Saturday 17 April 2021

The week that was



Samstag, gefroren, sonnig mit Schneeregen. Das Wetter verleitete an diesem Tag zu zu leichter Kleidung - der Mann kratzte morgens eine Eisschicht von den Autoscheiben. In der Arbeit sah ich mir zu allererst etwas genauer an, das mich seit dem vorherigen Tag fuchste: Wir hatten den Bewohnern eine kleine Wette auf das Grand National Pferderennen organisiert, £1.- pro Pferd. Dabei ging es vor allem um den Spass und den Gemeinschaftssinn, weil sie alle miteinander mitfiebern und sich darúber unterhalten konnten: Ein Bisschen Aufregung in ihrem Alltag. Dementsprechend wollte auch fast jede/r eine Wette abschliessen, oft fúr mehr als ein Pferd. Ich hatte am Tag zuvor die Liste der bereits vergebenen Pferde durchgelesen - und die kamen mir doch alle furchtbar bekannt vor. Ich interessiere mich null fúr Pferderennen oder Wetten, daher liess ich die Kóchin die teilnehmenden Pferde vorlesen (sie war Managerin eines Buchmachers vor dieser Karriere). Yep. Es waren dieselben wie 2019. Und das nicht weil die Pferde so gut wáren, nein - unsere Managerin hatte die Liste von 2019 ausgedruckt. Und wir mussten nun alle bereits gezogenen Lose wieder einsammeln und die neuen Lose erneut ziehen lassen, was uns fast den ganzen Tag bescháftigte...einige Bewohner dachten, das wáre fúr ein anderes Rennen, sie hátten doch schon "ihr" Pferd...ein oder zwei hatten bemerkt, dass "ihr" Pferd gar nicht lief. Habe ich schonmal erwáhnt, dass die Chefin einen Collegekurs in "Event Management" gemacht hat und dafúr eine Auszeichnung gewann? 
And in other news: Hier ((1) Biografien von Verschwörungsideologen: Erst „Friedensaktivist“, jetzt Corona-Verharmloser - Reportageseite - Tagesspiegel) lernten wir, dass es Biedermann und den Brandstiftern auf den Stuttgarter Corona-Demos herzlich wenig um Corona ging, sondern dass sich hier Menschen mit dem ewig selben rechten Schwachsinn verblóden lassen, dem neuerdings lediglich das bequeme Covid-Deckmántelchen umgehángt wurde.

Sonntag, gefroren, sonnig mit Graupelschauern. Neues Team in der Arbeit, mehr Flow tests, alle negativ. Die ersten Bewohner bekamen Termine fúr die zweite Impfung diese Woche. Láuft. Die neue Kollegin, nennen wir sie "Nr.3" weil sie so neu nicht mehr ist, kam gerádert in die Arbeit, ihre Oma war am Vortag an Magenkrebs gestorben. Erwartet wurde es seit einer ganzen Weile, aber sie gehórte einer záhen Generation an. Die Kollegin ging den Tag langsamer an. Die Bewohner nutzten die sonnigen Pausen zwischen Graupelschauern um im Garten zu sitzen und ein Schwátzchen zu halten. Nun da die Chefin sie in den Fluren spazieren lásst...wir warten immer noch auf unsere neuen Regeln seit Ostern. Eine der Damen holen wir inzwischen fúr ihre Mahlzeiten wieder in den Speiseraum, weil sie zunehmend deprimiert wurde und nicht mehr ass. Nun leisten wir ihr Gesellschaft, sie erzáhlt uns Geschichten aus ihrer Jugend und wir spielen ihr Musik, die sie in eine gute Stimmung versetzt. Klingt nach Záhne zusammenbeissen und Schmalzetten der 50er lauschen mússen? Das war der erste Gedanke der Springerkraft. Bis wir feststellten, welcher Rhythmus die Dame in Schwung bringt: Elvis Presley und Fats Domino. Damit lásst sich eine halbe Stunde verbringen :D Kollegin Nr2 zeigte ihr dabei die unerklárbare Welt von Snapchat - O. hatte das noch nichtmal gehórt, geschweige denn gesehen, und nun zeigte "Nr.2" ihr allerhand Filter úber ihrem eigenen Gesicht und O. lachte herzhaft. Als sie ein Foto von O. selbst derart "schmúckte, rang sie gar um Fassung - ihr lauthalses Geláchter und "Oh Maaaary!!!" wurde zu unserem neuen running gag und Stimmungsbooster, von der Kóchin auf einem Video verewigt. 
Die Kollegin heisst úbrigens nicht Mary, O. glaubt nur dass sie eine frúhere Arbeitskollegin sei...  



