Saturday 16 May 2020

The week that was

Dieses Foto bin ich noch schuldig...
Samstag, wolkig, 14 Grad. Die Schwiegermutter rief viermal an bis sie ihre Einkaufsliste beisammen hatte. Und am Abend nochmal, weil sie doch etwas vergaß...
Wir haben die wöchentliche Lieferung der Schutzkleidung einstellen lassen - wir haben genügend im Moment und sehen die lieber in den Pflegeheimen und Einrichtungen mit Covid-Fällen. Sollte es uns doch wider Erwarten treffen können wir neue anfordern. Das scheint sinnvoller als die irgendwo in einem Wandschrank zu lagern und nicht zu verwenden. Bislang haben wir nur 2 von 150 Einweg-Masken benutzt. Was trotzdem geliefert werden wird sind persönliche Masken für jede/n Kollegen/in an der "frontline". Um uns auch außerhalb der Arbeit zu schützen, weil das Sinn macht. Zu diesem Zeitpunkt wäre das der einzige Infektionsweg für die Bewohner. Das Pflegeheim auf Skye, das nun nach 6 Wochen Lockdown Covid-19 hat, bekam es eingeschleppt weil die besch...... Betreiber Personal aus Kent (!) eingeschippt hatten.
Mit dem "Stay alert"-Sch...., der jetzt aus de Pfeffels Richtung weht, müssen wir wohl bald die Tür verbarrikadieren, obwohl der nur für England entscheiden kann. Weil man den Virus ja schon von Weitem erkennt... Das soll angeblich "Stay home" bedeuten, tut es aber nicht - sonst hätte er "Stay home" gesagt.
Sonntag, wechselhaft, windig, kühle 8 Grad. Arbeit. Eine unserer Damen wird stetig verwirrter, sie "lebt" gerade in den Zeiten Margaret Thatchers (als ob Demenz nicht schlimm genug wäre), und an diesem Morgen wußte sie nicht wo sie war kurz nach dem Aufstehen. Ich verbrachte Teile des Tages mit ihr bis sie sich beruhigt hatte, nahm sie auf eine Runde durch den Garten mit, damit sie mit ihrer Freundin durch deren Fenster sprechen konnte, und verleitete sie zum Essen ("Ich habe keinen Hunger!") indem ich ihr ein belegtes Brötchen mit zwei süßen Teilchen als "Afternoon Tea" präsentierte...das ging dann doch. :D
Wir müssen uns nun einen Weg suchen, wie 21 Bewerber durch telefonische Vorstellungsgespräche für unsere freie Stelle gelotst werden. Der HO will ein Telefonlink dazu einrichten - vermutlich wieder auf Zoom. Skype-Interviews sollen hier ja der neue Weg sein...der persönliche Eindruck wäre allerdings schon wichtig, siehe letzte Kandidatin. Die letzten drei, die die Chefin ausgewählt hat, waren nicht so berühmt - eine davon war gar das "schlechteste Vorstellungsgespräch", das HO und Housing Operations Manager "je erlebt" hatten. Die sollte von 0 auf 180 als ihre Vize in ihre frühere Einrichtung gehebelt werden - vorher war sie eine Freiwillige, die Stuhljoga mit den Oldies turnte. Also null Ahnung von der Stelle. Und zwei Köche hat sie auch vergrätzt. Vielleicht sollte jemand anderes auswählen? HO? HOM?
Und am Abend rief die Schwiegermutter an - weil sie etwas vergessen hatte.



Es war so lange trocken - Moor und Wiesen brennen wieder.

