Saturday 20 June 2020

The week that was

The "No-Deal"-Prep starts once again. *seufz*

Samstag, regnerisch und kühl, 14 Grad. Wer hätte es gedacht, Runde 3 der Bevorratung hat begonnen...nachdem diese Dünnbrettbohrer in London eine Verlängerung der Übergangsperiode verneint hatten. Dieses Mal, wer hätte es für möglich gehalten, ist die Ausgangslage sogar noch trostloser als je zuvor, da Covid alle Vorräte an Medikamenten etc. verbraucht hat, die sie für die "Freiheit" angelegt hatten. Wenn's wegen Corona schon knapp wird und dann noch "No Deal" dazukommt? Daß sie die Standards für Lebensmittel zugunsten der USA heimlich still und leise unter den Tisch fallen lassen wollten hatten wir ja schon - chloriniertes Hähnchen und Rattendreck, wunderbar...und dann den NHS an die Amerikaner verkaufen, von denen ein Covid-Überlebender in Seattle gerade eine 181-seitige Krankenhausrechnung von $1.1 Millionen überreicht bekam! 
Und wer nach über 64.000 unnötig Toten von Covid und über 130.000 unnötig toter Kranker und Behinderter immer noch glaubt, daß sie "das nicht tun würden", dem kann Keiner helfen.
Der Grund für das zu frühe Aufheben und systematische Aufweichen des Lockdowns in England wurde jedenfalls nun veröffentlicht: Ein Fall des GDPs (Bruttosozialprodukt) von -20,4% für den April, ein rekordhaltiger Absturz. Deshalb wollen sie alle wieder in der Arbeit haben. Und nur deshalb. Weil "one" ja nichts verdient wenn der Pöbel nicht für "one" schuftet.
Sonntag, bewölkt, 22 Grad. Angeblich. Die meiste Zeit war es diesig und von Sonne keine Spur, erst gegen Nachmittag konnten sich die Bewohner im Garten sonnen. J. und ich hatten einen entspannten Tag, nachdem er am Tag zuvor von der Chefin mit soviel Arbeit eingedeckt wurde daß meine Vertretung mich per SMS fragte, ob sie ihn rein zu ihrer Unterhaltung stresse...zumal wir keinen Agenturkoch bekamen und er deshalb in der Küche war, unverhofft. Und sie ein Rezept erstmal googeln mußten, weil er noch nie einen Cobbler gesehen hatte. Am Sonntag kochte er ganz entspannt weil er wußte, was von ihm erwartet wurde. Er braucht das stressfreie Klima, sonst verliert er völlig den Überblick: Struktur, ein Zeitplan und er macht das wunderbar - Stress und Hektik und er versteht nur noch Bahnhof. Das ist die Natur seiner Lernbehinderung und das wußte sie vorher...




