im Land getan hat ging fast unbemerkt an uns vorüber.
Zu Beginn des Lockdowns waren die Bäume noch kahl und nun wird schon geheut.


Verlinkt mit Betty in NZ

Sunday, 28 June 2020

One for the Books



gelesen: Peter May, "Lockdown"
            Colin Cotterill, "The Rat Catcher's Olympics" und "Don't Eat Me"  (Dr. Siri Paiboun Mysteries Nr.12 & 13)
            Caroline Criado Perez, "Invisible Women"



Saturday, 27 June 2020

The week that was

Is this a manifestation of the very odd craze of stapling bread to trees?

Samstag, sonnig, 20 Grad. Mittsommer. Ich schlief lange und danach machten das Tochterkind und ich uns auf einen dreistündigen Spaziergang - nach dem sie erstmal schlafen gehen mußte. :D Wir setzten uns auf halbem Weg zum improvisierten Picknick auf eine Bank und holten uns ein Eis. Der Mann verschlief den Tag, abgesehen vom Shoppingtrip für seine Mutter. Das laugt ihn scheinbar komplett aus. Oder liegt es an ihr? :D 
Sie beschwerte sich erstmals so richtig über die Corontäne und verlangte daß die Enkelin sie sehe und Zeit mit ihr im Haus verbringe. Was noch nicht erlaubt ist, der "im Haus"-Teil...abgesehen davon, daß sie mit mir lebt und daher etwas schärfere Beschränkungen gelten, wenn ich nicht unsere hochgefährdeten Bewohner meucheln will. Nachdem wir sie 14 Wochen lang geschützt haben wäre das nicht so toll: Im Gegensatz zur englischen Regierung wollen wir sie am Leben halten! Wer der Meinung ist daß sie doch "sowieso bald sterben würden", darf sich bei uns nicht blicken lassen, und da beziehe ich ganz Schottland mit ein. Einige unserer Bewohner in anderen Einrichtungen werden dieses Jahr über 100 Jahre alt, für uns ist das ein Grund zu feiern!
Sonntag, regnerisch mit Wind, 16 Grad. Vatertag. Ich arbeitete allein mit der neuen Springerkraft in der Küche, während der Vater scheinbar im Garten zündelte. Ich kam heim zu einem Hexenring aus Asche mit Astwerk drumherum und er riecht wie ein geräucherter Kipper. Zur Freude der Nachbarn, zweifellos - "Zurück in die Steinzeit!" Da hätte er seinen Braten auch gleich reinwerfen können, für die Authentizität. Ein Ast der noch übrigen Esche ist nun leicht angekokelt.
Ich hatte die Einführung zu beenden mit der Springerkraft. Es ist wieder eine Freude, wenn ich die Küche einfach Jemandem überlassen kann und das funktioniert wunderbar. Ich kann meinen eigenen Kram erledigen. 
An Sonntagen bin ich ja 30 - 40 Minuten zu früh in der Arbeit, nachdem der Mann die frühe Stunde für Mitarbeiter des Gesundheitswesens nutzt im Supermarkt. Da ist dann schon alles desinfiziert im Gebäude, bevor der Tag so richtig anfängt.
So hatte ich etwas Zeit um mir Zugverbindungen anzusehen - die sind nun auch eine Geduldsprobe mit den unzähligen Corona-Warn-Pop ups, die ich da ständig wegklicken mußte! Das weiß ich doch alles!







