Samstag, sonnig und kalt. Der Anblick dieses Rotkehlchens wird mich in Zukunft an Kollegin Nr.2 erinnern, wie sie den steilen Hang hinter dem Gebáude hochkletterte, sich an einem Zweig festhaltend, um dem Mann auf dem Parkplatz hinter dem Zaun zuzurufen: "Excuse me - wir beobachten Sie nun schon einige Wochen, wie sie neu aussehende Autos von diesem Parkplatz auf den Transporter laden - klauen Sie die oder tun Sie das fúr jemanden?" Er fing an zu lachen und sagte:"We buy any car". Das ist eine Firma, die Gebrauchtwagen kauft, und wegen des Lockdowns wúrden die dort geparkt und er hole sie ab. Und dann kam sie rúckwárts auf allen Vieren wieder den Hang herunter...:D Wie sie leibt und lebt. Sie ist 60. Erstes Wochenende des Monats, jede Menge Extra-checks, und auch da fand ich prompt etwas zu bemángeln, nachdem die Temperatur des heissen Wassers in einem Badezimmer viel zu niedrig war: Legionárs-Krankheit wollen wir keine verbreiten! Wir suchten nach verschwundenem Weichspúler (hinter die Maschine gefallen), erklárten einer 81jáhrigen, welche Kartendaten abgefragt wúrden bei einer online-Bestellung, und umzingelten einen 95jáhrigen zu seinem grossen Schrecken aus zwei Richtungen, nachdem er bei einem Spaziergang hinter dem Gebáude versehentlich den Notruf ausgelóst hatte. Das Rotkehlchen wurde mutiger und húpfte neben ihn auf die Arm- und dann die Rúckenlehne der Bank: Das hátte Potenzial, wenn wir die zwei Vógelchen záhmen kónnten, zur Freude der Bewohner im Frúhling.
Sonntag, sonnig und kalt. Neue Besetzung in der Arbeit, Test immer noch negativ. Bislang waren wir das alle, bei jedem Test: So soll's sein. Wobei zwei von dreien, die an diesem Tag arbeiteten, ihre erste Impfung bereits bekamen. Ich hatte erstmals bei meinem check der Notbeleuchtung nichts auszusetzen - in den Jahren seitdem ich die jeden Monat abhake, stand immer eine Litanei nicht funktionierender Lichter auf der Liste, die repariert werden mussten. Vor einigen Wochen wurden die nun alle neu verkabelt zum Ton von £2.000.-, aber ehrlich: Einmal ist das gesetzlich vorgeschrieben fúr den Ernstfall, und dann ist das Ergebnis auch jeden Penny wert. Einer der Bewohner holte seine englische Freundin vom Bahnhof ab, die nun fúr unbestimmte Zeit bei ihm eingezogen ist (sie hat ihr eigenes Haus, sie wechseln sich ab wer bei wem wohnt) - die Call handlerin des Notrufdienstes lachte hellauf, als ich sie so vorstellte, in deren Alter? Dann bestehe ja Hoffnung fúr Jeden, God bless them. (Aus rechtlichen Grúnden mússen die wissen, wer sich in einer Wohnung aufhált, damit die Feuerwehr alle rettet bei einem Brand.) Ich habe alles vorbereitet fúr die Rúckkehr der Chefin am Montag. Nach dieser Schicht trat ich erstmal etwas zurúck vom Geschehen. Bei mir stand schliesslich noch ein Páckchen herum!
Und daheim sah ich mir zum Abschalten mein Pinterest board "Beautiful" an...wenn es all das gibt, weitet sich die Welt gleich wieder ein wenig, egal wie lange wir nun schon im Lockdown sind.