Montag, bewölkt, 20 Grad. Überstunden. Den Bewohnern ist es recht...sie atmen jedes Mal auf wenn die Chefin eine zeitlang nicht da ist. Einer schüttelt zwar jedes Mal den Kopf und kommentiert über die "Arbeitsmoral mancher Angestellter hier", aber auch ihm ist diese Version lieber...:D Wir hatten jedenfalls wieder einen entspannten Tag, munterten die kranke Kollegin etwas auf mit allerlei alberner SMS und erledigten unsere Arbeit. Nebenbei hatte ich zwei verschiedene Dinge zu organisieren, damit die Chefin bei ihrer Rückkehr nicht gleich wieder stundenlang am Telefon hängen wird mit zahllosen Beschwerden. Sollte sie verkatert sein vom Geburtstag ihres Partners hilft das jedoch alles nichts...
In meiner freien Zeit war ich auch gleich auf der Webseite des Generalkonsulats, da sie Termine für den Juni veröffentlichten - mein Pass ist bis zu meinem neuen Termin exakt 7 Monate abgelaufen. Wenn ich vor dem 31.12. noch "Settled Status" beantragen muß wird es langsam Zeit. Dazu wollen sie zuallererst den Pass eingescannt haben. Daß de Pfeffels Regierung nicht mit etwaigen Versprechungen einer Übergangsphase bis Juni 2021 zu trauen ist, muß ich hoffentlich nicht erklären...Vorsicht ist die Mutter der Porzellankiste. Nur durch Vorsicht konnte ich in den Europawahlen wählen, während dem Kind die Stimmabgabe untersagt war weil sie ein neues Sonderformular nicht rechtzeitig bekam, von dem EU-Bürgern gar nichts gesagt wurde vorher.
Dienstag, bewölkt bis sonnig, 17 Grad. Genau rechtzeitig, nämlich am Dienstag, öffnete der Laden wieder, der auch Passfotos macht. Im Automaten schaffte ich es letztes Mal gerade so mit Ach und Krach, daß das Foto akzeptiert wurde, ganz glücklich waren sie damit nicht. Er hatte eine Vorlage und das ausgemessen, denn deutsche Ansprüche sind wesentlich exakter als britische: 32 - 36mm von Kinn zum Haaransatz. Dabei erzählte er mir von russischen und chinesischen Anforderungen, die ein Alptraum seien...er war überhaupt sehr gesprächig, nach so vielen Wochen daheim isoliert mit seiner MS-kranken Tochter und seiner Frau, die Lehrerin ist. Zuhören kann ich! :D Meine Tutorin kommentierte meinen Lernstil mal mit "You must have excellent listening skills!", weil ich nebenher mitschreibe 
(=doppelt verankert in der Erinnerung). Ich weiß nun allerhand über Stephen, den Franchisee. :)) 
In der Post war ich auch und habe die selbstadressierten Special Delivery-Umschläge samt Porto drauf daheim, die sie zum Zuschicken des Passes haben wollen. 2020 wird ein interessantes Jahr für Passfotos - die Verewigung der Coronafrisuren! :D 



Mittwoch, sonnig, 18 Grad. In der Arbeit mußte die Chefin kochen, weil wir keinen Agenturkoch fanden. Mir blieb die Büroarbeit und das Putzen. Und an Büroarbeit hatten wir genug, nachdem uns ein Head of Service eine Liste dessen um die Ohren gehauen hatte, was in den Property Folder müsse. "Property Folder" hört sich nach nicht viel an - das Ding wiegt eine Tonne! Da ist jedes einzelne Formular drin, das in unserer Einrichtung an Checks anfällt. Für die wöchentlichen sammeln wir alle bereits ausgefüllten für zwei Jahre. Da kommt was zusammen! Ich mußte ordnen und downloaden und ergänzen, nachdem der Property Officer unseren Folder nicht allzu übersichtlich fand. So nebenbei wurde ich in Keystone Asset Management trainiert. Damit kam wieder Arbeit, die bisher in den HQs erledigt wurde, mit auf unsere Aufgabenliste, das ist der einzige Grund warum wir nun Zugang zum "Allerheiligsten" der Property-Abteilung haben. Wir können fortan mitverfolgen, wie weit unsere Works Orders sind oder wann ein Handwerker zum Service für was kommen wird - und deren Reports oder Zertifikate selber downloaden.
Donnerstag, sonnig, 19 Grad . Wir waren zu Viert - die Chefin beim Einlernen einer neuen Springerkraft in der Küche, ich im Büro und Kollegin C. tat ihre Arbeit. Und es war gut...nach wie vor jede Menge Arbeit, aber wir kamen voran damit und die Springerkraft ist gut und interessiert und arbeitet gleich zum Einstieg mehrere Wochen 6 Tage die Woche, da Julz krank und J. im Urlaub ist. Sie wird auch die Kolleginnen vertreten und in deren Job eingelernt werden. So weit, so gut. Ich war den ganzen Tag am Scannen und emailen und Anrufe beantworten und kam trotzdem ganz verschwitzt heim. Zur Sauna, in der wir arbeiten, fehlt das Abkühlbecken...und daheim wartete "he indoors", der den ganzen Tag daheim arbeitete, 75% der Zeit über von seinem Sessel aus, und wollte daß ich koche, frisch aus der einen Sauna in die nächste. Weil er ja auch noch dazu abgespült habe - nach drei Tagen...
So nebenbei bemerkt ist das nicht mehr normal, dieser langandauernde Sonnenschein in schottischen Landen. So wenig wie die Affenhitze und der fehlende Frühling in Deutschland. 
Wenigstens sinken die Todesfälle immer mehr und wir steuern zwischen Montag und Ende des Monats langsam Phase 2 der Lockerungen an. Nun herrscht auch Maskenpflicht in den Öffis.