Montag, sonnig, 12 Grad - laut Wetter-App, tatsächlich brüteten wir in der Sonne...mag daran liegen daß wir eine Sonnenfalle im Garten haben. Zuerst war ich morgens um 8 bei 3 Grad unterwegs zum Supermarkt für all die Sachen, die der Mann beim Wocheneinkauf am Sonntag nicht gekauft hatte, v.a. Gemüse. In T-Shirt und Übergangsjacke, die mich warmhielt für die Stunde, die ich auf den Bus nach Hause warten mußte. Der Mann hatte derweil das Auto in der Werkstatt, da auf dem Weg zur Arbeit einer der Stoßdämpfer den Geist aufgab...mann gönnt sich ja sonst nichts. :D 
Den Trip zum Shop gleich am frühen Morgen zu tun hat den Vorteil, daß ich zu der Zeit einfach zur Tür reingehen kann (keine Schlangen), das bereits erledigt habe und den Rest des Tages frei für andere Dinge. So machten die Kinder und ich uns an die Arbeit im Garten und schwangen die Axt. Nein, das ist keine Metapher - wir hatten zwei Äxte und die Säge des Nachbarn in Gebrauch. Er hatte uns die gereicht als der Junge mit der Axt ans Werk ging. Es fielen zig Eschensprosse, eine Kastanie, eine Eberesche und Äste einer Kiefer, nebst einiger Brombeertentakeln, die sich durch den ganzen Garten wanden. Das Tochterkind jätete wild vermehrte Walderdbeeren, Löwenzahn und alles andere, was dort wucherte. Den halben Garten hatten wir nun zurück - nachdem der Grünschnitt geleert wurde, waren die Azalee und die Eschen in der anderen Hälfte an der Reihe. Um 2 Uhr mittags verzogen wir uns ins Haus, da es ordentlich heiß wurde in der Sonne.
Die schottische Regierung erlaubte von Montag an zweimal aus dem Haus zu gehen für Bewegung...
Dienstag, sonnig, 12 Grad und hier zu sehen. In diesen Tagen sahen wir die "Welsh Assembly" ihren Namen ändern zu "Welsh Government", von der Versammlung zur Regierung. Und ihr neuer "First Minister of Wales" schrieb an das Pressepack in Westminster, daß sie sich doch über die Staatsstruktur informieren sollten und von nun an sehr deutlich machen, daß de Pfeffel mit seinen Maßnahmen ausschließlich für England spricht. In den anderen drei "Nationen" hat er nichts zu sagen was das betrifft  - das ist deshalb in Anführungszeichen, weil sich GB in der UN selbst als "Union zweier Länder, eines Protektorats und einer Provinz" definiert. Das andere Land in dieser "Union" ist Schottland. Und die "Provinz" Wales mußten sie längst zum selben Status wie Nordirland erheben. Interessante Töne kommen nun auch aus einer anderen Richtung, von einer Bevölkerung mit ihrer "eigenen Sprache, Kultur und eigenen DNA-Markern": Cornwall beobachtet mit Argusaugen, wie sich diese Lage weiterentwickelt. 



Mittwoch, sonnig, 11 Grad - Arbeit. Der Mann drängelte früh aus dem Haus, weil er seine Notizen einreichen mußte von den Telefonanrufen letzter Woche. Ich gewöhne mich daran, früher als die Chefin im Büro aufzutauchen...
Nach 8 Wochen komplettem Lockdown sollten die Bewohner diese Woche eine Person nominieren, die in Zukunft Essen/Medizin liefern kann und mit Abstand im Haushalt helfen (= sie sollten sich in verschiedenen Räumen aufhalten), da einige nun doch langsam zu kämpfen haben. Eine Dame hatte z.B. seit 8 Wochen dieselbe Bettwäsche, weil sie die allein nicht wechseln kann. Wobei deren Tochter als ihre Pflegerin registriert ist und das ohne Weiteres hätte tun können...denn Pfleger durften ja ins Gebäude. Wie immer fanden es einige gut, andere beschwerten sich - aber wir waren ja die einzige unserer Einrichtungen in Schottland, die komplett im Lockdown war und das auch schon 8 Wochen, nun sind wir gleich mit allen anderen, die erst seit 6 Wochen den Zutritt kontrollieren und auf eine Person beschränken. Test and trace ist bei uns nun eine geradlinige Sache, sollte sich jemand anstecken.
Viele lehnten dankend ab und wollen nach wie vor niemanden im Gebäude haben, was ihr gutes Recht ist. Interessanterweise beschwerten sich einige über die Anpassung der Regeln, die selbst gern intern die Regeln biegen würden wenn sie damit durchkämen. 
Donnerstag, sonnig, 10 Grad und nach den -1 in der Nacht fühlte es sich den ganzen Tag lang kalt an. Kollegin C. bekam Blumen und Geschenke zu ihrem 60. Geburtstag. Vor David Cameron wäre sie nun in den Ruhestand gegangen...die Chefin bot ihr eine unserer freien Wohnungen an :D. Die kann man erst ab 60 mieten. Sie bringt zur Zeit ihren Garten in Schuß für den unvermeidbaren Urlaub in Gardenistan dieses Jahr, deshalb schenkten wir ihr Blumen zum Einpflanzen und einen Pflanzkübel in Elefantenform. Sie liebt Elefanten. 
Den Urlaub, soll heißen ein Drittel unserers gesamten Urlaubsanspruchs für das Jahr, sollen wir nun vor dem 31.7. einreichen - für unsere "work-life-balance und unser Wohlbefinden", nichts zu tun damit daß sie sich die Vertretungen nicht leisten könnten, wenn wir alle nach dieser Corontäne einen Monat freinähmen... Ich werde die Tage so legen, daß sie nicht ins Gewicht fallen: Ich arbeite zur Zeit andere Tage als vertraglich vereinbahrt, damit wir genügend Arbeitskräfte für die Woche haben. Statt eines Tausches wird das dann eben zu Überstunden...letzten Endes ändert sich nichts an der derzeitigen Regelung, außer etwas Extralohn für mich. Zusätzlich zu den Vertretungen für die Chefin, Vorstellungsgesprächen und was immer sonst noch unseres Weges kommen wird.




