Samstag, sonnig, 20 Grad, die sich wie 15 anfühlten mit frischer Brise. Ich war als Einzige morgens wach, alle anderen schliefen bis Mittags. Ich hatte dann schön Zeit zu lesen und mich von einer recht schwerfälligen Übersetzung nerven zu lassen: "Formula" für "Formulierung"oder "Sprichwort"? Ehhhhhh...:( Da können die zwei "Ex-pats" in Frankreich noch so viele Bücher übersetzt haben, das liegt mir einfach quer im Magen, zumal sie es besser wissen sollten, da sie das in ihre eigene Sprache übersetzten. Den angeblich "sparkling dialogue" haben sie auch gemeuchelt...wenigstens habe ich nun etwas über French-Algerien gelernt und über die Pieds Noir, die ja keineswegs alle französischen Ursprungs waren.
Sobald der Mann das müde Haupt hob klopfte er an die Zimmertüren der Kinder. Und als der Junge angezogen ins Wohnzimmer kam, ihn an seinem Smartphone sah und wieder in sein Zimmer verschwand, ließ er eine Bemerkung fallen darüber daß ich ja noch keine Schuhe anhätte...das war eine Premiere: Scheinbar war ich dieses Mal "nicht angezogen" für etwas, von dem ich gar nichts wußte! Das ist seit Kindertagen der ewige Refrain: "Ich habe ja die ganze Zeit auf Euch gewartet!", der offenbar länderüberspannend in der männlichen DNA verankert ist...sprach er in Strümpfen...:D
Sonntag, regnerisch, 15 Grad. Wir waren im Regen beim Wocheneinkauf, der diese Woche vor allem einfach zu kochende Mahlzeiten hergeben mußte, da Mann und Tochter den Kochlöffel schwangen während ich arbeiten war.
Ich war am Vorausplanen für die zwei Wochen Mitte September, die wir hoffentlich auf einer Hebrideninsel verbringen werden. Je nach Coronalage.
( Die Chefin ist sehr optimistisch und hat für den November Mexiko gebucht...ich hoffe sie kann eine Woche Quarantäne dranhängen!)
Ich habe einige posts vorausgeplant und aufgereiht, ich hatte noch welche in petto extra dafür. Nach der Erfahrung mit dem Wifi in den Highlands hält mir das den Rücken frei...:D
Montag, sonnig, 15 Grad. Morgens fühlte es sich entschieden herbstlich an!
In der Arbeit hatte ich wieder mal das Beste verpasst: Da lagen zwei Rohre und eine Abdeckung im Büro, die scheinbar schlichtweg aus der Außenwand gefallen waren im 1. Stock. Ich ging mir das Loch ansehen - und direkt daneben hing das der benachbarten Wohnung auch schon kurz vor dem Absturz...ich kann mir nur vorstellen daß da die Elstern am Werk sind, die nisteten früher an der Stelle unter dem Dach des 2. Stocks. Überhaupt taten sich einige eigenartige Dinge - einer der Wäschetrockner quietschte wie sonstwas und in der Küche setzte für den Bruchteil einer Sekunde die Elektrizität aus...es war was im Busch. Das Feuerpanel mußte nach einer Fehlermeldung auch repariert werden, weil in einer Wohnung ein Draht aus einem Rauchmelder heraushing.
Währenddessen wurde ich mit Papierkram geflutet: All die Risikobewertungen der Wiedereröffnung unseres Essensdienstes trafen ein. Fünfseitige Checklisten in dreifacher Ausführung (für die WCs war auch was dabei), Musterbriefe an die Bewohner, FAQs, Hinweise für Manager und Personal,...
Oh boy! Scheinbar dürfen wir nur einen Haushalt pro Tisch platzieren. Was drei Durchgänge bedeutete, da mehr nicht in den Raum passen. Uff! Ich begnügte mich mit dem Ausdrucken all der Schilder, die wir überall anbringen müssen. Wie das werden soll wird die Chefin 100%ig selbst entscheiden wollen.
Dienstag, Monsun, 13 Grad. Laut Wetterdienst hatte uns ein Sturm am Wickel. Zeitweise hatten wir tropenartige Wasserfälle vom Himmel prasseln. Bei solchem Wetter zeigt sich normalerweise, ob ein Gebäude hier wetterfest gebaut wurde. Zwei Bewohner sprangen jedenfalls ein Leck am Wohnzimmerfenster, gegen die es auf der Seite regnete.
Ich durfte mich mit der Legislatur zweier Länder befassen, UK und Scot.gov., damit wir nichts übersehen bevor wir wieder die Türen öffnen für hungrige Gäste. Ich fand die Art, in der die Legislatur geschrieben wurde, sehr passend: UK Gov hat eine Menge Geschwafel, wie de Pfeffel selbst - Scot.gov präsentiert dagegen eine pragmatische Tickliste zum Abhaken, ganz im Stil von Nicola Sturgeon.
