Saturday 28 December 2019

The week that was




Das Wochenende war ich wieder allein mit den Köchen, und wie ich es mir schon dachte - während die Chefin bei einem Anruf wochentags noch sagte daß sie ein paar Stunden käme für das Nötigste, war sie auf weiter Flur nicht mehr zu sehen als es "galt". Das kenne ich bereits, und ehrlich gesagt: Ohne ihre Hektik schaukeln wir das zu zweit viel entspannter. Die Bewohner wollen sie ohnehin nicht sehen...das Wochenende ist ihre Erholung von all dem. 
Das Nötigste wurde trotzdem getan. Und in aller Ruhe.
Daheim herrschte genug Chaos: Der Wohnzimmerteppich ist reif für die Erneuerung, nachdem der Hund ihn tage- und nächtelang vollgek.... hat. Er ging dementsprechend am Montagmorgen zum Tierarzt und wurde erstmal behalten zur gründlichen Untersuchung. 
Wir haben nun das richtige weihnachtliche Ambiente im Wohnzimmer...braune Flecken überall. Am Ende versuchte er das gar zu verstecken und drapierte Spielzeug und Hausschuhe darüber...ich wünschte mir Baldrian und Teppichshampoo zu Weihnachten! Wie dekadent.


Ein Adventskalender zum Rätseln - Danke, Ute!

Uns steht ein grimmer Winter bevor mit all dem, was die russische Mafia um de Pfeffel in Planung hat, zuallererst natürlich sein unilaterales Umschreiben des Withdrawal Agreements. Gewissermaßen Vertragsbruch, und Garant für No-deal-Brexit am 31. Januar, falls die EU die Nase voll hat...auch sein sonstiges Manifesto liest sich, als ob es von Goebbels geschrieben wurde.
Momentan "denkt" er angeblich "gründlich darüber nach", wie er den Schotten weißmachen kann daß sie als Souverän ihres Landes kein demokratisches Recht zur Selbstbestimmung hätten. Genau das ist es, was die Schottische Regierung ihm vorgelegt hat - die Quadratur des Kreises, in der er sich öffentlich zum Diktator erklären muß wenn er ihnen das abschlägt mit irgendwelchen fadenscheinigen Begründungen. Was außerdem eine Verletzung des "Act of Union" wäre, da sie "equal partners" sein sollen und schottisches Recht unantastbar ist. 
Deshalb muß Cummings nun gründlich nachdenken, während er auf Parties russischer KGB-Agenten und im Urlaub in der Karibik mit irgendeiner Mätresse beschäftigt ist statt seine Kinder zu sehen, dieser "Mann des Volkes".




Ich habe wieder diese Tendenz alles festzunageln und wind- und wetterfest zu machen - "Winter is coming". 
Nicht nur wettermäßig. Der lokale Betreiber des Onkel-Rajit-Ladens ist ganz verwundert, daß dieser November das Gegenteil aller bisherigen war, er habe so viel verkauft wenn das normalerweise ein Flautemonat sei. Die Sammelcontainer für Lebensmittel für die food banks und Weihnachtsgeschenke für bedürftige Kinder in den Supermärkten sind so hoch beladen wie noch nie. Winter is coming. 
Der Hund kam heim über Nacht und mußte um 8 Uhr früh an Heilig Abend wieder zum Tierarzt. Bis dato hatte seine Behandlung um die £500.- gekostet. Ein Glück daß der Mann in seinem Einsparungsdrang die Versicherung für die Fellnasen unangetastet ließ - nachdem ich es ihm ausgeredet hatte...denn wenn sie gebraucht wird, dann wird's auch teuer, wie er nun feststellt. Der Tierarzt will das immer noch direkt bezahlt haben, aber er kann es wenigstens zurückerstattet bekommen. 



Rasiert und voller Schmerzmittel, aber wenigstens hat er gefressen

Heilig Abend um 16 Uhr konnten wir ihn abholen für die Feiertage, mit Medikamenten im Schlepptau und einem Termin am Freitagmorgen, wenn er wieder hin muß. Der Mann verbrachte die meiste Zeit schlafend oder deprimiert im Sessel - nachts blieb er im Wohnzimmer mit dem Hund, zur Vorsicht. Dabei ging es ihm mit den Schmerzmitteln gut genug um zu fressen und das auch im Magen zu behalten.
Das war nicht die einzige Erinnerung daß Weihnachten nur in der Werbung und im TV "the most wonderful time of the year" ist - abends hatten wir drei Polizisten an der Tür, die wieder einmal nach K. suchten. Sie las ihre SMS vom Tochterkind, also war sie irgendwo mit Wlan und nicht auf der Straße - small mercies. Sie wollte nur nicht gefunden werden. Glücklicherweise postete ihre Schwester einen Tag später, daß sie beim Festessen dabei war.





