Saturday 2 May 2020

The week that was


Samstag, sonnig, 21 Grad. Der blühende Baum in den Fotos steht in unserem Garten, das war praktisch für's Fotografieren: Dafür mußte ich nicht den Regierungs-erlaubten einen Spaziergang des Tages in Anspruch nehmen, denn für den hatte ich ein anderes Motiv im Auge das nur bei trockenem Wetter "überlebt". Den Bewohnern tut das Wetter gut, und die Gelegenheit auf Distanz miteinander zu sprechen - das Vitamin D schadet auch nicht! Vitamin D und eine Reduktion des Zuckerkonsums wurde uns in einer Fortbildung zur Vorbeugung von Demenz/Alzheimer's empfohlen. Außerdem können sie dort mit ihren Familien sprechen, solange die Distanz gewahrt wird, da wir Familie nicht ins Gebäude lassen trotz des Regierungs-erlaubten Besuchs einmal täglich. Zuviele hielten sich nicht an die Regeln und ein Sohn kam jeden Tag, um Geld von seiner Mutter zu erfragen...
Sonntag, sonnig, 20 Grad. Wir entwickelten eine neue Methode, einem eigensinnigen älteren Herrn die Wocheneinkäufe durch das Küchenfenster zu reichen, seine Familieangehörige draußen davor und ich in seiner Küche, da sie Sorgen hatte er würde das nicht richtig verstauen und abgelaufenes Essen im Kühlschrank lassen. In ihren Worten hatte ich Glück daß er mich reinließ, aber wir sind freundlich miteinander, er hielt immer an für ein Schwätzchen mit mir auf seinen Wegen. Ich konnte ihm gar ein Lächeln entlocken an diesem Tag.



Montag, erst grau, dann sonnig und dann nieselte es am späten Nachmittag. Ich bekam etwas Vitamin D, während ich fast eine Stunde auf einen Bus wartete - Sonntagsservice. Immerhin war der Supermarkt kein Problem, zu der Zeit herrscht scheinbar kein Andrang, ich konnte einfach reingehen. Als ich ihn verließ begannen die Menschen bereits wieder Schlange zu stehen. Bislang habe ich es vermieden, in der Stunde für keyworker dort aufzutauchen, das ziehe ich erst in Erwägung wenn es gar zuviel Zeit kostet Brokkoli und Katzenstreu zu kaufen. Ich verbinde normalerweise meinen Spaziergang mit dem Einkauf und gehe nur einmal aus dem Haus, da ich ja sonst dauernd in die Arbeit gehe. An Arbeitstagen verlasse ich das Haus nur dafür. Trotzdem kommt es mir vor als ob Lockdown in meinem Fall nicht wirklich Lockdown sei, ich bin zu oft außer Haus dafür, wenn auch als Gatekeeper für unsere Senioren. Sollte ich vielleicht anders betrachten: Wir stehen zwischen den Bewohnern und dem Virus, das sonst ins Gebäude geschleppt werden könnte. Und angesichts der Zahlen an Toten in diesem Land sind wir alles, was zwischen ihnen steht - offiziell über 20.000, tatsächlich rechnen sie mit über 40.000 inklusive derer in Pflegeheimen und in eigenen Heimen...0,82% der Weltbevölkerung und fast 20% der Covidtoten, die weltweit aufgezeichnet werden. Schockierend. 
Der "Observer" sprach davon, daß sie unter Druck gesetzt wurden die Regierung zu loben für ihre Vorgehensweise, und daß diejenigen, die der "Sunday Times" helfen, aus der Pressekonferenz ausgegrenzt würden - weil die "Sunday Times" inzwischen Tacheles redet über de Pfeffels Versagen.
Jedenfalls habe ich an diesem Abend Masken bestellt für die Familie, bei einer Firma die davon Spenden an Medecins Sans Frontieres überweist für deren Corona-Appeal. Für die Länder, deren unbekannte Zahlen vermutlich jeden Rahmen sprengen. 



Dienstag, grau und kühl am Morgen, 11 Grad mit Schauern. Ich war schon um 5 Uhr wach, daher las ich mich durch einige Artikel. Diesen fand ich recht passend: Ins and Outs.