Freitag, sonnig mit Nieselregen, 13 Grad. Aaaand we have come full circle: In der Arbeit sind wir wieder im Lockdown. Ähhh...hat nichts mit Covid zu tun, wir haben nach wie vor keinen Fall, nein - die Tochter einer Bewohnerin, ihres Zeichens Rechtsanwältin, hatte unserem Operations Manager einen gepfefferten Brief geschickt und ihn das Muffensausen gelehrt. :D  Ergebnis: HQ sagte daß wir im Lockdown bleiben. Wieder als einzige ihrer Einrichtungen schottlandweit. Oh well...für uns macht es die Sache einfacher, da wir die Kontrolle haben wer das Gebäude betritt und wer nicht. Und den meisten Bewohnern ist es lieber so, sie fühlen sich sicherer. 
Kollegin C. geht es genauso: "Hier weiß ich daß alles desinfiziert ist, weil ich es selbst getan habe." Die Chefin hat prompt weiter Druck gemacht und nach einem Bonus für uns gefragt, da wir nun soviel täten was nicht in unserem Arbeitsvertrag stehe...ich kann mir die Antwort darauf vorstellen, aber gut daß sie es gesagt hat.
Nachdem mir Überstunden ins Haus standen verbrachte ich den Feierabend damit, die nächsten posts aufzureihen für die kommende Woche. Diese Fotos anzuschauen ist derzeit escapism - wir hatten so schönes Wetter, das Meer war so blau wie am Mittelmeer oder in der Karibik: Farbe satt. Das wird deutlich werden, wenn die Bilder der Rückfahrt durch Mull online gehen...es zeigte sich schon etwas in dieser Woche: Blau, blau, blau sind alle meine Kleider...
Während im Instagramreel noch die schneebedeckten Munros von Glencoe durchrollen. :D



Samstag, bewölkt, 8 Grad. Der Kaffee ist fertig, daher setze ich mich nun zu Andrea an den Tisch. Wir sehen uns.



2 comments:

  1. Neugierig bin ich jetzt auf die Entwicklungen bei euch. Scheint auch ein rechtes Up and Down zu sein, oder? Ich bin froh, dass ich momentan mein ganz privates Pflegeheim mit einem Bewohner zu sein. Dem tut der Lockdown nicht gut und ich musste einen Physiotherapeuten ins Haus lassen...
    Dir wünsche ich strake Nerven und eine infektionsfreie Zeit weiterhin!
    Astrid

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  2. Starke Nerven brauchst du tatsächlich, und ein Bonus wäre doch wirklich nicht zu verachten...
    Liebe Grüße
    Andrea

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