Samstag, wechselhaft, 13 Grad. Wir machten uns auf die Fahrt nach Reykjavik. Unsere Ferienwohnung ist ein gutes Stueck ausserhalb, da kamen wir zu etwas Natur am Wegrand bevor der Mann zigmal in derselben Gegend kreiste. Er war so abgelenkt dass ich ihn mehrmals auf die rechte Seite der Fahrbahn befehlen musste...ging gut, aber zu guter Letzt uebernahm ich den Job als Satnav- Ersatz, da ich mir offenbar "Wegweiser" besser merke. Am Hafen (die dritte Runde) wollte er wieder abbiegen, dorthin wo wir hergekommen waren. Ich sagte geradeaus durch - direkt nach Reykjavik, wie sich herausstellte, an der gedockten "Queen Mary 2" vorbei: "Sollen wir links abbiegen?" "Was willst Du dort, da sind wir hergekommen und da war nichts, fahr in die andere Richtung am Hafen entlang." "Meinst Du?" "Werden wir schon merken." In der Stadt wanderten wir am Parlament vorbei durch die Strassen, tranken Kaffee in einer Bar, sahen uns einen Indoor-Flohmarkt an und holten uns eine Landkarte. Den Mann zog es "heim" nach all dem Gekreisel und nachdem es zu regnen begann. Andere Laender, andere Sitten...ich dachte erst, es feiere wer mit Karaoke - nein, am Abend fand direkt hinter unserem Gartenzaun (!) ein Musikfestival statt und die gesamte Nachbarschaft tummelte sich vor dem Zaun im stroemenden Regen, waehrend ihnen "Mamma Mia" um die Ohren droehnte. Diese Wikinger sind da anders gepolt, fuer die ist das normales Samstagabend- Musikfestivalwetter.
Sonntag, wechselhaft, 13 Grad. Ayrshire hatte Sturmwarnung, hier warnten sie vor dem Anheben der Erde nahe einem lavaspuckenden Vulkan und davor, nicht auf scheinbar abgekuehlter Lava herumzugehen, weil immer noch geschmolzener Stein drunter gluehe. Wir steuerten einen Discounter an, da Island notorisch ist fuer die hohen Preise. Kein Wunder, wenn das Meiste importiert werden muss. Da konnten wir bereits die Anfahrt des Golden Circles auskundschaften. Am Mittag machten wir uns auf und fuhren zum Thingvellier ("Parlamentsebene") National Park, so genannt weil dort 900 Jahre lang ihr Ahthing stattfand, die Versammlung in der sie besprachen was beschlossen werden musste. Kaum ausserhalb des Grossraums um Reykjavik und es sah aus wie in den Highlands, und ebenso duenn besiedelt. Alle paar Meilen wechselte das Wetter von Niesel zu sonnig, immer mit starkem Wind. Der Stop an diesem Tag war das Informationszentrum, von dem aus der Mann seinen ersten Punkt abhaken konnte: Der Spalt in der Erdkruste der sich bildet, weil die tektonischen Platten von Europa und Nordamerika auseinanderdriften. Zwischendrin ist "no-man's-land"...ein neuer Kontinent? :D Fuer den Sonntagmittag reichte uns das. Ganz abgesehen davon truegt das Tageslicht, als Kontinentaleuropaeerin halte ich es gerne fuer frueher als es wirklich ist weil es so lange hell bleibt. Mein Kamera-Akku gab auf der Heimfahrt auf, der war komplett leer. Das passierte mir seit 20 Jahren nicht mehr. In der Ferienwohnung versank ich daher in einem Ladekabelsalat...Ich selbst war auch total muede und doeste um 20 Uhr bereits ein - am zweiten Tag hier! :D
Montag, sonnig mit Schauern, 13 Grad. Das Wetter sah zum Grossteil gut aus, daher brachen wir auf und nahmen uns den Golden Circle vor. Ich hatte eine Verabredung mit einer heissen Wassershow. Da wir die Spalte in der Erdkruste bereits begangen waren fuhren wir getrost daran vorbei. Thingvellier hatte auch sonst genug Natur zu bieten. Als die Luft leicht nach faulen Eiern zu riechen begann waren wir dem Ziel nahe: Geysir Centre. Da blubberte es in verschiedenen Loechern vor sich hin. Geysir liess sich dann auch nicht lumpen und schoss mehrmals Wasserfontaenen in den Himmel. Ich drehte mich noch ein letztes Mal um vor der Weiterfahrt - zum Glueck, denn erst aus dieser anderen Perspektive sah ich, dass die Wasserblase am Fusse der Fontaene gletscherblau war. Kurz nach den Geysiren erspaehte ich rechts eine Ravine. Der volle Parkplatz gab mir recht: Gulfoss, der Goldene Wasserfall. Unglaubliche Mengen an Gletscherwasser stroemten da in die Ravine. Und am Horizont eine Ueberraschung: Langjoekull, der Gletscher selbst. Ich hatte keine Ahnung, dass wir so nahe dran waren...von Gulfoss aus fuhren die riesigen Trucks der "Bergsteiger Islands" los, die Touristen auf den Gletscher transportieren. Der Mann lachte erst ueber diese Monstren, aber fuer das Eis sind die notwendig. Mir tat das Knie weh, den Rueckweg legten wir ohne weitere Stops zurueck. In der Nacht schob ich Extra- Schmerzmittel nach.
