Saturday, 20 February 2021

The week that was


 Samstag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eisregen. In der Arbeit sah ich den Taxen und Autos zu, wie sie sich múhsam einen Weg zu unserer Eingangstúr bahnten. Einer Bewohnerin musste ich unter den Arm greifen, zum und vom Taxi ins Gebáude. Der Streudienst des Landkreises sagte, das gehe sie nichts an, und die angeforderten Gártner, die diese Gletscherlandschaft wenigstens streuen sollten, tauchten nicht auf. Warum die Gehwege wadenhoch in Schnee sind, erklárte sich damit dass die Chefin das hátte tun mússen, weil die Kollegin "im Dienst" Rúckenbeschwerden hat - da heisst es dann postwendend "Das ist nicht unser job!". Der náchste Schritt wáre, das fotografisch festzuhalten und ihnen ins HQ zu schicken. Die Kóchin machte Schneeengel im Garten und tauchte ihr Gesicht in die unberúhrte Schneeschicht auf dem Auto einer Bewohnerin, da sie so gut vorbereitet war dass ihr die Arbeit ausging. Was gut war, denn deshalb rúhrte sie einen Gewúrzkuchen zusammen fúr das Abendessen...nebst selbstgemachter Pizza. Und da sie keine Zeiten hatte dafúr, wie lange die im Ofen brauchten, mussten wir uns opfern und probeessen: Manchmal ist es ein schweres Tagwerk. 

Sonntag, gelbe Wetterwarnung fúr Eisregen. Auf Schnee - *seufz*. Valentinstag, und meine erste Tat des Tages war, den Mann rúde aus dem Schlaf zu reissen, weil ich sonst zu spát in der Arbeit gewesen wáre. Dann hatte er auch noch die Idee, an diesem Sonntag den Wocheneinkauf zu erledigen. Rather you than me, mate! Dort waren zusátzlich alle die unterwegs, die den Tag trotz Lockdown immer noch verschlafen hatten. Dabei werden uns bereits die náchsten drei Daten eingetrichtert: Pancake Tuesday (Shrove Tuesday/Mardi Gras) am 16.2., Muttertag am 14.3. und Ostern am 4.4. (Dabei war doch erst Chinesisches Neujahr am Palindromtag. Da kommt frau ja gar nicht mehr hinterher! :D Heute gibt es dann asiatisch gewúrzte Ostereierpfannkuchen in Herzform und mit Rosenbláttern dekoriert - Rundumschlag!) Das Auto mussten wir von einer dúnnen Eisschicht befreien, die sich in einem grossen Stúck von der Windschutzscheibe schieben liess, das sah aus wie schockgefrostet: Kandiertes Automobil wie in der guten alten Zeit.... In der Arbeit war Kollegen-Schichtwechsel, demnach wieder zwei flow tests (alle negativ), nebst allerhand Reporten vom Notrufdienst - in beiden Fállen beschwerten sie sich úber Details, deren Ánderungen letztes Jahr bereits úbermittelt wurden. Und eine Dame schaffte es gar, einem Bewohner Covid-Symptome einzureden, die er nicht hatte. Ich hatte das Vergnúgen, zweien dieser Call handler bei ihrer Konversation zuzuhóren, die auf Voice mail aufgenommen wurde. Social Work erfreute mich ebenso - nachdem ich mich von "10. Stelle in der Warteschlange" vorgearbeitet hatte, schalteten sie auf Voice Mail um als ich endlich an der Reihe war.

Mir fehlen die Worte


Windschutzscheibe. Der blaue Fleck ist der Van eines Nachbarn.

Seitenfenster. Das Leben durch eine Scheibe Eis...
                                                                         

