Saturday 3 July 2021

The week that was

 


Samstag, sonnig. Die Aussicht auf die Woche war sehr gut, voller Sonnenschein mit ein paar Wólkchen. Was mir viel lieber ist - einmal besseres Licht zum Fotografieren als pralle Sonne, und dann sah ich in den letzten Jahren zuviel Hautkrebs bei den Oldies...das ist die Nach/Kriegs-Generation, bei der es Sonnenschutz noch nicht gab. (Wir bekommen erst langsam úberwiegend die Generation, die mit Olivenól eingepinselt stundenlang in der Sonne briet)
Wir machten uns auf den Weg zu Dunstaffnage Castle in Dunbeg. Dort hatte ich bereits vor dem ersten Lockdown alles erkundet und fotografiert, daher liessen wir die Kinder auf entdeckungsreise gehen und sahen uns stattdessen die Skyline an - das ist an diesem Fleck Erde Ben Cruachan, "the Hollow Mountain". Er wurde in der Tat teilweise ausgehóhlt fúr ein Wasserkraftwerk im Berginneren. Das kann man auch besichtigen - sonst, wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht...Auf der Suche nach einem Cafe fuhren wir wieder úber die Connel Bridge, als die Falls of Lora darunter durchwirbelten.
Die politische Lage entgeht uns úbrigens nicht - als de Pfeffel seinem zurúckgetretenen Gesundheitsminister fúr seine "herausragende Arbeit" dankte, mussten wir erstmal herzhaft lachen. Was mich an diesem Video seiner Affáre am meisten interessiert ist wer das der Presse zuspielte...aus der Arbeit kenne ich die Húrden, um diese Aufzeichnungen auch nur zurúckspulen zu dúrfen, geschweige denn anschauen, und diese sind von Whitehall und unterliegen dem Official Secrets Act - wer wollte ihn loswerden?  

Sonntag, sonnig. Wir buchten fúr den náchsten Tag: Am Montag ging es endlich aufs Wasser...demnach suchten wir uns fúr den Sonntag ein anderes Ziel aus. Wir fuhren nach Loch Awe. Dort steht eine Ruine auf einer Landzunge im Loch - Kilchurn Castle, das am zweitháufigsten fotografierte Gemáuer in Schottland. Úblicherweise sind die Fotos gerne moody, mit besonderer Beleuchtung/Nebelschwaden/Wasserspiegelung etc., was wieder einmal den unterschied zwischen Internet und Realitát zeigte. Nicht dass die Ruine selbst nicht so aussehen wúrde, nein - aber diese Fotos sind alle kráftig nachbearbeitet, denn in Wirklichkeit besteht die Gefahr des Steinschlags, weshalb 3/4 der Ruine hinter Metallgittern abgesperrt sind. Und den Metallsteg ins Wasser sucht man meist auch vergebens auf den Insta-Pics von der anderen Seite des Lochs. Wir sahen zwei Gruppen englischer Touristen mit der vollen Picknickausrústung an uns vorbeiziehen in der Hoffnung auf einen unvergesslichen Sommernachmittag mit historischem Background - unvergesslich in der Tat: Afternoon Tea fúr ausgehungerte Highland midges! Das Tochterkind nannte sie "ein veritables Búffet"....Ein englisches Paar mit zwei monstrósen Hunden begegnete uns auch, als einer der Hunde einem kleinen Mádchen (8 oder 9)  in haarbreiter Entfernung direkt ins Gesicht bellte und sie voller Angst vom Weg in die Wiese rannte - ihre Mutter war damit bescháftigt das weinende Kind zu beruhigen - ich nicht...woraufhin sie erstmal umdrehten. Spáter sahen wir sie nochmal aus der Entfernung (und sie mich? ;D), und wieder drehten sie um. Allerdings hing da auch ein Schild das ausgesprochen deutlich machte, dass unkontrollierte Hunde, die das Vieh jagen, erschossen wúrden. Wenn das mal nótig ist...Kenny, der Landeigentúmer, schiesst mittlerweile auch nicht erlaubte Drohnen aus dem Himmel, die seine Highland Coos in Schrecken versetzen.
Genervt???  