Erster Weihnachtsfeiertag, Zeit für das große Gelage...dieses Jahr war das alles etwas "normaler" als die bisherigen Jahre, irgendwie hatten wir das Gefühl daß Alle etwas zurückhaltender waren mit dem Einkauf, egal ob es Geschenke waren oder Lebensmittel. Angesichts dessen was uns bevorsteht bestimmt kein Fehler, aber die Stimmung ist merklich anders, zumindest hier.
Eins unserer Geschenke war dieses Jahr ein Weihnachtspaket für Syrische Asylanten, die Folter überlebt haben. Das entsprach der Stimmung...
Zweiter Weihnachtsfeiertag und ich war morgens in der Arbeit. Und habe erstmal den Staubsauger rausgeholt und geputzt, denn da wurde 2 Tage nichts getan, sichtlich. Das wird scheinbar alles Kollegin 2 überlassen, die die Arbeit von drei Kolleginnen über die ganze Woche verteilt nun in 2 1/2 Tagen tun soll. Nö, so haben wir noch nie gearbeitet, wir waren immer ein Team! Julz hat den Fußboden im Speisesaal für sie gewischt, zu dem sie nicht kommt wegen all der anderen Jobs auf der Liste. Wann immer wir ohne Springerkraft arbeiten sagt die Chefin nur beiläufig, daß C. das dann eben alles nächste Woche nachholen müsse - so kann's ja nun nicht sein! Wobei klar ist, daß die Chefin an jenen Tagen nichts geputzt hat außer den Tischen... 



Unsere Luna - eine viel schönere Form als die "Sonnentropfen", die hier auf dem
Weihnachtsmarkt verkauft werden

Ich ging heim mit 1,96kg Pralinen jedweder Art und Geschmacksrichtung und 500g Shortbread, weil die Bewohner uns nichts schenken dürfen, das aber unbedingt tun wollen - die Kolleginnen hatten ein kleines Bißchen weniger (da zwei oder drei Bewohner je nach Stellung gewählt hatten statt jeder dasselbe zu schenken), aber nicht viel. Das ist inzwischen so bescheuert daß wir sogar aufzeichnen sollen, was wir gar nicht erst angenommen haben...ein Ausnahmefall sei, wenn die Ablehnung vor den Kopf stoße - unsere Oldies behaupten das allesamt, sie wären zutiefst beleidigt wenn wir selbst das zurückwiesen. Weder meine Chefin noch unser Housing Officer hielten uns das Formular hin, im Gegenteil - die Chefin packte all die Geschenktaschen voll mit der Schokolade. Da wir von HQ nichtmal eine Weihnachtskarte bekämen sehe sie nicht ein, daß wir das ablehnten: Ist alles eßbar, und im Ernstfall lande es eben in der Lounge für alle. Als totales Kontrastprogramm zu unserem Arbeitgeber wanderte ein junger Angestellter unseres Contractors ins Büro kurz vor Weihnachten und überreichte uns Pralinen von seiner Firma, als weihnachtliche Aufmerksamkeit von all ihren Elektrikern, Klempnern und Schreinern, die bei uns ein- und ausgehen. 
Schokolade im Überfluß. Ich habe auch noch 500g+ anderer Pralinen von Mann und Schwiegermutter daheim...jeden Abend eine und das würde vermutlich fast das ganze Jahr ausreichen! 




Ich habe natürlich zuallererst etwas Salziges geholt auf dem Weg durch einen Supermarkt zur Arbeit...war dringend nötig. :D
Vor dem nächsten Arbeitstag heute reihe ich mich schnell noch in Berlin ein am Kaffeetisch - wir sehen uns.

1 comment:

  1. Was für ein stressiges Weihnachten. Da bin ich ja froh, dass die Magenprobleme der Hunde (eigener und Gasthund) nach einem Tag Fasten abgehakt werden konnten. Um den Tierarztbesuch (welcher TA hat am 27. offen?? nur einer...) sind wir trotzdem nicht herum gekommen. Der Pflegehund hat sich eine Zerrung geholt. Menno.
    Soviele Pralinen? Da kannst Du ja einen Laden aufmachen. Davon bleibe ich verschont, da laktoseintolerant. Hoffentlich kannst du nun etwas entspannen!
    Liebe Grüße
    Andrea

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