Montag, gelbe Wetterwarnung fúr Wind. Ich war immer noch auf der Suche nach einem Gespráchspartner in Social Work. Von Pontius zu Pilatus, und alle wuschen sie sich die Hánde von ihrer Verantwortung...sie notierten sich unsere Telefonnummer und von da an warteten wir auf Godot. Der Bewohner, der laut Notruf "an der Schwelle des Todes" stand mit Covid-Symptomen und einem Herzinfarkt, war nun extrem aufgewúhlt, weil er noch nicht geimpft ist (er wird 90 dieses Jahr). Es ist gut móglich dass er einen Termin hatte von dem niemand wusste, weil seine wichtige Korrespondenz zu seinem Sohn geht, eben weil sein Vater sich úber alles aufregt - und der Sohn ist in jedem Lockdown verschollen, sein Handie schaltet sofort auf Voice mail um und selbst Lebensmitteleinkáufe fúr seinen Vater mússen die Pfleger úber ihre Vorgesetzten "eindrohen". Wir versorgen den Mann immer wieder mit Essen aus unserer Kúche und Lebensmitteln aus unseren Vorráten, weil er nichts mehr im Haus hat. Der Pfleger war dann auch am Telefon mit der Covid-Helpline, um ihm einen Impf- Termin zu organisieren. Eine andere Bewohnerin, deren Dusche am Donnerstag repariert wurde, rief mich an und sagte sie kónne die nicht anfassen, die sei rotglúhend. Der Elektriker kam, sah sie sich an und tauchte entsetzt an der Búrotúr auf - das sei gefáhrlich, kochend heiss, als ob der Klempner vergessen hátte sie ans Kaltwasser anzuschliessen...er rief seinen Klempner-Kollegen selbst, und der tauchte auf wie vom Teufel gejagt. Wir kochen keine unserer Bewohner! Sie habe das schon am Donnerstag bemerkt, wollte aber keine Plage sein...

Dienstag, sonnige Abschnitte, 10 Grad. Es fúhlte sich wie Frúhling an, nun da der Golfstrom wieder die Oberhand hatte wettermássig. Wir hatten noch ein paar Bóen, aber nichts was eine Wetterwarnung bráuchte. Die Chefin fragte, wo der Link zum Lateral Flow Test-Formular fúr unseren Arbeitgeber sei, wir seien die einzige Einrichtung im Landkreis die das zurúckschicke, und sie rátselte mit ihrem Boss woran das liege. Nachdem ich ihr das Link erklárt hatte (in derselben Guidance wie das NHS-Portal, nur weiter unten auf der 5. Seite oder so) schlug ich vor, dass die Anderen die Guidance vielleicht nicht gelesen hátten....(so wie sie, weshalb sie mich fragen musste! Diese Ironie war ihr nicht bewusst. Sie schob das garantiert darauf, dass das Formular am Freitagnachmittag erwartet wird - dass sie es nicht ausfúlle sondern ich.) Wir mussten eine Beschwerde einreichen gegen unseren Notfalldienst, sowas wie in der Nacht zum Sonntag kónnen sie sich nicht erlauben. Die Sozialarbeiterin der einen Bewohnerin war mit ihren privaten Pflegekráften im Gesprách, nachdem ich sie aufgescheucht hatte, weil social work sich Sonntagmorgens fúr "nicht zustándig" erklárten, obwohl sie die Vormundschaft fúr sie haben. Hoffentlich wurde das nun geregelt.




Mittwoch, windig mit Sonne, 7 Grad. An diesem Tag war der Wind frisch und frúhlingshaft, aber darunter blieben die gefúhlten Temperaturen doch winterlich, die Hánde waren kalt und die Mútze auf dem Kopf notwendig, um sich keine Erkáltung einzufangen. Nur weil die Sonne schien war es noch lángst nicht warm. Ich musste etwas an die Luft, da ich mich tagelang meist in Gebáuden aufgehalten hatte. Ein ausgedehnter Coronaspaziergang mit Besuch des Spar in der Ortsmitte, weil uns das Brot ausgegangen war, das das Tochterkind isst. Auch in der Brotvorliebe sind die Geschwister Welten voneinander entfernt: Der Junge ein Fleischesser, die Tochter am liebsten vegan, er bevorzugt Vollkornbrot, sie zieht Weissbrot vor, damit ihr Magen sie in Ruhe lásst. Der Kalorienverbrauch des Jungen ist heftig, er nimmt unzáhlige belegte Brote fúr sein Mittagessen mit in die Arbeit und hat Porridge zum Frúhstúck, weil es lange vorhált. Seine 30kg-Hantel wurde nun geliefert - der Mann war leicht besorgt um die Bodenbretter...

