Samstag, trocken, kalt, gelbe Wetterwarnung fúr Eis und Schnee. Auch bei uns, obwohl es uns nicht streifte. Irgendwo im Norden fielen Flocken, deshalb galt es offiziell als "weisse Weihnachten". Overpromised and underdelivered nennt man das. Nach einer unruhigen Nacht stand ich erst um 10 Uhr auf, aber dann war ja Weihnachten und ausser Kochen nix anderes auf dem Plan. Tochterkind sass bereits auf dem Sofa in ihrem Santa-Hoodie, der Mann schlief im Sessel und der Junge im Bett. Ich schleifte die Geschenketaschen ins Wohnzimmer, bevor ich den Jungen wecken ging. Und dann hatten wir die Bescherung. :D Nein, keine Katastrophe, nur Bescherung. Die Kinder gingen postwendend wieder ins Bett, daher begann die Kocherei erst am Abend. Unser Truthahn war gefroren - wenn ich mir die Nachrichten ansehe war das gut so - da ist von vielen stinkenden Putern die Rede, die definitiv úber dem Haltbarkeitsdatum waren. Brexit sei Dank, Hosianna! Keine Geflúgel"dompteure" (=handler) mehr ohne die Osteuropáer. The gift that keeps on giving...
Sonntag, etwas Schnee. Dreizehn Flocken, die einige Minuten liegenblieben. Ich hielt mich an die neue Devise der schottischen Regierung, móglichst daheim zu bleiben so oft es geht. Noch ist es kein Lockdown, eher ein selbstauferlegtes Isolieren, aber das Wetter machte es einem leichter...die meiste Zeit standen wir in einer Wolke, dicht wie Hechtsuppe nach heimischer Beschreibung. Dem Jungen verpassten wir einen Schnelltest, weil er die dritte Erkáltung in Folge ausbrútete: Obst und Gemúse, mein Freund! Statt nur Proteinen. Ich schob wieder eine ruhige Kugel, in Erwartung unsicherer Tage in der kommenden Woche, nun da úberall Flúge storniert wurden. Einige Bewohner hatten begonnen, die relevante Frage zu stellen: "Muss das nicht von Jemandem erlaubt werden, dass sie so lange weg ist?" In der Tat, wir mússten das im Vorfeld schriftlich beantragen...das Wochenende stand noch in den Sternen - ich brauchte einen freien Tag, um nicht 7 am Stúck zu arbeiten. Was genauso fúr sie galt im Fall der Fálle. Letzten Endes war sie einen Tag in der Arbeit im Dezember.
Montag. neblig. Ich bekam morgens einen Anruf von der Schwiegertochter einer Bewohnerin: Sie músse 10 Tage selbst-isolieren, die Enkelkinder von der áltesten Tochter sind beide positiv, und sie verbrachte den ganzen 1. Weihnachtsfeiertag mit ihnen. Der Symptombeschreibung nach war es Alpha oder Delta, aber wer weiss das schon genau. Die Kollegen, die mit ihr in Kontakt waren am Sonntag wurden benachrichtigt und testeten sich nun jeden Morgen, der volle Zirkus im Gange, von der PPE zu zigmal táglich Hánde waschen und dem Desinfizieren jedes Zentimeters in den Fluren. Der Anruf beim Housing officer blieb unbeantwortet, scheinbar hatte man noch Weihnachtsferien. Zu dumm, dass sich Pandemien an keinen Stundenplan halten! Das macht alles so hilfreich...Sie ist dreifach geimpft, wir drúckten ihr die Daumen, mehr konnten wir nicht tun. Am spáten Nachmittag schickte die Schwiegertochter die Rota der privaten Pflegerinnen, die sonst Zeit mit ihrer Schwiegermutter verbringen. Sie waren einmal táglich eingeteilt um nach ihr zu sehen, sie zu testen, Haushaltsarbeiten zu erledigen oder einzukaufen. Immerhin ist die Dame 91 und braucht einen Rollator/Gehstock, und wir die Úbersicht úber ihren Gesundheitszustand.
Dienstag, sonnig. Vóllig ungewohnt war das, wenn wir zum Fenster raussahen...keine Suppe...Ich testete - negativ -, erledigte die Rechnungen fúr den Dezember, ánderte das Menú wo notwendig mangels Zutaten und wartete auf eine SMS. Wáre doch der Hammer, wenn sie aufgrund stornierter Flúge auf Lanzarote festsásse! Ein weiterer Bewohner kam frisch von einem PCR-Test, nachdem seine Tochter der Infektion ausgesetzt war, doch glúcklicherweise negativ. Ich gab ihm ein Kit fúr 7 Tage, zur Sicherheit der anderen Oldies. Einer der Pflegerinnen der 91jáhrigen mussten wir klarmachen, dass wir die Wásche etc úbernehmen: Das ist nicht ausschliesslich aus Hilfsbereitschaft, sondern erlaubt uns zu kontrollieren welche Túren sie anfasst und wo wir jeden Millimeter desinfizieren...wir sind fúr alle Anderen im Gebáude verantwortlich. Zwischen den Jahren herrscht Flaute im Búro, in den HQs arbeitet fast niemand und nichts wird erledigt. Hier in GB gilt die Regelung, dass sie die Feiertage "nachholen" am darauffolgenden Montag und Dienstag, weil sie auf ein ohnehin "freies" Wochenende fallen dieses Jahr - an Neujahr ebenso.