Montag, gefroren und sonnig. Es war der 12. des Monats, so sind einige Fotos des Tages hier zu sehen.
In other news stellte sich heraus, dass der Report úber Rassismus in GB, allerhand "Experten" zugeschrieben, die z.T. nicht mal darúber befragt wurden  und die auf Grund des áusserst umstrittenen Inhalts postwendend ihre Namen entfernen liessen, von No10 umgeschrieben wurde vor der Veróffentlichung. Warum úberrascht uns das nicht? Die beteiligten Experten bekamen ihrer Aussage nach nur ihren Teil zu sehen, niemals den gesamten Report, und fanden nun dass ihre Erkenntnisse "umformuliert" wurden. Wie sonst fánde jemand eine positive Seite der Sklaverei??? No10 bekam auch gerade erst wieder einen Report úber die zunehmend stárker werdenden Unabhángigkeitsbewegungen in Nordirland, Wales und Schottland, in dem der Experte ganz deutlich sagt dass die Gleichgúltigkeit, Ignoranz und Vernachlássigung den devolved nations gegenúber mittlerweile nicht mehr auszubúgeln sei, und Westminster, als rein englisches Parlament gefúhrt, sich ernsthafte Gedanken úber volle Fórderalitát und Gleichberechtigung machen músse, um das noch zu verhindern. 
No10's Antwort? It's a beauty: "The United Kingdom is the most successful political and economic union the world has ever seen."
The Trump is strong with that one... 

Dienstag, bewólkt und teilweise sonnig, milder. Ich habe eine andere Jacke aus dem Schrank geholt nach dem Spaziergang am Tag zuvor. Eine Premiere fúr "Marshmallow": Zum ersten Mal seit das Michelin-Mánnchen bei mir einzog, noch vor dem ersten Lockdown im Márz 2020, sah es eine Waschmaschine...dazu muss ich sagen dass die wasserabweisend behandelt worden war, nur ist sie eben weiss und inzwischen eine Grundreinigung dringend nótig, auch wenn ich danach selbst imprágnieren musste. Sie hielt mich warm im schneebedeckten Glencoe und trocken in den Stúrmen auf Tiree.
Nicola Sturgeon hatte gute Nachrichten fúr uns - von Freitag an durften wir den Landkreis verlassen und wieder in Schottland unterwegs sein, auch wenn Reisen auf die Inseln noch verboten bleibt. Ab dem 26. sind wir dann in Level 3, und in der Arbeit dúrfen wir wieder Mahlzeiten servieren mit 2m Abstand. Endlich. Das waren nun auch wieder 4 Monate +, und langsam bauen einige Bewohner ab...zumal die Chefin sie dann nicht mehr im Gebáude festhalten kann. Ich hóre aus allen Richtungen, dass sie sich vorkommen wie in einem Gefángnis. In ihrem eigenen Haus. Und das nicht wie andere Menschen, die daheimbleiben mussten wegen ihres Alters oder ihrer Gesundheit, nein - sie hátten einen "Gefángniswárter"...ich musste ihr zu diversen Zeiten die aktuelle Legislatur ausdrucken, weil sie zu weit ging und ihnen Dinge verbieten wollte, die nicht in ihrer Entscheidungsgewalt liegen. Bei heiklen Fragen von Bewohnern gehe ich mittlerweile postwendend zu ihrem eigenen Boss, bevor ich ihr das sage. Weil ihr Reflex ein wie aus der Pistole geschossenes "NEIN!!!" ist, mit dem Nachsatz "NOT in MY scheme!".



Mittwoch, sonnig. Dieser Tag fand in erster Linie vor dem Computer statt. Ab und an haben wir so einen Tag...Kollegin Nr2, der Koch und die Chefin bekommen náchsten Mittwoch die zweite Impfung. 
In Soho quetschten sich die Englánder wie die Sardinen in die Bánke der Aussenbewirtschaftung, nachdem de Pfeffel sie mahnte, "vernúnftig" zu sein mit den Lockerungen. War doch klar. Wir warten ab, wie die Inzidenzen sich entwickeln in zwei Wochen. Eine der neuen Mutationen liefert nun viele unter 40jáhrige ohne unterliegenden Krankheiten in die Intensivstationen. Es ist unglaublich, wie schwer es manchen Menschen klarzumachen ist dass jede neue Infektion eine mógliche Mutation sein kónnte, weil sich Covid/ein Virus herzlich wenig darum schert ob sie das fúr úbertrieben oder Panikmache halten. Der tut wozu er programmiert ist. Genetisch, nicht von Bill Gates, I hasten to add! 
Dabei fállt mir auf, dass mein Laptop einen eigenen Willen zu entwickeln scheint seit einer Weile - das muss der implantierte Chip in der Schulter sein. Wenigstens der Radioempfang hat sich verbessert...

