Samstag, sonnig, 15 Grad. Ich wachte bereits zu Sonnenschein auf, daher plante ich gleich zwei Spaziergänge. Das muß frau nutzen! Morgens ging ich etwas ausgedehnter "um den Block" und sah mir an, was so in den Gärten blüht, während ich später dann den Woodland Walk ging.
Der Farn ist nun richtig hochgewachsen und "at it's best", bevor die kühleren Nächte dazu führen daß er sich ocker verfärbt und zurückstirbt. Ich dachte an das Heather, das nun die Berge und Täler Schottlands lila bedeckt - da müßte doch ein Ausflug drin sein wenn das Wetter hält?! Ist ja nicht weit, nur bei uns den Berg hinauf in den Country Park. :D
Durch das Naturschutzgebiet des Scottish Wildlife Trusts werden sie nun eine Naherholungsstrecke bauen diesen Herbst, das hatte der Lockdown verzögert. Es soll Fußgängern und Radfahrern besser zugänglich gemacht werden, das Projekt nennen sie "Living Landscape". Hier ist es nicht üblich, daß alle an schönen Tagen in die nähere und weitere Umgebung strömen zur Naherholung wie in Deutschland. Ich bin gespannt wie es dann aussehen wird, da bin ich ja aus der Heimat etwas verwöhnt nach der Gartenschau...einen Fußweg an einem der Bäche entlang haben sie bereits geräumt, der war recht überwuchert bisher: Ein Zeckenparadies!
Sonntag, bedeckt bis sonnig, 15 Grad. Fotografenwetter. Der strahlende Sonnenschein ist dafür ja gar nicht so bekömmlich. Ich legte zum ersten Mal die neue 64GB Memorykarte in die Kamera ein. Normalerweise bin ich da genügsam, zwei 32GB im steten Wechsel sind völlig ausreichend, ich brauche keine Wifi-weiß-der-Geier-welche. Solange sie funktionieren, und das ist bei einer nun nicht mehr der Fall, daher Ersatz, und die 64GB gab's für wenige Pennies mehr als eine 32GB.
Wir gingen zuerst den Wocheneinkauf erledigen - nachdem der Junge um drei Uhr früh heimkam und die Tür einige Male zuschmetterte bis sie sich abschließen ließ, weil sich das Schloß je nach Wetter anders verhält. Wir müssen zuerst den Griff nach oben ziehen und ein Stahlrohr unten in den Türrahmen verankern, bevor sich die Tür abschließen läßt, und das geht nicht immer ohne Probleme. Kalte Nächte sind schwierig...*gähn!*
Nach einem faulen Brunch brachen wir auf in den Country Park, das Tochterkind kam mit. Dort suchten wir uns den "Badger-Trail" aus, der führt an einigen badger setts/Dachsbauten vorbei. Die lassen sich tagsüber natürlich nur seltenst sehen und mit dem Hund schon gar nicht, aber dort hinten wächst Scottish Heather. Noch fehlten einige sonnige Tage bis alles aufblüht, aber ein Bißchen sah man es schon. Und die Bewegung schadete Keinem.
Montag, bewölkt, 15 Grad. Der Mann brachte das Auto in die Werkstatt für die Bremsbeläge, wie jedes Mal vor einem langen Trip in die Highlands. Ich versuchte derweil, mein Laptop auf "fremdes" W-Lan vorzubereiten. Der USB Wifi-Adapter (eine Art Antenne) kam mit CD-Rom für die driver-software, aber die ließ mein Läppi nicht 'rein. Demnach mußte ich die von der Webseite der Firma runterladen. Und Google Chrome Installer tat was er immer tut - er zeigte eine wilde Mischung an Zeiten an, die der download dauern werde, von 2 bis 17 Stunden war alles geboten! Sehr nett. Die Chefin hatte natürlich auch schon angerufen zwecks des Risk-Assessments. Vor allem unser Punkt über die Qualität der Mahlzeiten für die Bewohner des "zweiten Durchgangs" beschäftigte sie. Denn so müßten die Köche entweder alles eine Stunde lang warmhalten, oder für vier servings kochen (je zwei Alternativen pro sitting). Einen Nachmittag Vertretung hatte ich mir auch schon wieder eingehandelt in dieser freien Zeit.
