Samstag, regnerisch. Der Tag nach dem "Day of Glory" des Familienmitglieds. Das Banner an der Flagge war deshalb weiss, weil sie das in der Sally Army als einen guten Tag feiern. Mich hatte die Arbeit wieder. Der freilaufende Chef war offenbar ein Opfer der Langeweile, er hatte mal wieder das BĂºro "ausgemistet". Das besteht hauptsĂ¡chlich darin, alles in den Regalen mit dem Lineal auszurichten und mĂ³glichst wenig an den Kork-Boards hĂ¡ngen zu lassen. Egal ob es gebraucht wird oder nicht. Da ich seit Jahren die meiste logistische Arbeit an den Wochenenden erledige hat er nicht viel zu tun. Mit der Chefin hatte das natĂºrlich Methode. Was allerdings immer noch im BĂºro gestapelt war sind die leeren Kartons mit all den motion sensors, die fĂºr die neue Beleuchtung installiert wurden. Fortan werden sie uns den Weg leuchten wie auf dem roten Teppich...:D Ich hatte wieder einen Auftrag der Area Managerin und verglich Anwesenheitslisten mit Einnahmen der Wellness Class, um herauszufinden wieviel wir dafĂºr subsidiert hatten im vergangenen Jahr. Sie wollte all ihre Zahlen zur Hand haben fĂºr das Meeting am Donnerstag.
Sonntag, sonnig. Der Tag war ruhig, die Springerkraft rĂ³delte in der KĂºche und die temporĂ¡re Kollegin putzte. Ich hatte noch MenĂºauswahlen fertigzustellen fĂºr die kommende Woche. Die Tochter einer Dame kam und fragte, in welchem Council Tax Band wir seien, ihre Mutter werde um £200.- per Monat "erleichtert" - sie sollte nichtmal die HĂ¡lfte dessen bezahlen mĂºssen, zumal sie als Alleinstehende 25% Rabatt obendrauf bekommen sollte. Nicht dass das jemanden in diesem Council interessieren wĂºrde, dass sie eine alte Dame ausbeuten. So wie es aussieht hĂ¡nge ich eine private Fortbildung in all dem Kram dran...das Buch dazu liegt bereits auf dem Schreibtisch. Der Arbeitgeber hat zwei Mitarbeiter speziell dafĂºr, aber es kann nicht schaden selbst etwas Bescheid zu wissen um das alles ins Rollen zu bringen. Die Dame sagte beim Patch-Meeting sehr deutlich, dass die Umstellung auf diesen unsĂ¡glichen "Universal Credit" des Ian Duncan Smith alle Antragsteller finanziell schlechter dastehen liesse, das liesse sich nicht verleugnen. Obwohl sie genau das tun...Ian Duncan Smith tanzte mit Schadenfreude im Parlament als sie das durchprĂºgelten.
Montag, wechselhaft. Morgens um 8 Uhr kam bereits der Elektriker fĂºr die neue Steckdose in der KĂºche. Der Mann schob deshalb bis kurz vor knapp den WĂ¡schetrockner in der KĂºche herum, dabei standen mir in der Arbeit jede Menge Handwerker ins Haus: PĂºnktlich zum Arbeitsbeginn bugsierte sich ein grosser LKW in den Parkplatz - die Lieferungen werden immer "kleiner"...drei MĂ¡nner leerten die LadeflĂ¡che: 300 neue LED-Lichter fĂºr das GebĂ¡ude. Sie schleppten alles in den ersten Stock und begannen ihre Arbeit ohne VerzĂ³gerungen. Mein Telefon stand nicht still, eine Bewohnerin hielt mich am Notruftelefon auf Trab, weil sie scheinbar eine SekretĂ¡rin braucht die ihren Alltag organisisert. Ich hatte offenbar nicht genĂºgend mit dem Fehler des Feuer-Panels zu tun, fĂºr den sich kein Ingenieur fand weil die bisherige Firma sich nicht mehr zustĂ¡ndig erklĂ¡rte und die neue Firma, deren Nummer ich erst von Repairs erfragen musste, in East Kilbride nicht ans Telefon ging. Der als nĂ¡chstes angerufene Property Officer versuchte eine Antwort von der Dame zu bekommen, die ihn mit all dem im Dunkeln liess - sie produzierte in ihrer Antwort eine Menge heisser Luft. Demnach war es an der Zeit, meine deutsche Seite auszupacken: Und bist Du nicht willig...:D Ich ging online, spĂºrte die neue Firma auf LinkedIn auf, rief ihr HQ in Galashiels an, erklĂ¡rte denen unser Problem inklusive ihrer East Kilbride-Filliale MIA, und sie schickten uns dreieinhalb Stunden spĂ¡ter einen Ingenieur ins Haus...aus Galashiels/ den Borders...Dienstag, regnerisch. Ich schlief eine Runde lĂ¡nger nach all dem Gerenne am Vortag. Ich sass kaum am Tisch um meinen post mit Betty zu verlinken als der Mann in Aufbruchsstimmung war. Zum Brunch drĂ¡ngelte er dieses Mal nach Stirling ins Cafe. War mir recht, damit musste ich wenigstens aus dem Haus an die Luft. Wir hatten SprĂºhregen in Intervallen, mit Sonnenschein zur selben Zeit. Sehr schottisch. Im Cafe unterhielt uns eine Tischnachbarin mit ihrer Schilderung der kontroversen Hochzeitsvorbereitungen eines Familienmitglieds (?) - wir waren ganz gespannt auf die Fortsetzung als sie enttĂ¡uschenderweise einfach das Thema Ă¡nderte: WĂ¡re es zu unverschĂ¡mt, vom Nachbartisch aus nachzufragen? :D Scheinbar werden Cafes nun zur BĂºhne fĂºr Selbstdarsteller, wenn sie nirgends sonst ein Publikum finden. Wir wanderten anschliessend ein Bisschen durch das Einkaufszentrum, das frĂºher eine Destination fĂºr EinkĂ¡ufer war. Wie Ăºberall stehen nun viele LĂ¡den leer, einige schon seit Jahren. Ein Zeichen der Zeiten. Allerdings ist es selbst mit leeren VerkaufsflĂ¡chen dem Ă³rtlichen "Downtown Beirut" haushoch Ăºberlegen. Zumindest fehlten ihnen in Stirling keine DĂ¡cher...
