The week that was

Das Wochenende kam mit der Nachricht daß unser So-Di-Koch einen Transfer in eins unserer Pflegeheime in die Wege geleitet hat. In so einem fing er an, in so einem will er weiterarbeiten. Kann ich verstehen...eine Kollegin geht eine Woche nach ihm, sie wird mit gefährdeten Kindern und jungen Erwachsenen arbeiten. Auch das kann ich verstehen. Das wird eine "interessante" Zeit diesen Herbst...wir sind ohnehin schon knapp mit Personal, dann fehlen wieder zwei. Momentan ist die zweite Kollegin im Urlaub und die dritte krankgeschrieben, wir sind also dünn besetzt und entsprechend beansprucht. Ich gehe vermutlich ein langes Wochenende hin um die Arbeit von Zweien zu erledigen. So wie sich das ausgeht werden die Beiden Mitte Oktober aufhören, wenn ich zwei Wochen in Urlaub gehe = drei Mann weniger, vielleicht vier, je nach Krankenlage. In der Zeit habe ich auch noch eine zweitägige Fortbildung im Kalender stehen für den Scottish Mental Health Passport: Der soll Früherkennung am Arbeitsplatz einfacher machen.

Montag unser Termin in Glasgow, das war meine Chance auf etwas Spätseptemberlicht und verfärbtes Laub im Gorbals Park. Dazu komme ich zur Zeit nicht oft. Dieses Mal haben wir in der Wartezeit eine andere Straße erkundet und fanden dort den Gorbals Rose Garden. Klingt wundervoll, nach Rosensträuchern, Farbe und Duft - tatsächlich ist das ein stillgelegter Friedhof des 17. Jahrhunderts, einige der historischen Grabsteine stehen noch entlang der Mauern. Heute ein Park, nimmt er seinen Namen von einer Rosenskulptur, die als Mahnmal oder Memento Mori dort steht. Etwas....anders....

Am Spätnachmittag mußte der Hund unerwartet zum Tierarzt, er hatte scheinbar wieder Schmerzen in der rechten Schulter und humpelte auf drei Beinen durchs Haus. Wir versuchten ihn etwas "stillzuhalten", aber einfach ist das nicht und raus muß er natürlich trotzdem. Der Mann trägt nun eine lange Schürfwunde am rechten Arm, weil die Fellnase den Tierarzt zutiefst verabscheut und sich dieses Mal gar aus dem vorsorglichen Maulkorb wand...oder heißt das nun "windete"?

Der Dienstag brachte Privatpatienten und mein Rezept in der Post, auf das ich seit zwei Wochen gewartet hatte. Die Hälfte war schon im Lagerraum der Apotheke, weil das letztes Mal zuviel geschickt wurde - die andere Hälfte wird wieder dauern. Eine durchschnittliche Wartezeit von zwei Monaten ist da nicht selten, mit 30 Tagen bis Brexit wird daraus vermutlich ein halbes Jahr...

Das Tochterkind war zur Abwechslung mal dabei und so endeten wir im Cafe, bei Bonfire Spiced Hot Chocolate und Lotus Biscoff Muffins. Da verbrachten wir eine gute Stunde, sie hatte ihr Buch dabei, wie sich das für einen Cafebesuch gehört. Es war sonnig, aber recht frisch und wir gingen den Tag ein wenig gemütlicher an.

Am Mittwoch hatten wir den ersten Morgenfrost und einen dieser Tage, die ich am liebsten habe: Frostig-kalt am Morgen, dann wolkenlos blauer Himmel, Sonnenschein und eine kalte Brise inmitten bunter Laubbäume. So muß der Herbst sein! :D Ich war in Sachen Arbeitsklamotten unterwegs, nachdem gleich zwei Hosen am Zerfallen sind - nicht meine liebste Tätigkeit, muß ich sagen. Idealerweise hängt das, was ich anziehen würde (eine recht spezialisierte Auswahl - die meisten Muster/Designs meide ich), ganz vorne, damit ich das nur greifen und zur Kasse tragen muß - mit Kleiderständern voller Kleidungsstücke kann man mich jagen...Rüffelkragen? Blumenmuster? Polkadot-Hosen? Herbstliche Schlammfarben? 

*schauder!*

Ich stelle erst langsam auf bürotauglich um und meine Chefin wirft ab und an einen schrägen Blick auf meine Outfits, aber damit muß sie leben - die Anforderungen für meine vorherige Stelle waren ganz andere, und ich werfe nicht das erste Gehalt komplett den Bekleidungsgeschäften in den Rachen um meine Garderobe in einem Rutsch umzumodeln: Wenn was kaputtgeht wird es mit Büroklamotten ersetzt. In ihrem Fall beten wir alle daß sie nicht in einem Kleid zur Arbeit kommt...nicht daß ihr das nicht stehen würde, die sind nur - um es in den Worten unseres einzigen männlichen Mitarbeiters zu sagen -  "about 6 inches too short" (~ 15cm zu kurz). 

Der Mittwochabend und der Donnerstag bestanden hauptsächlich aus Telefonaten, Terminen und Papierkrieg nachdem der Mann von der Arbeit kam und sagte "Wir haben ein Problem." Offenbar machte das Auto auf dem Weg zur Arbeit ungewohnte Geräusche der alarmierenden Art und er sprach mit seiner Chefin und kam früher heim - direkt in die Werkstatt. Der Mechaniker sprach von £1400.- für die Komplettsanierung des Unterbodens, ansonsten sei das Auto nicht mehr straßentauglich. (Der TÜV hierzulande ist alles andere als vertrauenserweckend, denn den hatte es erst vor Kurzem "bestanden"). Also verbrachte er den Abend online und am Telefon, suchte ein neues Auto aus, ließ es vors Haus liefern für eine Testfahrt und hat es gekauft. Alles in einem Rutsch.

Ich verbrachte den Donnerstag mit dem Papierkram und all den Details. Der Mann holte das neue Auto am Freitagabend ab, direkt vom Bahnhof kommend. Bis dahin mußte er den Zug nach Falkirk nehmen, mit EMDR-Lichtbar und allem im Schlepptau.

Ich war in der Arbeit, Urlaubsvertretung für das lange Wochenende.

Der Court of Session tagte auch wieder und bewies erneut, daß de Pfeffel der zweite Donald ist - man erkennt daß er lügt daran, daß sich die Lippen bewegen...oh, wie er schottische Gerichte verabscheuen muß - :D 

Vielleicht verkündete er ja deshalb, daß er beim Klimagipfel in Glasgow alles mit der Union Flag vollpflastern will. Und die First Ministerin fernhalten, sie sei nicht willkommen. Das wollen wir sehen - er hat noch keine Erfahrung mit Glaswegians! Als Farage kam um schottische Studenten zu "bekehren", ergriff er am Ende die Flucht vor ihnen und verschanzte sich in einem Pub, bis seine Anhänger ihn "retten" konnten. Nach der alten Maxime: Don't try this in Glasgow!

Heute ist die Independence-Demo in Edinburgh. Ich muß leider arbeiten, daher geht der Mann dieses Mal alleine. Sie haben die Strecke geändert und erwarten mehr Menschen als letztes Jahr. Da waren es ~100 000. 

Ich schicke dann mal das bunte Laub in die Heimat und sehe, ob die EHO heute unsere Küche begutachtet...