Donnerstag, gelbe Wetterwarnung fúr Regen. Ich war die zweite Nacht wach, weil mir zu heiss war und ich fragte mich, ob es Zeit fúr Black Cohosh wúrde - das ist ein Phytoóstrogen und soll bei "Hitze" helfen...auf dem Weg neues Antihistamin zu besorgen sah ich, dass der spezialisiertere Laden offen hat, der sowas fúhrt. Sie verkaufen vegetarische und vegane Lebensmittel, daher dúrfen sie offen sein. Noch wollte ich das nicht mitnehmen, sondern erstmal ausprobieren wie es mit heruntergedrehter Heizung wird, da die bislang auf 22 Grad durchgeheizt hatte statt úber Nacht abzuschalten, weil das Tochterkind erkáltet ist. Sie sagte selbst, dass das Haus sehr heiss sei in der Nacht - also doch noch keine Hitzewallungen? Es sei denn sie hat die selber schon...:D Wáre schon eigenartig, nachdem ich den Abend úber in den kuscheligsten Klamotten mit dem Rúcken zum warmen Heizkórper sitze, weil mir sonst zu kalt ist, nur um dann nach Mitternacht bei Minusgraden das Fenster aufzureissen. In einem medizinischen Artikel las ich dazu den Satz, dass frau sich mal nicht darum kúmmern solle wenn dem Gatten bei offenem Fenster zu kalt sei - needs must, right



Freitag, gelbe Wetterwarnung fúr Regen. Als ich in die Arbeit kam, wartete die Pflegerin einer Bewohnerin auf einen Krankenwagen. Die wurde morgens am Boden liegend gefunden und wir hatten keine Ahnung, wie lange sie dort schon lag. Allein konnte sie sich nicht aus ihrer misslichen Lage befreien und auch die Pflegerin hatte keine Chance, ihr aufzuhelfen. Zumal ihre Klientin sich wehgetan hatte, nach deren Aussage. Und so warteten wir....sechseinhalb Stunden. Ich wúnschte das wáre ein Scherz, nein - sechseinhalb Stunden vom Anruf zum Erscheinen eines Krankenwagens! Da sage noch wer, unsere Krankenháuser seien nicht am Rande ihrer Kapazitát! Die Ersthelfer verbrachten dann auch beinahe eine Stunde in ihrer Wohnung und gingen zwei Minuten vor meinem Schichtende. Der Mann sah sie davonfahren, als er mich abholen kam. Das war leider nicht der einzige Schock: Kollegin Nr.1 meldete sich krank, in Tránen aufgelóst und áusserst aufgeregt, weil sie nichts mehr sah. Sie hat Typ 1 Diabetes und ist nach einem grásslichen Unfall blind auf einem Auge - und heute war alles dunkel...wir hoffen, dass das Wort "temporár" fallen wird, aber im Moment ist sie komplett blind. 

Ich setze mich heute still an Andreas Tisch, bevor ich herausfinde, welche Nachrichten heute in der Arbeit auf mich warten... 

5 comments:

  1. Herrgott, was ist da bei dir bloß los.... Das sind ja alles Hiobsbotschaften. Blind, (fast) gekochte Bewohner, schlechtes Wetter...
    Pass bloß auf dich auf
    Andrea

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  2. Oje, deine Woche hört sich ja fürchterlich an. Und jeder möchte gern die Verantwortung abschieben...
    Ich schicke dir gleich mal ein paar Sonnenstrahlen vom Bodensee aus rüber.
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Meine Güte, mehr Stress geht wohl kaum. Hier läuft in Krankenhäusern und Heimen auch nicht alles gut. Vom Impfchaos will ich gar nicht reden. Und die Hysterie der Impfgegener gibt mir dann den Rest. Ich drücke die Daumen für die Kollegin und für eine Wetterbesserung.
    LG
    Magdalena

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  4. Dritter Versuch, deinen heutigen Post zu Ende zu lesen, und dann bin ich beim Freitag hängen geblieben mit den traurigeren Ereignissen. Schrecklich, für deine Kollegin wie für die alte Dame...
    Im Radio habe ich heute gehört, in Schottland soll auf öff. Gebäuden neben der schottischen Fahne nur noch die Europafahne hängen statt des Union Jacks? Es ist alles so irre momentan...
    Dir alles Gute! Vor allem heute keine unangenehmen Überraschungen!
    Astrid

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  5. Jemmers! Hoffentlich läuft die kommende Woche im grünen Bereich. Liebe Grüsse zu dir. Regula

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