Mittwoch, regnerisch. Ich telefonierte mit dem freilaufenden Chef, der Fragen hatte. In der leeren Wohnung waren nun die Maler zu Gast, die die WĂ¡nde weiss strichen damit sie grĂ³sser wirkt. Die Dame, die zugesagt hatte, rief prompt an und wollte wissen wann sie einziehen kĂ³nne...bald! Sie kann es kaum erwarten, Platz fĂºr ein Sofa zu haben. Kollegin Nr. 2 meldete sich weiterhin krank, sie hat die RĂºsselpest, eine UTI, BindehautentĂºndung, Wimpern die sich nach innen drehen und beginnende Gelbsucht, weil die kontraindizierte Arznei ihre Leber in Mitleidenschaft zog...sie musste erstmal zu einem CAT-Scan antreten. Sie verbrachte viele Stunden wartend im Krankenhaus in der letzten Woche. Ich wartete auf den Handwerker, der den WĂ¡schetrockner reparierte. Er war verspĂ¡tet, ts! Das ging aber relativ flott mit dem richtigen Ersatzteil zur Hand. Die mĂºffelnde BettwĂ¡sche aus der Vorwoche brauchte allerdings eine zweite Runde in der Waschmaschine, nachdem sie fast das Haus angekokelt hatte und seitdem feucht im Trockner moderte. Der Sohn, ganz in Form, kam ins Wohnzimmer und fragte ob der nun ginge - er hat wohl einen Grosswaschtag vor sich.
Donnerstag, sonnig. Mitten in der Nacht wanderte der Mann durchs Haus, weil er sich eine Stunde lang nur im Bett wĂ¡lzte. Wenigstens stand er dieses Mal nicht unangemeldet und unerwĂºnscht in der SchlafzimmertĂºr des Jungen, den er nun mehrmals um Vier Uhr morgens aus dem Schlaf gerissen hat. Und keine Ahnung warum. Er ist scheinbar nicht der Einzige, der offenen Auges schlafwandelt - in der Arbeit gab es nur Salat-Sandwiches oder Putensalat zum Mittagessen, weil jemand beim Aufbaggern der Strasse gegenĂºber das Stromkabel durchgetrennt hatte...kompletter Stromausfall von 10 Uhr morgens bis 16 Uhr 30. Immerhin bekamen die Oldies dann heisse Suppe gegen kalte Knochen, da natĂºrlich auch die Heizung ausfiel. Und die Beleuchtungs-Elektriker legten die Werkzeuge nieder, weil nichts ging. Warum sollte es auch ohne irgendwelche Probleme Ăºber die BĂºhne gehen? Ich sagte dem freilaufenden Chef nicht umsonst, dass diese Einrichtung mit einer Gesundheitswarnung kommt - wer gerne stresst sollte die Finger davon lassen, nicht gut fĂºr den Blutdruck. :D
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Unsere erhĂ³hten Beete fĂºr die, die sich nicht bĂºcken kĂ³nnen |
Freitag, trocken und sonnige Abschnitte. Urlaub fĂºr ein Wochenende. Der Mann arbeitete im Homeoffice - soll heissen er tĂ¡tigte einen Anruf, scrollte auf dem Handy und Laptop - und schlief dazwischen. So einen Arbeitstag hĂ¡tte ich gerne Mal! Siehe oben. Scheinbar war die MĂ¡nnerkĂ¡ltung im Anmarsch, er war nicht unbedingt "prĂ¡sent" die letzte zwei Tage. Er fragte seit einer Woche wann ich arbeite und wann nicht, nur um am Morgen zu erlĂ¡utern dass ich den Bus nehmen mĂºsse. Ich ging nirgendwohin. Ich tat es ihm gleich und schlief den Tag Ăºber, wenn ich arbeite komme ich dazu nicht. Und den Urlaub darf ich nĂ¡chste Woche prompt wieder reinarbeiten, mit 7 Arbeitstagen und einem freien Donnerstag dazwischen. Da gibt es nichts umsonst.
Nach dem Kaffee Ăºberlege ich was ich heute tun will...