Wednesday, 30 September 2020

Trees for Life

Schottland wurde vor einigen Jahren von den Lesern des Rough Guides zum schónsten Land der Welt gewáhlt. Vieles davon beruht auf der Landschaft, wie sie heute zu sehen ist: Berge, Glens, Heidekraut, karge und unbewohnte Landstriche.  Wenigen Touristen und selbst vielen Schotten ist nicht (mehr) bewusst, dass das nicht immer so war. Tatsáchlich sollte diese Landschaft von Caledonian Forest bedeckt und die Glens von Bauern bewirtschaftet sein. Dass sie es nicht ist, lag an den Highland-Estates-Eigentúmern in den Jahren von 1750 bis 1860 (also der "landed gentry", dem landbesitzenden Adel), die ihre eigenen Schulden damit begleichen wollten dass sie die Bauern von ihrem Land vertrieben und stattdessen Schafe auf die Landschaft losliessen...der erste Schritt der Highland Clearances. Unter Einsatz bewaffneter Truppen. Die Menschen wurden in Crofting Communities zusammengepfercht, die plótzlich vom Fischen, Kelp sammeln oder Steine brechen leben sollten. Da diese Crofting Communities auf Dauer die Bevólkerung nicht tragen konnten, wurden sie durch "assisted passages" dazu gezwungen zu emigrieren. Die Highlands und Islands verloren 30% ihrer Bevólkerung.
Erst 2007 wurde die erste Statue errichtet, die eine Familie zeigt die ihre Heimat verlassen muss, finanziert von Dennis Macleod, einem Millionár aus Kanada, dessen Wurzeln unverkennbar in den Highlands liegen. Eine identische Statue steht in Winnipeg, Manitoba, Kanada.


Der Grund fúr diesen kurzen Ausflug in die nicht sehr "Downton Abbey"-mássige Geschichte der Highlands ist dieser: Was die Adligen damals taten, formte die schottische Landschaft wie wir sie heute sehen - sie ist nicht natúrlich. Schottland wurde úber Jahrhunderte umgestaltet durch drei Dinge, die Vertreibung der Bevólkerung (weshalb alles so leer erscheint), das Einfúhren der Schafhaltung und die Etablierung des Rotwildes fúr die shooting estates. Schafe und Rotwild lassen buchstáblich kein Kraut mehr wachsen. Rotwild insbesondere wird in den Highlands mittlerweile als Schádling betrachtet.
2018 begann ein gemeinnútziges Projekt, das "Endangered Landscapes Programme", das die Cairngorms wáhlte fúr ihr Regenerationsprogramm. Sie arbeiten an der Wiederaufforstung des Caledonian Forest nebst sieben anderen Regionen in Europa, um Europas am meisten gefáhrdete Umgebungen wiederherzustellen. Die Cairngorms sind die letzte arktische Wildnis in Europa, ein Úberbleibsel der Eiszeit.
Zeitgleich arbeitet "Trees for Life" an einem Korridor des Caledonian Forests von der Westkúste zum Great Glen und darúber hinaus, indem sie Hektare neu bepflanzen und die bestehenden Reste des Waldes mit deer fences abzáunen, die das Rotwild fernhalten, damit die wachsenden Sprósslinge eine Chance haben den Wald zu erneuern bevor all die alten Báume absterben:

"Wir brauchen diese grossen Wálder wieder - jetzt mehr denn je. 
Karbon sequestrieren, die Widerstandsfáhigkeit von Gemeinden fórdern, Úberflutungsrisiko reduzieren, den Boden verbessern, Biodiversitát pflegen und ein Wunderland anbieten, das Menschen entdecken kónnen - das sind einige der Nutzen, die ein restaurierter Caledonian Forest bringen kann."

Der Caledonian Forest ist ein temperierter Regenwald und gehórt damit zur "Lunge" des Planeten.
In Partnerschaft mit Landeigentúmern und ~managern, der Forstbehórde und Land Scotland und in ihrem eigenen flagship-estate Dundreggan ist "Trees for Life" ganz praktisch dabei, Tausende von Setzlingen zu pflanzen. Damit das
 


eines Tages wieder so aussieht:


Trees for Life


Verlinkt mit Astrid

Tuesday, 29 September 2020

Wenn einer eine Reise tut



Oban um 6 Uhr morgens. Wir waren aufgereiht fúr den "Clansman" und eine fast 5-stúndige Úberfahrt nach Tiree. Der Mann hatte die Instruktionen nicht richtig durchgelesen und kam so gleich noch zu etwas Frúhsport, weil er die Tickets im Ferryterminal abholen sollte und das bis zum Boarding nicht getan hatte.