The “Ins” are able to stay sheltered, isolated, and safe. Their time is spent disinfecting things from the Outside, trying to juggle childcare and working from home (if that’s possible), and… inexplicably baking a lot of bread.
The “Outs”, on the other hand, have no choice but to keep working Outside. Risking their health, with the danger of contamination ever-present in their minds. Every sneeze, every cough, every inadvertent or work-required bit of contact, a threat to both their lives and the lives of their families.
The Ins can quarantine indefinitely, because the Outs can bring them everything.

Klingt wie die neue Zombie-Apokalypse, aber es ist was dran. Verglichen mit Entwicklungsländern können wir uns trotzdem alle glücklich schätzen über unsere überwiegende Sicherheit.
Mittwoch, kalt, grau und nieselig, 7 Grad. Die Natur freut sich natürlich, aber gerade an dem Tag kam ein Dudelsackbläser vorbei um die Bewohner etwas zu unterhalten und aufzumuntern und aufgrund der Distanzierung ging das nur im Garten. Bei leichtem Niesel. Zum Glück gibt es Fleecedecken, Mäntel und Mützen...und drei Stockwerke mit Fenstern zum Garten hin. So spielte er quasi für die "Galerie". :D Er bereitete ihnen eine Freude, das ist die Hauptsache. Daß er im Kilt spielte bereitete besondere Freude...zumindest einer der Damen: Wir hielten sie im Zaum. ;D Danach waren die Oldies tiefgekühlt aber happy - was so ein Bißchen Aufwand doch ausmacht! 
Bei schönerem Wetter könnten alle denkbaren Menschen für die Galerie spielen...Glasgow hat den "Bard in the Botanics" im Sommer (Shakespeare open air im Botanischen Garten), es hielte uns nichts davon ab dem gleichzutun.
Kreative Lösungen sind gefragt. 




Donnerstag, wechselhaft mit Schauern, 11 Grad. Die Luftfeuchtigkeit war so hoch daß mein Atem oben aus der Gesichtsmaske dampfte...wir wurden gebeten, Masken zu tragen - noch ist es keine Vorschrift, aber ich wurde trotzdem pikiert angeschaut. Das war die perfekte Demonstration dafür. Vielleicht wunderten sich die Mitmenschen auch nur, woher ich die Maske habe? Möglich. Viel interessanter war scheinbar, daß ich "im Vorbeigehen" eine Palme mitgenommen hatte: "Werden wieder Pflanzen verkauft???" Supermärkte dürfen alles verkaufen, was sie in den Regalen haben, von den Elektrogeräten und Geschirr über Kleidung und Hausrat bis zu Pflanzen und Blumenerde. Das Tochterkind fragte warum ich einen Farn heimgebracht hätte (für den Urlaub in Gardenistan! Doh!). 
Öhmmm...Phoenix Canariensis wird bis zu 2m hoch und 0.5 - 1m breit und hat recht scharfe Blattränder...aber Farn ist eine gute Idee :D - Baumfarn. Den Bambus hätten wir bereits. Und da ich über einen Dschungelgarten nachdachte, hatten wir postwendend den ersten Aprilschauer des Aprils am letzten Apriltag. Wenigstens trieb der Wind ihn gegen die Fensterscheiben und so wusch er die Schlieren vom Glas, die Mann und Tochterkind letzte Woche beim Putz hinterließen. Und der Mann sprach fortan nicht mehr davon, den Teleskopgriff des Squeegees an den Gartenschlauch zu montieren um die Solarzellen zu waschen...(Hä???)
 Que???



