Saturday 9 April 2022

The week that was

 


Samstag, sonnig. Nur die Kóchin und ich in der Arbeit. Ich musste den Pflegern einer Bewohnerin unterbreiten dass sie kein Essen mehr bestellen kann von uns und auch nicht mehr mit den anderen Bewohnern essen an den Wochenenden. Unter der Woche kochen ohnehin die Pfleger fúr sie, aber an Wochenenden kam sie immer. Seit wir herausfanden dass sie seit etwa vier Jahren (!) unter falschen Angaben kam und ein Erstickungsrisiko prásentierte, ging das vom Housing Officer úber den Catering Manager bis zum Health & Safety Officer der Organisation, die alle dasselbe sagten - ihre Vorgaben sind zu spezifisch um von uns erfúllt werden zu kónnen: Keine Ablenkung? Lóffelweise? Kontrolle der Menge auf dem Lóffel? Aufforderung zum Trinken nach jedem Lóffel? 1.5cm Wúrfel? Ihre Team-Leaderin kam mit "Diskriminierung" daher, allerdings sagt ihr eigenes Risiko-Assessment dass sie ein hohes Risiko darstellt fúr einen Erstickungstod. Was sie an den Wochenenden quasi auf uns abwálzen wollten, schriftlich, in ihrem Assessment in dem das in der Schlussfolgerung magischerweise nur noch zu einem "mittleren Risiko" mutierte. Und da ging selbst einer der Direktorinnen der Hut hoch, sie ist angefressen weil sie darin úberhaupt unsere Kollegen erwáhnt hatten und sie so verantwortlich machen wollten falls was passiere...

Sonntag, regnerisch. Nur die andere Kóchin und ich. Ich sah seit Freitagmittag dem Computer beim Buffern zu, der stellte keine Verbindung her zum Server und ich konnte nicht einloggen. Ein Grossteil unserer Arbeit daran findet an Wochenenden statt...dieses Mal musste ich Menúwahllisten von Hand zeichnen und schreiben, ebenso wie Rechnungen etc. Ich konnte nur fúr die Restwoche Lebensmittel bestellen statt auch fúr die erste Hálfte der kommenden wie sonst, da ich das Menú dafúr nicht sehen geschweige denn ausdrucken konnte. Und der Drucker funktionierte genausowenig, den hatten sie nicht mit dem neuen System verlinkt...in einem papierlosen Búro, in dem alles úber den Rechner láuft, ist das natúrlich wunderbar. Keine Formulare fúr die Reparaturen, keine emails, keine scans fúr den Notrufdienst der das bevorzugt, kein handover, nichts. Tote Hose. *seufz* Die Chefin war Freitag am Rotieren weil sie nichts fand - ich kam nichtmal soweit dass es etwas zu finden gab, das streikte vorher schon.



Montag, regnerisch. Dieser Arbeitstag hatte es in sich...am Morgen tauchte die Chefin auf, sie hatte sich im Datum geirrt mit der Vertretung und putzte stattdessen, weil sie auf 180 gewesen wáre mit dem Computer. Es dauerte denn auch bis Nachmittags um von IT einen Rúckruf zu bekommen. Laut denen war alles fúr uns eingerichtet - warum er das dann tat als ich am Telefon war mit ihm ist die Frage, die wir ihm wohlweislich nicht gestellt haben...was daran fúr uns einfacher sein soll sehe ich auch nicht: Wofúr ich vorher zwei Schritte brauchte benótigt nun 6, mit einer Notiz dazwischen weil ich nicht mehr von einem Window zum anderen klicken kann sondern in zwei verschiedene Programme loggen muss und da erstmal emails aufrufen, account wechseln, nochmal einloggen usw. Totaler Blódsinn! Aber ich kann nun mit dem Computer telefonieren. :( Derweil hielt uns eine 95jáhrige Bewohnerin auf Trab, die morgens ihre Tochter anrief, sie sei gefallen und habe etwas Haut am Schienbein eingebússt - es ginge ihr gut, sie brauche nicht frúher zu kommen. Der Schwiegersohn kam trotzdem. Und rief mich an, ob ich hochkommen kónne in die Wohnung. Die alte Dame hatte ein Handtuch úber der Wunde liegen - als er das anhob sah ich 20cm offenes Bein und den Knochen...den Rest des Gewebes hatte sie scheinbar aufgeputzt und in die Múlltonne geworfen. Ein Glúck dass wir hart im Nehmen sind! Ihre Tochter habe ich am Eingang abgefangen und gewarnt, sich das nicht anzusehen...

Dienstag, regnerisch. Freier Tag, an dem ich meine Arbeit fúr die Fortbildung endlich erledigen musste, die die Tutorin am Freitag sehen wollte. Ansonsten gab es Nágel mit Kópfen: Die Túren waren fertig und fúr den Mittwoch angekúndigt und der Elektriker fúr die neuen Rauchmelder am Mittwoch der náchsten Woche. Der Mann hatte mit dem Holz des Treppenhauses angefangen bis zum oberen Stock, fehlten noch die Túrrahmen und zwei Túren. Ich war bei der Zahnárztin, die in zwei Wochen in den Ruhestand geht, wer in einem halben Jahr meinen check up erledigen wird weiss ich noch nicht. Dort ging es zu wie bei uns, Personalmangel úberall. Das Tochterkind testete noch positiv, mittlerweile eine verblasste Linie aber eben noch sichtbar, also weiterhin "Gefángnis" in ihrem Zimmer. So túdelten wir vor uns hin, bevor ich am Abend konzentrierte vier Stunden einlegte, um mit dem Dokument voranzukommen das ich bis Freitag hochladen musste. Da hatte ich endlich mal meine Ruhe, weil der Mann, der nun seit Ende Februar daheim war, ins Bett verschwand statt mich mit Elton John oder Jimmy Somerville zu beschallen bis ich es nicht mehr hóren kann. Ich hatte viele Seiten einzuscannen, die drangehángt werden sollten. Wenn frau damit zwischen drei Computern hin- und her wechseln muss ist das alles bereits lástig genug ohne dabei zum 113. Mal "Tiny Dancer" ertragen zu mússen...(er hat Bluetooth Kopfhórer! Die das Tochterkind ihm aus genau diesem Grund schenkte.)


