Saturday 13 June 2020

The week that was



Die Sonne bahnt sich ihren Weg

Samstag,  heiter bis wolkig, 18 Grad mit kühlem Wind. Das erste Mal war ich um 2 Uhr morgens wach als der Junge heimkam vom im Garten sitzen bei seinem Freund. Das Tochterkind hatte am Nachmittag zuvor eine "Corona"-Geburtstagseinladung, die aus sozial distanziertem Spaziergang und einem Curry im Garten bestand...wir dürfen nun maximal vier Personen aus demselben Haushalt draußen treffen. In England steigen die Ansteckungen bereits wieder, seit sie ihre Dünnbrettbohrer zu "Straßenfeiern" für VE-Day angespornt hatten am 8.Mai. Und dann natürlich Dominic Cummings, der sich sowohl für superintelligent als auch für super-extraordinär hält...
Ich legte mich mit meiner Telefongesellschaft an, nachdem ich nach wie vor keinerlei Nachricht über mein Upgrade-Handy bekam, aber eine Bestätigungsemail und ~text die besagten, daß es am 28. Mai (!) geliefert würde. Sie wollten mir im "Live Chat" weißmachen daß ich aus Versehen einen weiteren Vertrag abgeschlossen hätte stattdessen - nee, so gleich gar nicht. "I've brought the receipts", wie die Amerikaner sagen würden: Ich habe ihre email archiviert auf dem Läppi. Zumal das dann trotzdem am 28. hätte geliefert werden sollen. Scheinbar passiere es manchmal daß eine online-Bestellung "got stucked"...okay...so war dann auch die Qualität des Kundenservice. Ich muß gestehen daß ich reichlich unnachgiebig war und laut email-Etikette wohl auch unhöflich, aber nach der Versuchs-Unterstellung waren es wirklich sie, die das auszubügeln hatten. Ich hatte noch andere Pläne für den Tag! Ich mußte eine Post finden die danach noch offen hatte. Für ein Päckchen von etwas über 200g wollten sie dann £7.56 haben. 
Daylight robbery everywhere!
Ich lege mir schon noch eine Karriere als "grumpy old woman" zurecht!
Wenigstens war die Wäsche draußen und ich fand erstmals bürotaugliche Stoff-Flatterhosen, damit ich in der Arbeit nicht eingehe. Ab 15 Grad ist das borderline in unserem Brutkasten und die aus Leinen muß ich dauernd bügeln.




Sonntag, sonnig mit Brise, 16 Grad. Morgens hatten wir noch die letzten Überreste des Ölschlicks zu beseitigen. Ich war eine halbe Stunde früher in der Arbeit und habe das alles aufgereiht. Und neue Wischköpfe und ein Puder bestellt, das Fett/Öl aufsaugt und küchentauglich ist - 6kg davon...meine Vertretung hinterließ mir eine Auflistung all der Bewohner, die Chaos verursachten an meinem freien Tag. Mit zweien habe ich gesprochen, weil das nun wirklich nicht ging. Von der vergangenen Woche hatte ich auch aufzuarbeiten, da blieb etwas Papierkrieg liegen. Wenigstens schien die Agenturköchin gut gewesen zu sein, sie hatte ungefragt aufgetaut was J. am Montagmorgen kochen mußte - das spricht für sie. Und sie ließ verlauten daß sie gerne wiederkommen würde. Wir haben 6 Schichten zu füllen...! :D 
Unserer eigenen Köchin ging es nicht so gut, eine Panikattacke am Tag aufgrund all der Coronasch....., aber am Sonntag hatte Schottland erstmals keine neuen Todesfälle. Das ist natürlich kein Maß für irgendwas, aber wenigstens mal eine bessere Nachricht. 
Nun beginnt die Arbeit ja erst richtig, wenn der Lockdown langsam gelockert wird und wir auf eine zweite Welle warten. Da müssen wir noch viel mehr auf der Hut sein. Weshalb am Dienstag unsere persönlichen Masken angepaßt wurden, aber da bin ich mir gerade selbst voraus. :)) 
Die erste der zwei Flatterhosen bewährte sich! Gute Entscheidung, ich fühle sie kaum und sie hält mich kühler als alles was ich bislang getragen habe. Nein, in der Arbeit trage ich weder Shorts noch Röcke/Kleider, das ist nicht praktisch wenn ich u.U. jemandem auf dem Fußboden Gesellschaft leisten muß für mehrere Stunden...