Montag, bewölkt bis regnerisch, 17 Grad. Meinen zwei neu gepflanzten Clematis gefällt es. Nachdem die weiße nach über 15 Jahren einen kalten Winter nicht überlebt hatte, habe ich sie mit gleich zwei Varianten ersetzt - einer "Pink Fantasy", die vom Frühsommer bis Herbst blüht, und dem lila Sommerblüher "The President". Die dürfen sich durcheinander wickeln...der Honeysuckle auf der anderen Seite blüht auch, der hat nun wieder Licht und Luft. Ich habe meine freie Zeit damit verbracht, ein Buch auszulesen und ein anderes anzufangen. Eine Premiere meiner Corontäne! Allerdings haben wir nun auch Dauerregen.
Dienstag, regnerisch, 16 Grad. Wieder ein Tag, an dem ich hauptsächlich gelesen habe. Buch Nr.2 war beendet und Nr.3 wurde angefangen. Ich war auch im Supermarkt, mit einer Einkaufsliste von zwei Kindern ("Süßkram und Snacks! Ein halbe Tonne davon!") und mußte Bargeld holen, für den Fall daß im Konsulat die Maschine nicht funktionierte. Wenn ich mal frei habe...
Ich brachte weitere Masken heim, jetzt da sie Pflicht sind: Ich brauchte welche für Donnerstag, weil das Generalkonsulat mich ohne nicht reinließ. Lieber ein paar extra in der Tasche als eine völlig zu durchnässen, bevor ich dort ankäme. Und das war der bisher teuerste Pass meines Lebens - so summa summarum kam der auf etwa £150.- mit all den Extras, die dieses Jahr eben nötig waren (wie z.B. Expressverfahren) aufgrund all des Coronasch.....aber ich greife vor.
Leben in den Zeiten von Corona. 


Die Triple-Kamera des neuen Handies. Kauft sonst jemand Handies für ihre Kamera?

Mittwoch, sonnig, 21 Grad. Schweißtreibend war es in der Arbeit. Die Chefin und ich arbeiteten alleine, sie in der Küche, ich zwei Jobs nebeneinander her. Wobei ich froh war, in der Hitze nicht in der Küche zu stehen! Wir hatten den Rattenfänger und einen Chiropodisten im Haus, bekamen seitenweise Void-Guidance gemailt (nun sollen potentielle Mieter die Wohnung scheinbar allein ansehen und den Manager im Büro auf dem Handy anrufen, wenn sie Fragen haben...und dann muß alles, was sie angefaßt haben, desinfiziert werden. Wenn wir nicht sehen, was sie alles anfassen....? Und das sind nur zwei der Punkte in 35 Seiten mit Anweisungen) und hatten auch sonst nicht wenig zu tun.
Eine unserer Dramaqueens war auch wieder in Hochform, dieses Mal hatte sie sich eingeredet daß sie schwitze, weil sie Covid habe. Und Covid bekam sie scheinbar von einer anderen Bewohnerin, die sie auffing als sie stolperte (Arthritis)...diese Bewohnerin ist seit Mitte März in Corontäne und hat niemanden ihrer Familie gesehen (in der Tat verkündigt sie immer wieder mal: "I think my family are all dead!" - Demenz, und ihre beiden Söhne sind selbst hochgefährdet bzw. arbeiten an der Frontline als Sanitäter und halten sich deshalb fern). Im Gegensatz zu ihr selbst. Vermutlich hatte sich ihre Tochter mal wieder geweigert, ihren Wünschen nachzukommen.