Hier sahen wir auch eine Bekanntschaft von der Anreise wieder, einen hellblauen Bus, der uns zweimal im Affenzahn úberholt hatte. Unterwegs dámmerte ihm scheinbar, dass auf der Strecke average-speed-cameras installiert sind und er hielt fúr 20 Minuten irgendwo. Hier sahen wir erstmals den Fahrer: Mittleren Alters, beginnende Hinterkopfglatze, kurzgeschorenens Haar in einen Irokesenschnitt gegelt, Surfer-Dude-T-shirt. Spontane Abneigung meinerseits. Der Mann rief zur Milde auf...



Ich hoffte noch wider besseren Wissens dass er vielleicht die Mull-Fáhre ansteuere - nein, er endete vor uns, fúr Tiree. Konnte nicht anders sein mit dem Surfbrett im Bus. Oh well... 




Sound of Kerrera




An Mull vorbei holte uns bereits der Regen ein. Es wurden uns Sitze zugeteilt auf der Fáhre, Teile sind abgesperrt und die Cafeteria serviert nur vorgepackte Snacks. Als dem Tochterkind unwohl wurde, weil der Seegang zunahm, gingen wir nach draussen. Ich hatte als Kind stándig mit Reiseúbelkeit zu tun - seit ich force 6 auf einem Kreuzfahrtschiff úberlebt habe macht mir das so schnell nichts mehr aus.





Verlinkt mit Betty in NZ.

Saturday, 26 September 2020

"Mut zur Lúcke"

 So nennt sich Andreas Monatsmotto und das passte die letzten zwei Wochen wie die Faust aufs Auge, nachdem das vor dem Urlaub versprochene Wlan nicht vorhanden war und noch obendrauf mein Netzwerk keinen Empfang hatte. Es ging also die Quadratwurzel von úberhaupt nichts. Das bezieht sich auch auf die Umlaute, die ich auf diesem Laptop nur andeutungsweise hinbekomme...besser als gar keine.




Diesen Samstag also im Schnelldurchlauf - wir kamen auf Tiree an und deckten uns erstmal im lokalen Coop ein fúr die Woche. Auf den Inseln findet man meist nur Coops, anderen ist das scheinbar nicht profittráchtig genug weil die Ware mit der Fáhre kommt und entsprechend teurer ist. Die náchsten zwei Tage hatten wir Sturm mit 65kmh Winden und Monsunregen. Eine Insel im Atlantik...




Am ersten besseren Nachmittag fuhren wir einmal um die Insel, zur Orientierung. Dabei kamen wir an Loch Bhuisapol vorbei, wo Windsurfer auf dem Wasser waren, trotz Wetter. In der Surferhútte sass der Boss von "Wild Diamond", áltester Wassersportschule der Insel. Dort kann man alles lernen vom Windsurfen úber Surfen und Kayakfahren bis zum Kitesurfen. Also buchten wir Surfstunden fúr die Kinder fúr den náchsten Nachmittag, der sonnig werden sollte. Und wurde.
Und es gefiel ihnen so gut dass sie danach gleich eine weitere Stunde gebucht haben. 


 
Am Tag danach sahen wir uns Hynish an - dieser Fleck sieht anders aus als die anderen Ortschaften auf Tiree mit ihren modernisierten Blackhouses (siehe oben). Hynish hat Gebáude, die fúr die Arbeiter von Alan Stevenson errichtet wurden, einem der "Lighthouse Stevensons" und Onkel von Robert Louis (= "Jekyll & Hyde"). Die Lighthousekeeper-Cottages sind ganz regulár von Familien bewohnt, nebendran steht ein Museum und der Signalturm, Pier und Trockendock sind nach wie vor nutzungsfáhig - es ist eine Mischung aus Erhaltung und Nutzung, da auf der Insel Wohnraum gebraucht wird.
Am Donnerstag mussten beide Kinder ihre Schultern auskurieren und die Surfstunde verschieben, stattdessen gingen Tochterkind und Mann einmal die Lánge von Gott Bay entlang, die wir vor der Haustúr hatten. Der lángste Strand der Insel, voller Kitesurfer.