Donnerstag, sonnig, 13 Grad. Frúhling lásst sein blaues Band...Ich hatte die Haare offen und stellte fest, dass sie nun eindeutig zu lang sind, nachdem sie sich úberall einklemmten und ich sie erst Mal rausziehen musste, bevor ich mich bewegen konnte. Ich spúre ganz kráftig im Wasser, dass die demnáchst eine Schere aus der Náhe kennenlernen - egal wie gerne manche Bewohner durchstreichen und die Lánge bewundern. Wenn sie denn zum Hindernis werden ist es Zeit! Der Mann buchte ein Apartment in Oban im Juni, die Katze hat bereits ihr Plátzchen in der Cattery und dieses Mal buchte er auch den Hund in einen Kennel, da das Tochterkind sich sonst geweigert hátte, mitzukommen. Weil der Hund auf diesen Strecken stundenlang im Kofferraum balanziert und dann vóllig erledigt ist - er legt sich einfach nicht hin. Wir versuchten seit Jahren, damit beim Mann durchzudringen...wenn er wenigstens einen Crate verwenden wúrde, aber das ist dann scheinbar "grausam".
Im Gegensatz zu den Koffern, die letztes Mal auf ihn fielen.    



Freitag, sonnig. Ich habe meine Briefwahl ausgefúllt, fertig zum Einwerfen. Im britischen TV áusserte ein Tory-Politiker, dass die Kónigsfamilie die am wenigsten privilegierte Familie im Land sei (kein Witz, der meinte das ernst) und sie fanden 77 Fálle der indischen Doppel-Mutation - bisher. Da Indien nicht auf der verbotenen Liste steht. Angeblich will de Pfeffel seinen Staatsbesuch dort in der náchsten Woche nicht verschieben mússen.
In der Arbeit war es auch "lustig", nachdem die Chefin sich auf eine Bewohnerin einschoss, die schnellstmóglich wohin musste und deshalb durch die "verbotene" Túr zum Garten kam und eine abgeschlossene Órtlichkeit aufsuchte. Die Chefin stand im offenen Haupteingang unterwegs zu ihrem Auto und pflaumte sie an...vor anderen Menschen. Die Dame war den Tránen nahe, sie ist am Ende dessen angekommen was sie noch wegstecken kann nach diesem Jahr. Und die "reizende" Person, die die Regeln macht, ist dabei keine Hilfe, im Gegenteil. Ich habe immer mehr das Gefúhl, dass die Explosion nicht mehr lange auf sich warten lásst...die Nerven liegen blank.


Bevor ich mich dem erneut stelle setze ich mich noch kurz zu Andrea heute morgen.  

3 comments:

  1. Hallo, liebe Nic, das Lesen und Schreiben fällt nach wie vor einigermaßen schwer. Daher kurz gefasst zunächst mein Dank für die lieben Worte zu meiner Operation.

    ...speziell zum letzten Absatz, ja die Nerven liegen blank. Das beobachten wir hier zunehmend mit Besorgnis. Aber sich an wehrlosen Menschen abzureagieren hätte mich unweigerlich zu einem Schrei veranlasst.

    Bleib gesund.

    Frühlingsfrohe Grüße von Heidrun

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  2. Ach ja, auch wenig Neues bzw. Erfreuliches jenseits des Kanals... Ich hoffe, du verlierst nicht deinen Humor und hast im Kopf, dass Leitungsfiguren oft auf der höchsten Stufe ihrer Unfähigkeit stehen.
    Haben die Impfung gut vertragen, ansonsten bleibt alles wie es ist, denn die Infektionen steigen und wir haben ab heute eine nächtliche Ausgangssperre ( wobei wir eh nicht nach neun das Haus verlassen seit 398 Tagen ).
    Alles Gute!
    Astrid

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  3. Es ist immer wieder interessant, lustig und gelegentlich auch demotivierend, wenn man durch deine schottische Woche streift. Von der indischen Doppelmutation hatte ich bislang noch nichts gehört. Uns bleibt auch nichts erspart...
    Liebe Grüße
    Andrea

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