Dienstag, regnerisch, 11 Grad. Wir fuhren in Richtung Flughafen. Nach dem Eis am Vortag stand nun das Feuer auf dem Pogramm...so nahe wir eben rankamen in diesem ersten Versuch. Etwas 25 Minuten vom Flughafen entfernt bogen wir von der Strasse ab in den Geopark. Der Weg fuehrte durch eine Mondlandschaft von Felsen und hellgruenen Flechten und Moos, kaum ein Grashalm in Sicht und schon gar keine Baeume oder Straeucher. Nach einer Weile waren die Felsen rechts und links der Fahrbahn schwarz wie Holzkohle und der Mann rief ploetzlich: "Das ist Lava!" Frische Lavastroeme, neben den aelteren. Das Moos und die Flechten brauchen etwas 60 Jahre, um darauf zu wachsen. Die frische Lava ist von letztem Jahr, stellenweise noch heiss unter der Kruste und kam unserem naechsten Stop derart nahe, dass der letztes Jahr gesperrt war. Die Lavawaende waren direkt neben dem Parkplatz und auf der anderen Seite des Gehwegs am Rande der naheliegenden Stadt aufgeschuettet um den Strom umzulenken. Innerhalb eines Jahres haben die Islaender auch eine voellig neue Strasse mittendurch gebaut, weil die alte unter der Lava verschuettet wurde. Dort steht das erste geothermale Kraftwerk der Welt von 1965, und daneben dampft das Heilwasser der Blauen Lagune: Der heilende Schlamm macht es milchig und hellblau. Wieder roch es nach Schwefel :D
Mittwoch, regnerisch, spaeter sonnig, 11Grad. Wir hatten Karten gebucht fuer den Mittag in Reykjavik. Abgesehen von diesem Venue haben wir bislang nur einen Teil der Stadt erkundet weil wir rund um den Hafen blieben. Da stand noch einiges auf der Liste, u.a. Hallgrimskirkja und Laugavegur. Dort hat die Islaendische Handknitting Association ihren Laden voller Lopapeysa...einer dieser Pullover kostet um die £200.- bis £300.- , aber Ideenklau geht immer. Einen schoenen in Naturweiss mit einer Passe aus Rentieren und Tannen in Grautoenen sah ich schon auf dem Indoor Flohmarkt. Puffins sind auch beliebt. Erst hatte der Mann Abenteuer und Adrenalin-Rush auf dem Plan: Ich entwickle mich hier zum Navigator, da er sich auf Strassenschilder verlaesst - und sich staending verfaehrt, da Islaender ihre Orte in verschiedene Regionen unterteilen, die dann A, C, N oder sonstwas heissen. Ich merke mir landmarks: Wenn wir noch nicht am Hafen vorbeikamen bog er zu frueh ab...an diesem Tag musste ich ihn zweimal voll auf der Bremse stehen lassen weil er links rum in den Rechtsverkehr fahren wollte. Das ist ausserhalb Reykjavik's definitiv einfacher. Wir sahen uns Perlan an, eine Kreuzung aus Museum und Science Centre, und wir hatten die Vulkane & Gletscherfuehrung gebucht. Der Eintrittspreis war es wert! Sie warfen ein unerwartetes Freebie mit ein, einen simulierten Flug in eine Magmakammer 2 km unter der Erdoberflaeche, inclusive Vulkanausbruch von "innen". Daran arbeiten sie seit 1 1/2 Jahren, das sei noch nicht publik gemacht und wir daher gebeten das nicht zu erwaehnen in Island. Auf die Hitze folgte das Eis, eine 100m lange Eishoehle mit -15 Grad. Im Gletscherteil der Ausstellung erklaerten sie auch, warum der Aschevulkan vor einigen Jahren nur Asche spuckte, waehrend der von vor zwei Wochen Lava spuckt: Der Vulkan liegt unter einer Gletscherdecke....Nach einer Pause im 360 Grad Restaurant unter der Kuppel des Gebaeudes, das langsam im Kreis rotiert, sahen wir uns zuletzt das Planetarium und die Aurora - Show an, wo sie uns erklaerten, dass selbst Saturn und Jupiter Auroras haben. Wir verbrachten den ganzen Nachmittag dort.