Donnerstag, sonnig, 24 Grad. Ideales Wetter, um in einer aufgeheizten Metalldose zu sitzen. Der Spaß begann schon mit der Homepage von Scotrail, wo bei jedem Klick das popup auftauchte mit der Covid-Warnung und uns zwei Optionen gab: "Go back", das wunderbar funktionierte, und "Book tickets", bei dem sich überhaupt nichts tat. "Go back" schickte mich dann auch brav zurück zur Wahl meiner Bahnhöfe, von denen aus ich die Fahrt anzutreten gedachte, aber sobald ich das Feld anklickte...ja, das popup poppte wieder up. Ich kam nicht dran vorbei. So mußte ich auf allerlei Umwegen den Fahrplan suchen und den Fahrpreis schätzen...letzten Endes klappte das aber, worüber ich froh bin - denn der einzige Grund, der mich dieser Tage einen Zug nach Edinburgh besteigen läßt ist der leidige Reisepass. In den stempelten sie dann auch prompt ein großes schwarzes "UNGÜLTIG".
No kidding.
Edinburgh war jedenfalls recht menschenleer verglichen mit bisherigen Besuchen, was mir ja recht war, weniger Ansteckungsmöglichkeiten. Und da ich für sowas haarklein vorausplane dauerte der Antrag keine 10 Minuten. 103.- Euro für 10 Minuten, plus £28.- für notwendigen Kram und die Bahnfahrkarte. Ähhh...ja. Wenigstens hatte ich Zeit, mit der Triple-Kamera des neuen Handies zu spielen. Und im Gegensatz zu manch anderen Zügen kam meiner pünktlich, während andere Verspätung hatten aufgrund von "altercations with passengers". Das ist mal was Neues! Scheinbar tat da jemand die Temperatur nicht gut und sie fingen an zu - was? Streiten? Randalieren? Masken verweigern?




Freitag, Regenschauer mit Gewitterwarnung, 24 Grad. Der Tag fing naß an, mit Regen der zwischendurch immer wieder kurz sehr kräftig wurde. Ich war dran mit Katzenklo vor der Arbeit und das durchnässte mich bereits völlig...:D (ich bin immer dran mit Katzenklo, btw.)
In der Arbeit hörten wir endlich von einem der Apparatschiks - sorry, Senior Management - auf unsere Frage, wann wir denn aus dem Lockdown kämen: Mit sofortiger Wirkung seiner email! Alle anderen Einrichtungen hatten Phase 1 und nun Phase 2 der Lockerungen bereits, nur wir schmachteten weiterhin im Lockdown, weil sich der Boss des Bosses meiner Chefin vor einer Tochter fürchtete, die Rechtsanwältin ist und ihm gedroht hatte weil sie keine Familienmitglieder in unserer Einrichtung sehen wollte. Ähem. Das kam nun von seinem obersten Boss. Weil es doch nicht ginge, daß eine Einrichtung so völlig aus der Reihe tanzt.
Unsere Dramaqueen hat auch wieder gedramaqueent (?) - sie jammerte wieder daß sie den Virus habe, von dieser anderen Bewohnerin, und dieses Mal sagte sie das auch zu ihrer selbstisolierenden Tochter - die das keiner Antwort würdigte. Nicht das gewünschte Resultat. Also rief sie ihren Arzt an. Der dachte sie hätte vielleicht einen Mini-Schlaganfall gehabt, weil sie so undeutlich sprach und schickte den Sanka. Als die Chefin sie in ihrer Wohnung besuchte grinste sie und weigerte sich, mit dem Sanka mitzugehen. Die Chefin rief ihre Tochter an, ihre Tochter rief bei Muttern an und sagte zu den Sanitätern, daß sie sie mitnehmen sollten. Also wurde sie ins Krankenhaus gebracht. Sie dachte scheinbar daß ihre Tochter dann zu Besuch käme - Pustekuchen, niemand darf rein! Woraufhin sie so aufgebracht war, daß sie nicht untersucht werden konnte und über Nacht behalten wurde. Sie ist jetzt wieder daheim nachdem sie absolut nichts fanden, völlig gesund - und nun darf sie 7 Tage die Wohnung nicht verlassen, weil sie im "Corona-Central" Krankenhaus war...der Schuß ging nach hinten los.
Und ihre Tochter ist sauer und wollte, daß wir ihr das Essen in voller Schutzmontur bringen. 
Sie erzählte bei ihrer Heimkehr im Übrigen jedem, daß sie einen Mini-Schlaganfall gehabt hätte. Irgendeinen Grund braucht frau ja...




Ich setze mich nun in Berlin an den Kaffeetisch, bevor ich mir überlege, was ich heute gern tun möchte.