Ich hatte bereits die Schilder überall an die Wand genietet, "<2m> Please keep your distance" und "Don't spread germs - Use hand sanitiser". Je simpler und knackiger so ein Piktogramm, desto besser, v.a. für Menschen mit Demenz u.ä.. Und im Eßraum können sie die fortan nicht übersehen, da sie nun an jeder Wand hängen. :D
Daheim werkelten die Handwerker noch eine Runde als ich heimkam, endlich ist die Küchendecke repariert und neu verputzt! Mit dem Wieder-einräumen ließ ich mir Zeit, da wurde Einiges entsorgt...manches unfreiwillig, da jemand die Schale meiner Waage im hohen Bogen durch die Küche warf. Und die war aus Glas.
Mittwoch, regnerisch, 15 Grad. Die neue Mieterin holte ihre Schlüssel ab, von nun an ist es ihre Wohnung und wir müssen klingeln um den Strommeter abzulesen. Ansonsten ist es "the same procedure as yesterday, James" und ich befragte Kollegin Nr.2, ob sie Punkte hat die vor der Wiedereröffnung unseres "dining experiences" angeschaut werden müssen. Damit ist unsere Arbeit erstmal getan, denn die Entscheidungen, die für den Rest notwendig sind, muß die Chefin treffen.
Wir verbrachten den restlichen Arbeitstag mit den üblichen Dingen, wie der Lieferung von zwei Schachteln mit je 12 Tetrapacks voller Sahne (also 24l), die wir nicht brauchten und die mit £79.- zu Buche schlugen (werden nächste Woche wieder abgeholt), Handwerkern, die ohne Sicherung allein (außen) auf einer Leiter zum 2.Stock steigen sollten, und explodierenden Glühbirnen und Splitterregen in der Wohnung einer 94jährigen Frau...
Donnerstag, regnerisch, 15 Grad. Es wird einfach nicht weniger November da draußen...das Laub verfärbt sich nun langsam, die Pfützen werden zu Teichen und die Rinnsale zu Strömen. Wir hatten das Vergnügen mit der Saga der kranken Kinder der neuen Kollegin, die verschiedene Symptome zeigten - ihre beiden Jüngsten waren Frühchen, die ihre ersten Lebensmonate in Brutkästen verbrachten. Sie sind nun 13 und 14, aber anfällig für Erkältungen. Aufgrund der Symptome wurde ihr geraten, den Jungen testen zu lassen...ich versuchte ihr ein Hometesting Kit zu bestellen, da die einzigen Termine für einen Test in Person in County Antrim frei waren: Das ist in Nordirland!!!
Welch ein Glück daß ich den Rest der Woche nicht in der Arbeit bin und sie erst in zwei Sonntagen wieder sähe - je nachdem. Vermutlich ist das eine "normale" Erkältung, der Junge reagiert auf alle solche mit Fieber weil er in den ersten zwei Lebensjahren einen Inhalator brauchte, aber Vorsicht und all das...
Pancakes and Bacon mit Ahornsirup |
Freitag, sonnig, 10 Grad. Arbeit, nach langer Zeit war es mal wieder das "dream team". Mir wurden die neuen Trainingskurse gemailt, weshalb ich zuallererst Kurse für Mitarbeiter gebucht habe, da einige nur in der zweiten Hälfte dieses Jahres angeboten werden von einer Fachhochschule in Glasgow. Üblicherweise haben wir eher in-house-training, dieses Jahr wohl für längere Zeit per Zoom, je nachdem wann sie die HQs wieder öffnen. "Dealing with difficult people" ist gerade besonders heißbegehrt unter den Mitarbeitern, und das bezieht sich nicht auf die Bewohner...
J. fragte an wen sie eine Beschwerde über die Chefin richten müsse...und die neue Kollegin hat ihr bereits Unterstützung zugesichert, sollte sie das tun. Es hat nicht lange gedauert bis ihr deren "Umgangston" mit Bewohnern und unserem jungen Koch unangenehm auffiel. Vor allem Letzteres.
Es war meine letzte Schicht für eine Weile, ich habe nun fast eine Woche frei.
Die brauche ich auch für so nette Dinge wie "Settled Status"...
Heute setze ich mich etwas verspätet an den Frühstückstisch zu Andrea, nachdem ich wegen technischer Schwierigkeiten jetzt erst mit dem post fertig wurde. Mit zwei offenen Laptops nebeneinander im Wettlauf...
Huddel & Brassel in Schottland, au weia! Um den Regen beneiden wir euch, um alles andere nicht. Da ist es in meinem nursing home entspannter ( gerade allerdings musste ich das einzige Mitglied in die Schranken weisen, weil er mit dem Staubsauger in der Hand gefährlich ins Schwanken geriet ).
ReplyDeleteIch wünsche dir, dass dir die Woche genug Entspannung bietet, um dann ein Pölsterchen für die heraufziehenden Unwetter am Arbeitsplatz zu haben.
GLG
Astrid