Samstag, bewólkt, 11 Grad. Die Nacht war unterbrochen, der Mann geisterte durch ein "fremdes" Haus und musste in die richtige Himmelsrichtung gewiesen werden mitten in der Nacht. Ich wartete darauf dass er auf der Treppe stolperte, aber glúcklicherweise ging das gut. Nur meinem Schlaf war es nicht zutráglich. Im Laufe des Tages berichtete er dann Schluckbeschwerden, er hatte wohl etwas frei Haus mitgebracht von der Anreise. Der Plan war, am Nachmittag ein Familienmitglied zu treffen und gemeinsam etwas zu erledigen, nur war der unbekannt verschollen zwischen einer SMS und dem ausgemachten Zeitpunkt. Da gingen wir eben alleine, mit der Anweisung dass ich mich nicht um dessen Input bemúhen solle und einfach selbst entscheiden, dann sei es erledigt. Mir geht es áhnlich damit, ich habe kein Interesse daran das alles selbst zu entscheiden aber dann geht es wenigstens voran...wir holten den zu informierenden Mann aus dem Inneren seines Pellet-Ofens dafúr, aber das wurde abgehakt. Er sah aus wie ein Schornsteinfeger. Die sollen ja Glúck bringen. Auf dem Rúckweg besorgten wir etwas fúr den Mann und seinen Hals damit das keine Rússelpest wúrde, dafúr brauchten wir Glúck. Der Anfang der Woche war stressig genug ohne auch noch krank zu sein. Daheim rollte er sich in die Bettdecke zur Vorbeugung.
Sonntag, bewólkt, 12 Grad. Die Wolken hingen nach wie vor tief an den Bergen ringsum, es ist definitiv Herbst. Ringsum herrschte bleierne Múdigkeit...nach dem Vortag holte mich der Reisetag doch noch ein, daher tat ich nicht viel, streamte nur auf dem Laptop wáhrend der Mann den halben Tag verschlief. Ich hatte das Vergnúgen, mich mit den Webseiten des Bundesministeriums fúr Justiz und Verbraucherschutz zu bescháftigen, erbauende Lektúre...😕 Wenigstens wusste ich dann im Prinzip was zu tun sei nachdem wir die erste Hálfte hinter uns hatten. Da sich sonst niemand damit auseinandersetzte. Es standen weitere Entscheidungen ins Haus, die nicht einfach wúrden - Weichenstellungen? Die schwer verdauliche Kost wurde von seichten YouTubern ausbalanciert...sofern das geht. Das Wetter zeigte sich passend feuchtkalt und grau. Am Abend erreichte mich dann ein Anruf mit Fragen - demnach musste ich auch den Ablauf der ersten Hálfte planen...unerwarteterweise. Wieder ohne Miteinbezug des anderen Familienmitglieds, das wurde langsam zum Leitmotiv des Ganzen. Ich bekam nur den Auftrag, das stand scheinbar gar nicht mehr zur Debatte. Wie gesagt, dann geht's wenigstens voran und Teilelemente wurden von anderen Familienmitgliedern vorgeschlagen: Berúcksichtige ich alles, der Rahmen war bereits vorgegeben, alles andere wurde miteingebaut. Da kam mir die berufliche Erfahrung im Organisieren zugute.