Nachts um 10 beim Wäsche aufhängen im Garten
erwischt, zwischen dem Verscheuchen der Midges
und dem beginnenden Regen...soft rinse, please.




Freitag, wechselhaft, 20 Grad. Ich ging kurz in einem der kleinen Supermärktchen vorbei vor der Arbeit. Denn da wurde es intense. HR war aufgewacht und wurde endlich aktiv, einmal was Kollegin 1 betraf, die von daheim aus ein Bräunungsstudio betreibt während sie bei uns krankgeschrieben ist, und einmal wegen der Kollegin in Not, die von ihnen verursacht wurde. Ich mußte zwei Wochen lang nadeln bis die Chefin sich dessen richtig annahm (da das von ihr kommen muß)...aber an diesem Morgen war HR eine Stunde lang am Telefon, nachdem ich sie letzten Endes als Staff Rep angesprochen hatte. Und HR sagt nun, daß das auf gar keinen Fall so stehengelassen werden könne, sie müßten etwas tun. Wir warten gespannt darauf, was das ist. 
Und Kollegin 1? Darin liegt eine Lernerfahrung für alle - HR sah sich ihr öffentliches Facebook an. Auf dem sie postete daß sie wieder offen sei für Business, als sie bei uns Langzeit krankgeschrieben wurde Anfang März...ein Einstein-Visa bekäme sie keins von den Amerikanern. Einerseits kann ich durchaus verstehen, daß die Natur ihrer Krankheit mit flexiblen Terminen besser zu handhaben ist (=wenn's ihr nicht gut geht, nimmt sie einfach keine an an diesem Tag) - andererseits arbeite ich nun seit Ende Februar auch an ihren Tagen einen doppelten Job, weil niemand einspringen kann, zusätzlich zu jedem Sonntag. Während sie als Hochgefährdete mit Typ 1 Diabetes (!) wildfremde Mitmenschen (!) im Lockdown (!) in ihrem Haus (!) orange färbt...nein, Einstein ist sie nicht. 




Heute setze ich mich erstmal bei Andrea an den Frühstückstisch, bevor ich schaue ob die Webseite der Deutschen Botschaft immer noch "down" ist...

2 comments:

  1. Stimmt, auf einigen Pässen sind jetzt Corona-Frisuren zu sehen. Mein Vater wollte sich ja schon Zöpfchen flechten...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  2. Obwohl du ja immer munter und humorvoll berichtest: eine gewisse Verzweiflung mag ich da schon heraushören...Ist auch nicht verwunderlich bei den vielfältig nicht zufriedenstellenden Zuständen im Vereinigten Königreich. Der Umgang mit den Alten und den Folgen hat ja auch hier in meiner ganz kleinen privaten Pflegeeinrichtung zu einer veritablen Krise geführt, gestern noch mal thematisiert, als die Schweizer Tochter uns endlich wieder mal besuchen konnte. Und dann ging hinterher die Stimmung noch mal in den Keller. Ich raufe mir ja schon so dauernd die kurz geschnittenen Haare, aber wenn ich die Zahlen für GB oder Schweden sehe....
    Solche Kolleginnen kenne ich übrigens auch. Und die ist dann auch noch die Leiterin geworden in meinem Falle, da bin ich so schnell wie möglich von Bord. Wenn ich so was lese, krieg ich nen Hals...
    Dir wünsche ich in all dem Schlamassel auch ein paar erholsame Stunden & Erlebnisse!
    Herzlich
    Astrid

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