Montag, regnerisch. Mit all den Nieselwolken am Himmel war es gleich viel milder als bisher. Es nieselte auch nur ganz leicht, kaum spúrbar, nur genug fúr einige glitzernde Wassertrópfchen, die an Zweigen hingen. Ich dachte úber das náchste Thema der Jahresarbeit nach. In diesem Fall wird es die Qual der Wahl werden, welchen Geistesblitz ich mir aussuchen soll. Das hat noch eine Weile Zeit zu "fermentieren"...erster Punkt der Liste fúr freie Tage war der Kauf einer neuen Hose fúr's Búro. Dabei gestaltete sich die Auswahl in diesen Tagen von Corona áusserst schlicht: Entweder vom einen Supermarkt, oder vom anderen. Schwarz sollte sie sein und bequem, mehr Kriterien hatte ich nicht. Das Tochterkind begleitete mich, sie kaufte sich ihre eigenen Sachen ein fúr schnelle Mittagessen. Lange aufgehalten haben wir uns auch nicht, all die úblichen Regeln gelten nach wie vor, trotz Impfung. Wobei wir am Abend zuvor nur noch den Kopf schútteln konnten, nachdem einer der Glasgow Clubs die Liga gewann - der neue Nachbar úber dem Weg liess zig Feuerwerkskórper los, wáhrend in Glasgow selbst sich ein Mob gróhlender Betrunkener versammelt hatte zum Feiern...es sind Fans des protestantischen Clubs, die sind eher geneigt, Masken- und Impfgegner zu sein und sich zu wundern, wenn sie sich dabei eventuell mit etwas "frei Erfundenem" angesteckt haben sollten. Die regen sich online regelmássig úber Nicole Sturgeons Covid-Politik auf (in erster Linie weil sie Unionisten sind, Red Hand of Ulster und áhnlicher Schwachsinn). Ich kann da nur verwundert zusehen, wenn sich deren ganzes Leben nur um einen Fussballclub dreht.
Dienstag, stúrmischer Regen. Ich blieb daheim. Morgens hatten wir Niesel, aber gegen Mittag wurde der Wind kráftiger - "It's picking up out there", sagte der Mann. An sich war die Wetterwarnung fúr Sturm mit úber 100km/h-Winden fúr Wales...was Schottland nicht davon abhielt, sich die Ausláufer mitzunehmen. Das Tochterkind kam und berichtete, dass sie von einem Geráusch alarmiert aus dem Fenster sah und dass das Dach der Hútte unseres Nachbarn sich selbstándig mache. Ein Glúck dass er seine hohen Koniferen abholzen liess vor Jahren, weil sie ihm die Furcht gaben - deren Wurzelwerk hob in einem Sturm wie diesem seinen ganzen Garten an. 18 Stunden sollte der Sturm dauern, gegen Nachmittag legte er richtig los und klatschte den Regen an die Fenster. Mann und Tochter gingen den Jungen von der Arbeit holen, weil das Tochterkind in die Apotheke musste und er nur einmal fahren wollte - ich lehnte dankend ab. Offenbar wickelte sie ihren Vater wieder um den kleinen Finger, denn bei der Heimkehr stellte der Junge einen Karamell Macchiato fúr mich auf den Tisch - sie waren im drive through...das war's dann mit Schlaf bis 3 Uhr morgens. :D
Mittwoch, sonnig mit kráftigen Bóen und Regen spáter am Tag. Ich hatte etwas zu erledigen und sputete mich zu gehen, als der Himmel nur "ominós" aussah. Dank einer Dame, die scheinbar den halben Haushalt in ihrer Túte mitfúhrte und seit Weihnachten aufgespart hatte, um alles an diesem Tag auf einmal abzuhaken, stand ich so lange in der Schlange, dass ich ein Spiel auf meinem Smartphone spielte und allerhand Punkte gewann...wáhrend sich hinter mir die Schlange stándig verlángerte. Und danach regnete es bereits. Im Úbrigen bekommt unser Haus mittlerweile den Húttenkoller-Lockdownblues: Erst trippte das Búgeleisen dreimal die Sicherung, mitten im Abendessen-Kochen und Mittwásche, weil der Mann es in sámtlichen Steckdosen testete, und dann ging die Waschmaschine mitten im Schleudergang von "leise" zu "abhebendem Hubschrauber" úber und fúgte dem Raucheffekte hinzu...fúr diesen rustikalen Lagerfeuerduft in Wohn- und Esszimmer, man gónnt sich ja sonst nichts. Vielleicht ist das ja nur sehr gut geplante Arbeitsbeschaffung fúr Handwerker im Life in times of Corona, wer weiss. Der sagt bestimmt nicht nein zu einem Job dieser Tage.