Montag, von dichtem Nebel zu sonnigen Abschnitten, 14 Grad. Ein ruhiger Morgen, den wir langsam angingen - zumal es Hochnebel hatte und kúhl war. Der Neffe unbekannterweise stellte im Laufe des Morgens seine Anwesenheit in Aussicht. Ihn hatten wir seit Jahren nicht mehr gesehen. An diesem Tag stand der Blumenladen auf der Liste, nachdem wir am Vortag entschieden hatten dass jede/r eine Rose in die Hand gedrúckt bekam zu den Klángen von "Amazing Grace". Die wollten nun bestellt werden. Doch zuerst versammelten sich zwei Generationen weiblicher Verwandtschaft zum Vortreffen in einem Cafe. Nebenan sass Verwandschaft urgrossváterlicherseits, die ich ebenfalls noch nie gesehen hatte. Geht mir mit einem Grossteil der Verwandtschaft so, da der Grossvater mútterlicherseits der zweitjúngste von 13 war und die Grossmutter eine von fúnf mit zig Cousins und Cousinen. Als Kind von unbekannten Menschen angesprochen zu werden, dass ich meine Oma oder meinen Opa grússen solle und nicht wusste von wem, war normal...Wir machten uns spáter gemeinsam auf den Weg zum Blumenladen und suchten pfirsichfarbene Rosen aus, fúr sie soll's pfirsichfarbene Rosen regnen. Im Laden lag ein weisser Scháferhund in der Ecke, zwei weitere hinter einem Kindergitter im Rúckraum: 12, 5 Jahre und 5 1/2 Monate alt. Die Húndin in der Ecke war so ruhig dass die anderen Damen sie erst gar nicht bemerkt hatten. Die Kleine muss erst noch lernen so ruhig zu bleiben, damit sie keine Kundschaft abschreckt. Das sollte der Nachbarshund hier auch, er kláfft die ganze Zeit.
Dienstag, Hochnebel, Schauer, 12 Grad. Wir waren immer noch in Limbo, warteten auf den Tag an dem alles zusammenkam und úber die Búhne ging. Fúr mich zog sich das seit ich von der Arbeit heimgeschickt wurde in der letzten Woche: Leerlauf. Der machte múde. Mir war den Tag úber etwas schwindlig, das war die Kombination von Múdigkeit und Schmerzmitteln, obwohl ich die drastisch reduziert hatte. Mir fiel frúher noch nie auf, wie háufig in Deutschland irgendwelche Supplemente beworben werden: Schlucken die Menschen tatsáchlich soviele davon? Das ist ja beinahe wie in China, wo alle Taschen voll davon als Gastgeschenke mitbringen, weil sie sich den Arzt oder das Krankenhaus nicht leisten kónnen. Tante Google vermutete mittlerweile auch, dass ich nach Deutschland "auswandern" wolle und bewarb mich mit Ratgebern, einer deutschen Krankenkasse beizutreten...da záumte der Algorhythmus zielstrebig das Pferd von hinten auf :D Am Nachmittag herrschte kurz Monsun, der Mann wartete bei einer Tasse Kaffee im Supermarkt bis das vorbei war. Sonst wáre er bis auf die Knochen nass geworden. Er verkúndete, dass er fortan "deutsch" einkaufe - soll heissen mit einer Stofftasche. Die gebe es in Schottland nicht...*ráusper* (= im Dutzend billiger, sowohl in unserem als auch im Tochterhaushalt...).
Mittwoch, sonnig, 14 Grad. Wir warteten auf einen Termin am Nachmittag, und weil das Herumsitzen etwas nervte fing ich (endlich!) an, die Islandfotos zu bearbeiten. Das vertrieb die Zeit! Es ging sogar recht flott voran nachdem Google Photo sich endlich bequemte - nur sind es derart viele Fotos, dass mich das eine ganze Weile bescháftigen wird. Ich kam bis zum dritten Tag der ersten Augustwoche bevor wir gehen mussten, das hatte den ganzen Vormittag gedauert. Dann trafen wir uns mit zwei Tanten váterlicherseits und zwei Tanten mútterlicherseits und strandeten in einem Cafe. Die beiden Tanten váterlicherseits hatte ich viele Jahre nicht mehr gesehen. Ich wusste auf den zweiten Blick wer die júngste Schwester war weil sie meiner Oma áhnlich sieht, die andere hátte ich nicht mehr erkannt. Wir verbrachten gute eineinhalb Stunden mit ihnen. Danach besuchten wir meinen Vater, der sich seit zwei Tagen Gedanken um die alleinstehende Nachbarin machte weil er sie nicht erreichen konnte. Eine andere Nachbarin einen Stock tiefer versuchte es an diesem Tag ebenso erfolglos und rief den Vermieter an, der die Polizei rief um nach ihr zu sehen. Ich hatte kein gutes Gefúhl als er mir das sagte, und das bestátigte sich leider. Wir kauften ein fúr ihn und erst als ich wieder ging veliess auch die Polizei das Gebáude. Diese zwei Wochen hatten es in sich...Da kamen die Fotos auf der Festplatte gerade recht um das Hirn auszuschalten. Ich hórte nach dem vierten Tag der ersten Woche auf. Klingt nicht nach viel, waren aber mehrere tausend Bilder.