Freitag, heiter bis wolkig, 12 Grad. Tag der Arbeit/Labour Day, wie passend, denn ich gehe arbeiten. Feiertage gibt es nicht, wenn der Service 365  Tage im Jahr geöffnet hat...schon gar nicht, wenn die Bewohner 12 Wochen in Isolation sind. De Pfeffel schwafelte von "Alpenbergen" und "Tunneln" und daß der "peak" vorbei sei - nun wollen wir hören was Nicola Sturgeon dazu sagt. "Wir" umfaßt mittlerweile auch weite Teile Englands, weil die dem Poundshop-Trump nicht mehr glauben. Sie behandle die Bevölkerung wie Erwachsene - wenn sie sich nicht sicher ist über eine Maßnahme, sagt sie das offen. Der Unterschied zwischen Angela der Wissenschaftlerin, die das alles in Ruhe erklärt, und dem Teilzeit-Clown mit Churchill-Obsession, der daraus seinen Churchill-Moment machen will und historische Reden schwingen (und auch darin singulär untalentiert ist), könnte nicht größer sein. 
Den Twittler lassen wir außen vor, der hat einen an der Waffel, der wäre hier ein Fall für "Care in the Community" oder zwangsweise eingewiesen unter dem Mental Health Act. In den US ist er Präsident - da sage noch jemand es sei nicht wahr, daß "in the land of opportunity" jede/r alles werden könne. 
Einer unserer Oldies hatte Hüttenkoller, nach fast 6 Wochen kein Wunder, einem anderen war wieder das Essen ausgegangen und unsere Finanzabteilung fragte zum dritten Mal nach Formularen für einen neuen Lieferanten, die wir Anfang März bereits eingereicht hatten...home office works well! :D
Wir wurden bezahlt, doch entgegen aller Versicherungen hatte niemand die Gehaltserhöhung darauf angerechnet. Das wird die nächste Frage der Chefin sein...zumal uns vorher niemand bestätigen wollte, was die neuen Löhne sind.



Wir werden sehen wie sich das entwickelt. Nun ist erstmal Samstag und damit sehen wir uns in Berlin zum Kaffee.



3 comments:

  1. Für betagte Menschen in Alten- und Pflegeheimen ist dieses Zeit wirklich fürchterlich!
    Ich habe gestern erst mit meinen Eltern in Norddeutschland geskypt und ihnen die Leviten gelesen, von wegen in den vollen Supermarkt gehen. Immerhin sind sie sehr zufrieden mit meinen selbst genähten Masken.
    Hierzulande versuchen manche Politiker oder auch Journalisten (z.B. heute in unserer Tageszeitung) uns allmählich darauf vorzubereiten, dass man in Zukunft ein paar Tote mehr akzeptieren muss. Sozusagen als "Kollateralschaden". Irgendwann würden die Risikogruppen ja eh sterben. Na toll...
    Liebe Grüße und Bleib gesund!
    andrea

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  2. Hallo,
    schöne Blütembilder. Ja alles unterschiedlich. Ich hör mir schon gar nix an, hab mir meine eigene Meinung gebildet. Vitamin D ist sehr wichtig hat mich meine MS gelehrt. Seit ich einen bestimmten Wert halte (mit zusätzlicher Einnahme) hatte ich keinen Schub mehr, keine Erkältungen etc. mehr.
    Und mir geht es sehr gut. Denn das wir meinen täglich an Vitamin D zu uns zu nehmen weil wir ne Stunde in der Sonne sitzen ist zu wenig. Selbst mein Sohn, der draußen als Gärnter arbeitet hat einen zu niedrigen Wert. Klar er ist ja angzogen und nur das Gesicht oder maximal die Unterarme frei für die Sonne.

    Hier hat es auch merklich abgekühlt. Socken und Fleecjacke sind Pflicht hier.

    Ich geh nur noch mit genauem Einkaufszettel einkaufen, dass ich mit der Maske schnell durch bin. Wir hatten von unserem Arbeitgeber welche gesponsert bekommen.

    Ein schönes Wochenende.

    LG
    Ursula

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  3. Bei diesen steigenden Zahlen habe ich oft an dich und deine "Kundschaft" gedacht. Die Geschichte mit dem Dudelsackspieler ist gut, Abwechslung brauchen die alten Herrschaften. Unsere Wahlverwandten haben bei dem andauernd sonnigen Wetter in den Hof gekarrt in ihren Betten sogar und mit ihnen gegrillt, dass war ein Fest. Sie sind übrigens froh, dass keine Besucher ins Haus dürfen und halten die Leute gut bei Laube. Hier in Köln sind 24 Menschen in einem Pflegeheim gestorben ( bei 92 Toten insgesamt in einer Millionenstadt ), der Betreiber hat nach dem ersten Ausbruch an Schutzkleidung gespart und der Bürgermeister hat es dann gekauft.
    Es ist sehr informativ, bei dir zu lesen.
    Bleibt gesund!
    Astrid

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