Montag, sonnig, 15 Grad. Der Tag lief recht "rund", zur Abwechslung, abgesehen von Kleinigkeiten hier und da, die verglichen mit der vergangenen Woche nicht ins Gewicht fielen. Wir konnten ungehindert unsere Arbeit tun. Zwischendurch schneite ein Technical Officer aus einem der HQs zur Tür herein mit "Geschenken für all unsere Frontline-Mitarbeiter, die in den letzten Wochen die Stellung hielten, als Zeichen unserer Dankbarkeit." Sie fragte prompt den Feuerpanel-Ingenieur warum er keine Schutzkleidung trage. Sie selbst trug auch keine...der Mann, der die Mülltonnen auswaschen kam mit dem Kompressor, ebensowenig - sie halten sich nicht länger in der Gegenwart von Bewohnern oder uns auf, sie taten ihre Arbeit. Wobei zwei unserer Oldies mehr und mehr rebellieren, eine war mit ihrer Tochter im Auto unterwegs zu einer Nichte, die ihr die Haare schnitt. Die andere war mit ihrem Sohn im Auto unterwegs zu ihrem anderen Sohn. Wobei wir ihnen das wie gesagt nicht verbieten können. Wenn sie erfahren, daß sie erstmal bis Ende Juli weiter selbst-isolieren sollen werden sie nicht erfreut sein. 
Immerhin, der zweite Tag ohne neue Todesfälle. Das war eins der Dinge, die wir von unserem Koch der Covid-wards gelernt haben: Vor 6 Wochen war die Situation dort am Schlimmsten. Seit etwa eineinhalb Wochen starben mehr Menschen in Pflegeheimen als in den Krankenhäusern.


















Dienstag, sonnig mit Regen am Nachmittag, 15 Grad. Arbeit. Ich hatte alle Kollegen benachrichtigt da an diesem Vormittag unsere Masken angepasst wurden. Und bis auf eine kamen auch alle, um sich so ein Teil abzuholen. 
Erstmal: Sie ist wiederverwendbar, die Filter (Plural) können mit warmem seifigem Wasser ausgewaschen werden. Zweitens: Sie sitzt wirklich so fest im Gesicht daß ich beim Einatmen ein Vakuum erzeugen konnte. Drittens: Sie ist angeblich von einem höheren Filtergrad als die Masken des Gesundheitswesens. Okay. 
Aber - wer will uns damit an der Haustür stehen sehen??? Das letzte noch fehlende Element unserer vollen Hazmat-Ausrüstung, die "Gasmaske"! 
Und wie die angepasst wurde war auch so eine Sache...

  1. Ich bekam eine "Tüte" über den Kopf gestülpt, gelb mit einem Klarsichtfenster vorne und einem kleinen Loch in der Mitte.
  2. Durch das Loch wurde etwas gesprüht, das ich einatmen sollte - "Wenn es im Rachen zu schmecken ist..." Yuck.
  3. Maske auf. Auf der Stelle traben und allerlei Schabernack abhaken, während zwischen jeder "Übung" mehr Zeug reingesprüht wurde: Zählen, auf- und ab schauen, links und rechts schauen, tief ein- und ausatmen, vornüberbeugen,....
  4. Maske wieder absetzen, Tüte abnehmen und wieder wurde etwas ins Gesicht gesprüht - "Schmecken Sie's?"


Ja, absolut.