Am Nachmittag wollte der Mann nochmal ins Cafe, solange "Eat out to help out" noch galt (="50% Rabatt pro Person bis zu £10.-". Auf so eine Formulierung kommt nur ein Tory-Finanzminister). Er hatte bereits £180.- für neue Bremsbeläge bezahlt...
6 1/2 Stunden nach Beginn des troubleshootings für den Adapter und einem fehlgegangenen download war er dann endlich einsatzbereit. Am Ende legte ich die CD-Rom ein, die tagelang nicht funktionierte - und sie fing plötzlich an, selbst den driver zu installieren...soll mir recht sein. In den Worten des Mannes: "Ich hätte niemals so lange Geduld gehabt!" Er hatte schon vorgeschlagen, den Adapter wieder zurückzuschicken.
Dienstag, bewölkt, 15 Grad. Wir waren im Baumarkt auf der Suche nach etwas, das Holzbalken aushärtet. Die Küchendecke ist repariert und neu verputzt, das Leck beseitigt, aber der Mann hat noch Alpträume wenn er an feuchte Balken denkt unter der Badewanne. Dummerweise hatten wir ja Lockdown, (fast) alle waren einige Monate daheim und hatten jede Menge Zeit für's Renovieren...? Genau, nichts mehr auf Lager. Oh well.
Am Nachmittag waren das Tochterkind und ich in der Stadt für Besorgungen, bzw. mußte sie Kleidungsstücke umtauschen. Da noch keine Umkleidekabinen offen sind ist das derzeit halt etwas mühsamer als sonst: Kaufen, heimtragen, anprobieren, zurückbringen, umtauschen. Wir waren auch auf der Post - das Porto wird langsam zum Luxus! Unglaublich! Kann nur schlimmer werden ab 31.12.2020...
Da wir nun den Herbst und "no deal" vor der Tür haben mußte ich in den sauren Apfel beißen und "Settled Status", meine Bürgerschaft zweiter Klasse, beantragen. Weil wir es dabei mit dem Home Office zu tun hatten ging natürlich nichts einfach so, sie warfen mich zigmal aus dem Applikationsprozess raus und jedes Mal mußte ich wieder mit dem nächsten Code weiterarbeiten, der mir getextet wurde. Und die Sicherheitsfragen, die sie stellen - selten so gelacht! Und all das für eine lapidare email, in der sie mir (hoffentlich) den Status zusichern werden - kein Dokument, nichts. Die erste Frage eines Arbeitgebers ist, ob man das Recht habe in GB zu arbeiten - und das dokumentarisch beweisen kann, für ihr HR-Department und die Personalakte. Ich werde die email archivieren, für alle Fälle!
Mittwoch, regnerisch, 13 Grad. Der Junge fing an diesem Morgen wieder mit dem College an, auch wenn er erst nach dem Urlaub arbeiten gehen wird. Sein Leben gewinnt nun etwas an Normalität zurück. Der Mann ist für die vorhersehbare Zukunft in erster Linie im Home Office, nur ab und zu an seiner Arbeitsstelle wenn er z.B. die Aufzeichnungen der Therapiegespräche abgeben muß. Es regnete den ganzen Tag, weshalb ich meinen Schlaf nachholen konnte, ich stand erst gegen Mittag wieder auf nachdem ich morgens um 5 auf war mit der Katze und später mit dem Jungen, bis ich nach halb neun dann beim Lesen einschlief. Im Bett, passenderweise, da der Mann im Home Office am Telefon arbeiten mußte.