Donnerstag, sonnig, 13 Grad. Im Nachhinein fiel mir auf dass die Polizisten am Vortag ganz in schwarz gekleidet waren - das war erstmal normal weil die britische Polizei in Schwarz daherkommt, aber hier ist das ja normalerweise Beige und Moosgrún...Ich hatte mich nun endlich ins Bearbeiten der Islandfotos verbissen, verbrachte den Vormittag damit mich bis zu den ersten Bildern der Mink- und Buckelwale voranzuarbeiten. Selbst im Nachhinein bin ich so froh, dass ich kein Teleobjektiv auf der Kamera hatte an diesem Tag - zwei Mánner standen an der Reeling des Bootes mit ebensolchen Teilen. Die Wale kamen dem Boot zu nahe, es wechselte stándig die Richtung und ein Tele wáre da komplett verwackelt. Es war bereits schwierig stillzustehen mit dem Wellengang und Schwanken des Decks unter den Fússen. Ich sage das als jemand, die Windstárke 8 úberstanden hat in der Vergangenheit: Es wackelte. Wáhrend der Arbeit sah ich dass ich einige Fluken und Flossen abgelichtet hatte. Einer der Buckelwale scheint gar den Bauch zu zeigen...dieser Tag machte einen guten Teil der 14.000 Fotos aus, daher reichte ein Tag nicht dafúr. Wir mussten kurz in die Post und den Discounter vor dem Feiertag und den Rasen máhen, am einzigen Tag zwischen noch nassem Gras und einem erneuten Sturmtief. Der Mann sass auf dem Balkon in der Sonne, wáhrend ich weiterhin die Arctic Sea etwas begradigte :D Eine Nachbarin stellte einen Teller roter Ápfel vor die Túr. Das funktioniert hier noch, dass Nachbarn aufeinander aufpassen.
Freitag, sonnig mit Wind, 16 Grad. Feiertag. Ich verbrachte den Vormittag damit, mich aus der Ferne ins schottische Gesundheitswesen einzuloggen fúr 2 1/2 Stunden. Und wie schon in Reykjavik war meine Verbindung besser als die der Organisatoren vor Ort...dabei erfuhr ich dass sie mir Dinge hátten schicken sollen die niemand in der Online-Gruppe bekam. Den Sharps-Container fúr die gebrauchten Nadelspitzen bekam ich auch nie. Wie dem auch sei, fúr den Nachmittag hatte sich angeheiratete Verwandtschaft angekúndigt zum Kaffee, damit war der Tag auch gefúllt. Daraus ergab sich natúrlich ein weiteres Treffen in der folgenden Woche - am selben Tag hatte die júngste Tante bereits eins angefragt am Morgen. Die Stunde zwischen dem virtuellen und realen Treffen verbrachte ich mit Recherche was in der Ortschaft alles nutzbar ist fúr Senioren (my bread and butter), vor allem was den Transport angeht. Da fand sich ein wunderbares Búrgermobil, dessen ehrenamtliche Helfer sogar begleiten wúrden wenn notwendig. Úberhaupt stellte sich das Rote Kreuz als Fundgrube heraus, von Essenslieferungen bis zu Hausbesuchen zur Sturzprophylaxe, Kráftigung, Mobilisierung - und fúr Gespráche...Mit dem Ministerium musste ich mich nochmal bescháftigen, damit ich eine klare Idee davon hatte wer was bezahlt und wo was beantragt werden músste. Endlos Zeit hatte ich dafúr schliesslich auch nicht so zwischen zwei Lándern.
Nach dem Kaffee sollte allerdings erstmal der Wasserkocher ersetzt werden, der dem Mann in den Hánden auseinanderfiel.




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