Mittwoch, regnerisch, 11 Grad. Es nieselte den ganzen Tag, nur ab und zu unterbrochen von kräftigem Regen. Die Agenturköchin von Samstag war wieder da, und oh, welch eine Wohltat sie war: Sie war in der Küche geschäftig und tat ihren Job, ohne daß jeder Handgriff erst dreimal diskutiert werden mußte wie bei unserem "Ich bin seit 40 Jahren Koch! Ich war Koch des Jahres bei de Vere! Wir nahmen an einem Wochenende £25.000 ein!"-John-of-the-Covid-wards. Wir konnten ungehindert unsere Arbeit tun. Herrlich. Sie darf wiederkommen!
Die Chefin war aus dem Urlaub zurück und holte alles nach - und welch eine Zeit sie nachzuholen hatte. :D Nicht ganz unerwartet rief sie gleich allerhand Menschen an und meckerte über dieses und jenes, was in ihrer Abwesenheit vor sich ging. Eine der rebellierenden Bewohnerinnen kam ihr auch gleich zwischen die Hörner...aber wer sich wochenlang über alle anderen beschwert und dann selbst die Regeln bricht, darf sich nicht beklagen.
An der heimischen "Front" sind wir beim Kostenvoranschlag eines Schreiners angekommen, der die Küchendecke/den Badezimmerfußboden runderneuert...er würde erstere auch gleich verputzen. Und das Abflußrohr der Wanne umbauen, damit es auch abfließt. Man sollte es nicht für möglich halten, wieviele hier z.B. eine Waschmaschine falschherum anschließen so daß sie mit Abspülwasser füllt - hatten wir alles schon...  
Donnerstag, bewölkt und regnerisch, 11 Grad. Kühl war's und nicht sonderlich einladend. Ich hatte zu viele Stunden damit zu tun, das neue Handy so "einzurichten" wie es mir zusagt...das war wirklich eine Saga die sich zog wie Kaugummi: Zwei Wochen für etwas, das am nächsten Tag erledigt sein sollte?! Vier "Berater" auf Live Chat später und ich brauchte gar einen fünften, weil niemand es fertigbrachte a) eine Bestellung aufzunehmen, oder b) eine neue SIM-Karte freizustellen und mit dem Netzwerk zu verbinden. Und ohne ging nichts mit dem neuen Handy, weder Apps installieren noch Kontakte übernehmen...dabei zahlte ich seit Dienstag die neue Rate. Fast noch ohne das dazugehörige Handy überhaupt in Händen zu halten. Mein Feedback war dementsprechend: Einen so verkorksten Upgrade habe ich noch nie erlebt. 
In der Hoffnung daß das nun hinter mir liegt habe ich zur Sicherheit noch die Apps auf dem alten Handy, bevor ich das auf Default zurückstelle und dem Tochterkind vermache. Noch traue ich dem Ganzen nicht.
Nebenbei hatte ich Zeit, die Masken auszuwaschen, da ich ungern als Darth Vader die Supermarktreihen heimsuchen würde...


























Freitag, regnerisch und windig, 10 Grad. Ich hatte ein Päckchen bereitliegen für die Post, bevor ich in die Arbeit ging. Meine Kollegin war dort in den Stockwerken unterwegs und putzte das Glas in Bilderrahmen, weil sie der Chefin aus dem Weg ging. Die hatte dann auch genug Gesprächsstoff aufgestaut um eine Stunde lang nur zu reden ohne Punkt und Komma. Das Problem ist, daß wir beide nicht sonderlich gut auf sie zu sprechen sind, nachdem sie eine andere Kollegin mit einem massiven Problem einfach hängen ließ, weil es sie nicht die Bohne interessiert. Während diese Kollegin glaubt, daß sie ein freundschaftliches Verhältnis hätten...und das Problem ist von einem solchen Kaliber, daß ich ihr die email unseres MPs getextet hatte weil nun nur er eine Chance hat, da noch was zu ändern. Verursacht von unserem Arbeitgeber, muß ich dazu sagen. Das einzige was die Chefin daran interessierte war, für wie lange sie krankgeschrieben sein wird, weil der Streß der Situation sie am Boden zerstört. Und wie sie danach mit dem Bus in die Arbeit käme, wenn die sozial distanziert fahren müssen...
Während die Kollegin sich sorgt, die Chefin verärgert zu haben mit ihrer Krankschreibung. Wenn sie wüßte, wie kaltschnäuzig und wegwerfend sie reagierte, bräuchte sie sich darüber keine Gedanken zu machen!
Die Krise beweißt den Charakter... 




Ich setze mich heute still an den Kaffeetisch. Ich habe da Einiges zu verdauen...

2 comments:

  1. Ja, doch, man wird wirklich auf die Karriere als"grumpy old woman" vorbereitet. Wobei die Darth-Vader-Rollen ja auch noch gut laufen...
    Liebe Grüße und bleib gesund!
    Andrea

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  2. Ja, es sind dramatische Zeiten... in vielfacher Hinsicht. Das muss frau tatsächlich verdauen, verarbeiten.

    Bleib gesund. Sonnige Grüße durch die Regentropfen hindurch, Heidrun

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