Donnerstag, kalt mit "blustery showers", wie sie das hier nennen. Soll heissen dass der Wind uns den Regen seitlich ins Gesicht blasen wird, damit garantiert ist, dass wir klatschnass sind. Dasselbe Prinzip wie fúr den Handwerker gilt auch fúr meine Zahnárztin, nachdem mir ein Stúckchen von einem Zahn abbrach der mir schon seit Beginn des Lockdowns 2020 verdáchtig vorkam, weshalb ich vorsichtig war. Wenigstens wartete er somit darauf, dass die Zahnárzte nun wieder richtig behandeln dúrfen. Bislang war ihre einzige Behandlung, den Zahn sofort zu ziehen, selbst wenn eine Fúllung gereicht hátte. Ich hátte da auch eine Úberraschung fúr sie, nachdem sich meine Záhne in dieser Zeit im Oberkiefer verschoben haben...zurúck in die Position, die sie nach der Kieferorthopádie und vor den Weisheitszáhnen hatten. Sie haben sich nach gut 30 Jahren selbst wieder begradigt. Stranger things...:D
Als ich auf meinem Regierungs-empfohlenen Coronaspaziergang den Krokussen nachstellte, blies es mir den Schneeregen ins Gesicht. Na wunderbar, aber schliesslich steht uns noch das Aprilwetter bevor. Die Ármel meines Pullis waren drei Stunden spáter noch feucht. *schauder*. Wáhrend sich britische Frauen online gegenseitig ihre "Liste" an Úbergriffen erzáhlten nach dem Mord von Sarah Everard, beklagte ein freies Schundblatt das Opfer eines "zweiten wichtigen Mannes" (!) neben Talkshow-host Piers Morgan wegen des Interviews von Harry & Meghan Mountbatten-Windsor (original Battenberg & Sachsen Coburg Gotha) - der Vorsitzende der Society of Editors trat zurúck, weil er allen Ernstes empórte Interviews gab in denen er bestritt, dass die britische Presse rassistisch sei...bis die eigenen POC Journalisten ihn eines Besseren belehrten. Wolkenkuckucksheim, was diese privilegierten public school boys betrifft. Fúr die ist das zu "normal".
Freitag, Schneeregen im Sonnenschein. Es war wieder der 12. des Monats, daher 12 in 12. Ich hatte allerlei zu tun in der Arbeit, unter anderem musste ich eine halbe Stunde an unserem Printer herumdoktern, weil der sich zu fein war, sich mit dem Druckerpapier abzugeben...IT hatte keine Ahnung, also musste der Ingenieur der Herstellerfirma ran ans Telefon und mich "anleiten". Wenigstens funktionierte er dann so wie er soll, auch wenn ich vorúbergehend Móbel rúcken musste um an den Schalter hinten ranzukommen. Der Drucker ist nicht gerade leichtgewichtig und recht klobig. Was tut frau nicht alles...Archivieren wurde mir auch aufgetragen, das erledigte ich schnell noch, wáhrend Kollegin Nr. 1 ihren Covid-Schnelltest registrierte am Computer. Dieses Wochenende steht ganz im Zeichen der Afternoon Teas zum Muttertag, die Chefin wird im Gebáude herumschwirren und Scones backen dafúr und generell alles bis aufs Kleinste kontrollieren. Es gibt zu tun.
Nach dem Kaffee mit Andrea mache ich mich demnach erneut auf den Weg ins Getúmmel.
So ein schönes Vögelchen. Im Moment sehe ganz viele überall. Irgendwie ist der Blick geschärft. LG von Regula
ReplyDeleteSehr süß, das Robin ( ich mag das englische Wort für diesen Piepmatz so )!
ReplyDeleteAnsonsten also stormy weather, hier auch, und Kleinkatastrophen auch ( Wasserrohrbruch im Bad ), feiner Regen in der Küche darunter. Zum Glück scheinen wirr beide Stoiker zu sein...
Alles Gute fürs Wochenende!
Astrid
Oh ja Hüttenkoller und Lockdownblues gibt es hier auch gelegentlich. Hoffentlich wird uns unser neues vierbeiniges Familienmitglied ein bisschen ablenken.
ReplyDeleteDas Rotkehlchen ist herzallerliebst. Ich freue mich auch immer darüber, wenn uns eines mal die Ehre erweist.
Liebe Grüße
Andrea