Ein Wazifubo, wie das so schón heisst

Mittwoch, regnerisch, Arbeit. Ich hatte das Vergnúgen mit IT, die mir in einer Stunde zeigen wollten, wie das neue System funktioniert...wir klicken zwischen so vielen Seiten und Programmen hin und her dass ich wirklich nicht sehe, was daran einfacher fúr uns sein soll! Alles muss hochgeladen, runtergeladen, erstmal irgendwo gespeichert und dann als Kopie runtergeladen werden weil das sonst niemand óffnen kann...und das dann von einem Programm ins andere zerren...nein, wirklich nicht! Ich weiss immer noch nicht wie ich was ausdrucke, bzw. ob es an mir oder dem Drucker liegt, dass das nur 15 mal speichern will aber nicht ausdrucken. People Manager liess mich mit keinem username oder password rein, egal was ich versuchte - und IT hatte offenbar genug getan fúr den Tag und antwortete nicht mehr. In einer beiláufigen Bemerkung eróffnete der Itler uns, dass wir (wieder mal) Versuchskaninchen sind - nur etwa 20 Einrichtungen seien bisher umgestellt. Nebenbei hatte ich Spreadsheets zu aktualisieren und dafúr erstmal zu konvertieren und die alte Kopie zu lóschen. Und wunderte mich warum eine zufállige Auswahl der Mahlzeiten von St. Patrick's laut Quittungen 10p teurer waren als unsere úblichen Preise und die Anderer. Gar auf derselben Quittung! What chance do I have? Daheim tauschte ich dann Haustúrschlússel. Endlich kein verzogener Metallrahmen mehr - oder fake-mahagonirotes morsches Holz!

Donnerstag, regnerisch. Nun da ich endlich die neuen Gehálter sehen konnte zeigte sich, dass wenigstens der geballte Rúcktritt aller Staff Reps endlich Wirkung gezeigt hatte - dieses Jahr bekamen die Kollegen mit den niedrigsten Geháltern die grósste Gehaltserhóhung, weil sie seit drei Jahren jenseits all ihrer vertraglich vereinbarten Aufgaben die Einrichtungen aufrecht erhalten und zeiweise úber Nacht in Pflegeheime verwandelt hatten, mangels Pflegern von ausserhalb. Die CEO schlug ganz neue Tóne an, dass die Kollegen in den HQs "demútig" seien weil sie mit solchen Frontline-Kollegen arbeiteten. Diese Frontline-Kollegen wiederum beáugen sie nur skeptisch. Das Tochterkind kam aus der "Einzelhaft" in ihrem Zimmer, sie war den zweiten Tag negativ und prompt aus dem Haus...Ich war derweil in der Arbeit, weil die Chefin mit ihrer Mutter ins Krankenhaus musste nachdem die auf den Hinterkopf gefallen war - was meine last-minute-Kursarbeit nett unterbrach...die sollte am Freitag eingereicht sein. Die Springerkraft hat Covid (da half das Invermektin wohl doch nichts, das sie auf Geheiss ihrer Conspiracy-Chat-Querdenker fleissig geschluckt hatte), Kollegin Nr.2, die ich am Vortag heimgeschickt hatte, hat Covid und wir waren nur noch zwei Kóche und zwei Manager fúr 7 Tage die Woche. Da musste die Kursarbeit eben Abends reingequetscht werden...   


Freitag, sonnig. Ich warf nach Wochen mal wieder eine Wásche an - das muss ich schon sehr gut timen, weil sonst drei Tage lang der Sohn seine in einer der Maschinen einweicht oder ausdórrt und wenn nicht er dann das Tochterkind oder der Mann. Ich wechsle derweil dieselben Búro-Oberteile und Hosen munter durcheinander, weil ich die nur jeweils einen Tag die Woche trage - doch nun war's nótig! Und offensichtlich wird die Gelegenheit dazu nur knapper werden in náchster Zeit. Eine Bewohnerin berichtete von einem Van um drei Uhr morgens auf dem Parkplatz und einem Mann im Hazmat-Overall mit Stirnlampe, der irgendwas in den Gully spúlte. Er hatte eine Hauptrolle im Úberwachungsvideo úber der Eingangstúr, aber das sehen wir nicht, das wird von anderswo kontrolliert, daher: Keine Ahnung. Wann immer ich nun den Búrocomputer einschalte kommt mir das vor wir in der Flugkontrolle - 8 windows gleichzeitig und wehe wenn wir den Ball fallen lassen...das ist einfach nur nervig. Ein Dokument woanders abspeichern? Runterladen, auf die náchste Seite hochladen, wieder runterladen und drei Seiten weiter aus den Downloads fischen...kein Wunder dass mich die Chefin gerade fúr Búro-Úberstunden anfordert, sie will das Ding nicht anfassen.


Einen Kaffee damit ich wach werde und dann muss ich mir das wieder antun.

1 comment:

  1. Ja, du sagst es:Was du dir antun musst! Ein Szenario bedrückender als das andere. Wie hältst du das aus?
    Ich bewundere dich, bin ich ja mit meiner One-Person-Pflegestation schon manches Mal fast am Ende.
    Alles, alles Gute!
    Astrid

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