Am Spätnachmittag hatte ich mein Buch beendet und ging spazieren, als es gerade "nur" nieselte. Zum Glück hatte ich das Einkaufszentrum erreicht als es richtig loslegte, dort konnte ich das abwarten bis es nur noch "normal" regnete. Trotzdem erreichten meine Regenjacke trotz zusätzlichem Regenschirm und meine Schuhe die Grenze dessen, was sie noch abwehren konnten...Pulli, Jeans und Socken wurden daheim erstmal zum Trocknen aufgehängt...ich hatte flashbacks zurück zu den "Handschuhtoastern" in der Arbeit in München :D (=Handschuhe zum Trocknen auf dem Heizkörper) und den Socks & Boots-Ständern vor dem Kaminfeuer in einigen schottischen Hostels. Die passende Einstimmung auf den baldigen Urlaub, im September, auf einer 10 Meilen langen Insel mitten im Atlantik.
Donnerstag, wolkig, 13 Grad. Und windig. Ich nahm die Öffis in die Stadt und zur Arbeit, nachdem die Chefin einen Termin hatte. Ich traf wie immer früher als nötig ein - und es gab jede Menge zu besprechen für das Öffnen der Lokalitäten...Langsam wird es machbar, nachdem wir das Unterfangen Schicht für Schicht kondensieren auf das Notwendigste: Kaffees/Tees werden in der Küche zubereitet, es gibt nur noch Einzelpackungen für Gewürze/Soßen/Essig usw. und sie werden gestaffelt zum Essen gerufen. Leider wird es eine Menge Müll werden, aber ohne geht es nun scheinbar nicht mehr solange der Virus grassiert. 8 Bewohner pro Mahlzeit in zweiwöchiger Rotation - wer nicht mittags mit Anderen ißt tut es Abends und in der nächsten Woche wird getauscht. Ob das alles so funktioniert wird sich herausstellen.
Ich konnte einiges erledigen, was sonst noch zu tun war. Wir hatten auch so genug Papierkrieg überall, Kopien im Dutzend billiger, die an die Bewohner verteilt werden. Soviel zum "papierlosen Büro"! Eine Umfrage wurde uns ebenfalls gemailt die wir alle ausfüllen sollen für die neue "People Strategy", die wir Staff Reps nächste Woche besprechen werden. Über Zoom, versteht sich. Die Staff Reps aus der Umgebung von Edinburgh dürfen persönlich auftauchen im HQ, auf zwei Konferenzräume verteilt mit Bildschirmen - da bleibe ich lieber hier!
Katze vor offenem Kleiderschrank - da schläft sie gerne drin |
Freitag, wechselhaft, 15 Grad. Mehr Arbeit. Ich hatte Informations-packs vorzubereiten für jede/n, der/die seine Mahlzeiten in Gesellschaft einnehmen will in naher Zukunft. Zwei Bewohnerinnen fühlen sich damit nicht wohl und bleiben bei ihrer Lieferung an die Wohnungstür mittags und abends. Alles geht, manches muß...unser Riskassessment wurde eingereicht und jede Menge Info kopiert, auch neue Dinge, die an diesem Mittag erst gemailt wurden. Ich hatte einen halben 500-Blatt-Pack an Kopierpapier verbraucht bei Schichtende.
Kurz nach 16 Uhr rief dann die Chefin an. Sie liest täglich die Medien-outlets für unsere Region - und dort wird nun davor gewarnt daß die Ansteckungszahlen steigen momentan, und wir auf einen lokalen Lockdown zusteuern wenn sich das nicht ändert...statt Phase 3-Lockerungen das Gegenteil? Himmel hilf!!!
Das würde manchem Oldie gerade den Rest geben...
Ich setze mich heute schnell noch an den Frühstückstisch bei Andrea, bevor ich wieder arbeiten gehe.
Zecken, bei euch? Da komme ich doch nicht, das macht der viele Regen dann doch nicht wett. Und dann ist ja noch der Status als EU-Bürger ein echtes Hindernis. Stören würde mich auch, dass frau immer mit Arbeit behelligt wird, obwohl sie Urlaub hat. Oder bist du einzige Qualifizierte in diesem Tollhaus?
ReplyDeletePass gut auf dich auf, nicht nur wegen der Zecken & Corona!
Herzlich
Astrid
Der Herr K. hat sich übrigens schlapp gelacht wegen der Vorfälle um die Abiturbenotung ( sein lebenslanges Metier )...