Donnerstag, sonnig, 12 Grad. Es zog uns nach Sudden, 177km standen uns bevor in eine Richtung. Der erste Halt war Selfoss, dort regelte Loegreglan den Verkehr ueber die Bruecke um einen milchig hellgruenen Fluss zu ueberqueren. Dann weiter nach Hella, mit dem schneebedeckten Vulkan Hekla am Horizont. In Hella steht ein gelber amerikanischer Schulbus, der ein Cafe ist. Wir hielten allerdings erst am Lava Cafe im Katla Geopark. Katla ist der andere schneebedeckte Vulkan. Das Lava Cafe befindet sich nebst dem Magma Restaurant im Vulcano Exhibition Centre. Da wir am Vortag bereits eine Vorfuehrung ueber Vulkane gesehen hatten beschraenkten wir uns auf das Cafe. Am Seljalandsfoss wurde ich kurz nass, als ich die Metalltreppen sah, die hinter den Wasserfall fuehren, drehte ich um - momentan muss ich mich da leider beschraenken...den Skogafoss betrachteten wir daher nur von der Strasse aus. Danach legten wir den Rest der Strecke nach Vik zurueck, wo wir parkten und uns auf den Weg an den Strand machten: Schwarzer Sand und weiss schaeumende Wellen...wir sassen eine Weile dort und sahen den Wellen zu bevor wir den Heimweg einschlugen. Zu dem Zeitpunkt waren es bereits 5 Stunden auf Achse. Auf dem Rueckweg hielten wir kurz an einer Baeckerei im Nirgendwo, mit einem Aussichtpunkt, der zu dem Zeitpunkt komplett wolkenverhangen war. Allerdings sahen wir die Aussicht auf dem Hinweg bereits: Den Myrdalsjoekull, den Myrdals- Gletscher und insbesondere Eyjafjallajoekull, den Aschevulkan, der damals den Flugverkehr lahmlegte. "Joekull" deutet natuerlich einen Gletscher an - der spuckte Asche, weil er von Eis bedeckt ist. Das nennen sie "subglacial eruption". Island hat viele aktive Vulkane unter einer dicken Eisschicht. Daheim war dann der Kamera-Akku leer und die Speicherkarte 1000 Bilder voller.
Freitag, sonnig, 13 Grad. Am Morgen zeigte das Internet seine gute Seite und liess mich von Island aus in ein Meeting des schottischen Gesundheitswesens einloggen. Mein "Empfang" war gar besser als das der Spezialistin vor Ort in Hamilton. Sie hatte kein Audio und warf mich dreimal aus dem virtuellen Treffpunkt...da das den Vormittag einnahm stand fuer den Nachmittag Reykjavik auf dem Programm. Der Mann suchte den Hafen ab nach einem Anbieter unseres Sonntagsprogramms. Nach der vierten Runde ziellosen Suchens gab er auf und nahm den groessten Anbieter dort. Gebucht, fertig. Dann hielten wir an der Hallgrimskirkja und sahen sie uns von innen an. Da bereiteten sie gerade die Hochzeit eines nigerianischen Stars vor mit einem Meer weisser Blumen um den Altar. Keine Ahnung wer das ist. Dann begann wieder das Kreisen auf der Suche nach dem Parkhaus- ich frage mich immer mehr, was mit dem Orientierungssinn des Mannes passiert ist. Funktioniert der nur linksrum? Ich finde mich besser zurecht als er, er biegt staending in die falsche Richtung ab. Selbst zu Fuss - er wollte wieder bergab gehen, bis ich sagte dass er bergauf muesse wenn er die Stadt sehen wolle...wir sassen eine Weile auf einer Bank auf der Regenbogenstrasse und unterhielten uns mit einer Toepferin, die dort ihren Laden hat bevor der Mann ein Cafe suchte. Das "Babalu" lag auf dem Weg...mein Schreck! Der Innenraum ist eine Kitschexplosion und auf das WC bereitet einen nichts vor...
Nach dem Kaffee geht's zurueck nach Reykjavik - zur Pride-Parade.




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