Mittwoch, regnerisch. Grau in grau, feucht und miserabel fing der Tag an und ging auch so weiter. Zeitweise befanden wir uns auf der Suche nach der Chefin - kein Text, keine Nachricht, selbst der aus der Versenkung aufgetauchte Housing Officer suchte nach ihr. Ich brauchte nur die Antwort auf eine Frage: An welchem Tag ich frei hátte, Freitag oder Samstag, da es sonst 7 Tage am Stúck wáren wenn ich meine normale Rota dranhángen músste. Sie hatte es wichtiger mit den PCR-Tests, als sie dann antwortete...wird schon die ganze Woche am Telefon hángen, wenn sie wieder arbeitet. Nun da unser Head of Service zur Direktorin gemacht wurde ist ihre Stelle frei - und unser housing Officer half ihr bereits aus in den letzten Monaten. Wenn er deren Stelle bekáme, wáre eine "Befórderung" frei. Die Springerkraft spekulierte schon, dass die Chefin sich zum Absprung bereit mache und deshalb all ihren Urlaubsanspruch verbrate. Es lebt seit geraumer Zeit ihre Bewerbung als Housing Officer auf dem Desktop. Nachtigall...
Donnerstag, trocken, grau. Es war milder, zu mild fúr die Jahreszeit. Der PCR der Chefin kam zurúck, sie war negativ. Und scheinbar tut es doch was - auch die 91jáhrige hatte einen negativen PCR am fúnften Tag nach Weihnachten mit einer Covid-infektiósen Enkelin, die am darauffolgenden Tag richtig krank wurde...zwei von vier Familienmitgliedern haben sich nicht angesteckt, obwohl sie den ganzen Tag mit der Enkelin verbrachten: Sie sind dreifach geimpft. Also kann die alte Dame am 4. Januar wieder unter die Bewohner. Die Kollegen hatten auch alle negative LFTs diese Woche. So soll das sein. Sie bedankte sich mit einer kleinen Notiz fúr unsere Fúrsorge und ihre Zeitung am Morgen (sie liebt das Kreuzwortrátsel). Ihre grósste Sorge nebst ihrer eigenen Gesundheit war, die anderen Bewohner anzustecken. Die Chefin arbeitete den Freitag ganztags, damit war meine Woche unterbrochen und ich konnte Samstag und Sonntag normal arbeiten. Einige der Anwesenden am Mittagstisch nahmen kein Blatt vor den Mund als ich ihnen sagte dass sie zurúck sei. Eine Dame meinte, sie káme am Freitag nicht zum Essen sonst wúrde sie sich einen Kommentar nicht verkneifen kónnen.
Freitag, regnerisch. Ich war daheim fúr einen Tag. Ich bekam keinen Anruf oder eine SMS von der Chefin. Kollegin Nr.2 nimmt kein Blatt vor den Mund, einige Bewohner auch nicht: Wir werden sehen...Ich hatte endlich Zeit, mich nach Geschenken fúr den náchsten Geburtstag umzusehen, war deshalb eine Stunde in der Stadt und stellte fest, dass das an Silvester auch meine Schmerzgrenze ist. Immerhin trug ich drei Dinge heim, die ich verpacken kann. Und danach legte ich mich erstmal wieder aufs Ohr. :D Das funktioniert an solchen Tagen andersrum - so frúh wie móglich in die Láden und dafúr hinterher schlafen. Der durchschnittliche Glaswegian geht erst nach der Mittagspause zum Grosseinkauf, hier fángt der Tag erst gegen 13 Uhr richtig an, das habe ich schon an Vielen beobachtet. Liegt das am Kater vom Vorabend in dieser Pub-Gesellschaft? Keine Ahnung.
Gradezu irre, diese Chefinnen-Geschichte! Jetzt verstehe ich auch, dass die Mehrheit im Lande von so ner Knallcharge regiert werden will. Verantwortungsgefühl scheint rar geworden im British Empire ( oder war nie da? Keine Ahnung. )
ReplyDeleteDeine letzte bemerkung zur Pub-Kultur und ihren Auswirkungen hat mich amüsiert.
Jetzt bin ich gespannt, wie lange in diesem Jahr die Chefin noch bleibt. Die MUSS auf die höchste Stufe ihrer Unfähigkeit wie meine Kollegin an meiner vorvorletzten Schule...
Hapy New Year to you!
❤️lich
Astrid
Das neue Jahr fängt ja stimmungsmäßig nicht so toll an. Da scheint sich im Beruf ja ein Sturm anzubahnen, der etliche Blätter davonwirbeln lassen könnte.
ReplyDeleteLiebe Grüße
Andrea