Am Freitag folgten wir einem mysteriósen Schild, das "Chocolate & Charms" versprach. In Heylipol nahe der Inselmitte hat da eine Frau aus Yorkshire einen Laden aufgebaut, der die bekannte Auswahl an Geschenkideen, Karten und Kinkerlitzchen verkauft - nebst selbstgemachter Schokolade, selbst entworfenem Silberschmuck und einem kleinen Cafe. Mit ihr unterhielten wir uns eine gute Weile úber die Insel und die Aussicht - sie erklárte uns welche Inseln wir wo am Horizont sáhen, von den Inneren Hebriden auf der Minch-Seite zu den Western Isles auf der Atlantikseite. Mit der machten die Kinder am Samstag richtige Bekanntschaft, als die Surfstunde an einen Strand verlegt wurde, den die Surfer "The Maze" getauft haben. Wann und wo sie surfen ist ganz und gar wetterabhángig.


Wir wollten gerne etwas Geld in die Inselókonomie investieren, wenn sie uns denn liessen...das ist nicht so einfach wenn fast alles wegen Covid geschlossen bleibt. Dieser Streetfood-Van gehórt zu einem Cafe in einem anderen Ort und hat nur an Samstagen offen. Den Rest der Woche arbeiten sie in jedem anderen Jahr im Cafe - 2020 ist nur der Van in Betrieb, das Cafe hat zu. Deshalb haben wir hier unser Abendessen geholt.



Der Sonntag sollte ein 3-Meilen-Hike um das Nordende der Insel werden. Der Hund kam gerade zur Haustúr raus, als die Border Collies des Crofters nebenan ihn umzingelten - und wenn das Rudel mal in Fahrt ist...drei gegen einen, und die Húndin hat ihn gebissen...wenn er mal quasi auf meinem Fuss liegt braucht er einen Tierarzt. Der Mann sprach mit dem Crofter, der die Húndin fúr den Nachmittag wegsperrte, aber da sie ein Arbeitstier ist geht das natúrlich nicht wirklich. Am Montag also erstmal der Country Vet. Unser Hund braucht normalerweise einen Maulkorb bei seinem Tierarzt - siehe da, diese Frau, die sonst eher mit Kúhen und Schafen arbeitet, hatte es ihm angetan: Er zog sie geradezu in ihre Praxis...:D
Statt Hike wurde es Gott Bay und am Nachmittag hatten die Kinder eine Surfstunde. Dieses Mal sagte Tristan, der Surflehrer, dass sie von nun an alleine surfen kónnen, sie kennen die basics.



Am Dienstag herrschte wieder ein Herbststurm mit Monsunregen. Mich wundert nicht mehr dass Morvern und Ardnamurchan auf dem Festland die feuchteste Region Schottlands sind, die bekommen all das ab, was die Inseln nicht abfangen kónnen. Weil sie keine hohen Berge haben (ausser Mull).

Der Mann und der Junge gingen das Nordende von Gott Bay erkunden und fanden die vorgelagerte Insel Soa, die bei Ebbe zu Fuss zu erreichen ist. Wer kann daran ein Problem erkennen?...Sie schafften es gerade so, nicht von der Flut abgeschnitten zu werden - keine Ahnung von den Gezeiten oder davon, wie das Wasser bei Flut hereinfliesst. Der Hund musste durch einen reissenden "Bach" schwimmen, den sie gerade noch úberspringen konnten. Ich sah bereits den Artikel im Lokalblatt vor dem inneren Auge...Wir verbrachten den Rest der Woche damit, nochmal "Chocs & Charms" zu besuchen und das Nordende von Tiree zu erkunden. Auf Wunsch der Schwiegermutter waren wir auch auf dem Friedhof auf Ahnensuche und fanden den Namen, den sie suchte: Sie hat wohl noch entfernte Verwandte auf der Insel.


Nachdem ich mich nun nach der Rúckkkehr mit dem neuen Interface und Microsoft Edge herumgeárgert habe, versuche ich doch noch das hier mit Andrea zu verlinken. Wish me luck.