Montag, heiter bis wolkig. Der Tag begann mit Sonnenaufgang und golden angeleuchtetem Kerrera. Wir hatten eine Tour zu den Robben gebucht auf einem der Ausflugsboote hier. Wir sahen dem Eigentúmer jeden Morgen zu, wie er im Schlauchboot zur Arbeit ruderte. Er arbeitet ohne grosse Pausen zwischen Trips...wenn er Abends die Angler mitnimmt, ist er erst um 19 Uhr wieder zurúck. Er muss wahrscheinlich das meiste Geld úber den Sommer verdienen in diesem Job. Zumal es im Winter zu kalt wáre - selbst im Sommer bei warmen Temperaturen rate ich dringend zu einem Pulli und der Jacke da draussen im Sound. Er gab uns die gefúhrte Tour aller Sehenswúrdigkeiten vom Wasser aus, an Kerrera entlang, um die kleinen Inseln herum und an Seil vorbei, wir sahen Seevógel und Robben (leider keine Seeadler) - und in einiger Entfernung eine jagende Schule von Delfinen. Ob ich die auf Film habe weiss ich erst wenn ich all die Fotos hochgeladen habe. Das waren gut verbrachte zwei Stunden. Und sehr naturverbunden, da das Salzwasser ófter ins Boot spritzte. :D Der Mit-Passagier am Heck musste stehen, sonst wáre er frisch geduscht ausgestiegen. Da wir nun Gylen Castle bereits vom Wasser aus sahen, mussten wir uns auch nicht mehr quer durch die Insel Kerrera schlagen auf der Suche danach. Nun wissen wir auch, dass der Grossteil von Kerrera dem Clan MacDougall gehórt, nebst Dunollie Castle in Oban, und dass der heutige Clan Chief eine Frau ist die den Titel von ihrer Tante geerbt hat.

Dienstag, sonnig. Wir machten uns auf den Weg zum Fáhranleger. Nicht dem grossen in Oban, wir steuerten den kleinen ausserhalb Obans an fúr die Fáhre nach Kerrera. Von Oban aus sieht man ja nur einen recht kleinen Teil der Insel, einmal mit dem Boot umrundet wird klar, wie gross sie tatsáchlich ist. Nun ist es so, dass die Fáhre nur Fussgánger oder Radler mitnimmt und dass Autos auf die der Anwohner beschránkt sind. Das wiederum hat zur Folge dass man entweder mehrere Stunden/Tage einplanen muss, um die Insel per pedes zu erkunden - oder sich auf kurze Strecken beschránkt. Wir hatten nicht mehrere Stunden, da das Tochterkind daheimgeblieben war und sie sich des Spátnachmittags die EM antun wollten...wir wanderten eine Weile die Strasse entlang, die steil den Berg hinauf fúhrte. Und sahen eine sehr húgelige Landschaft, die fast komplett mit hochgewachsenem Farn bedeckt war - ab und an Gras dazwischen, mit freilaufenden Schafen (hier záunt man ein, was vor den Schafen geschútzt werden soll, nicht umgekehrt). Dass ein geschorenes Lamm sich unter einer grossen Kabelrolle im Schatten versteckte lásst die Temperatur erahnen: Viel Farn und Gras, wenig Báume? Ja. Wir besuchten einen "Farmshop" (eine hellblaue Hútte) fúr ein Eis, der angeblich 5 Minuten von der Fáhre entfernt war - Luftlinie steil nach oben vielleicht. Dass wir ein Schild fanden mit den Worten "Fast geschafft, nur noch etwas den Berg hoch" sprach Bánde - false advertising, weil sonst niemand den Weg in Angriff náhme? Vom Wasser aus und von dieser Exkursion hatten wir einen guten Eindruck von der Insel: Hauptsáchlich grúne Húgel und wenig Leute.  



Mittwoch, sonnig. Das Hupen der Fáhre am frúhen Morgen signalisierte Morgennebel, ohne dass ich auch nur aus dem Fenster schauen musste...in der Tat verschwand die "Isle of Mull" in einer Nebelbank vor Kerrera. Die Sonne brannte sich langsam durch im Laufe des Vormittags. Wir hatten eine glatte Úberfahrt in der Sonne und machten uns auf den Weg in die Berge. Dort gibt es ein Sealoch, wo Otter heimisch sind - leider waren sie nicht zuhause dieses Mal. Einen Seeadler sahen wir auch nur kurz vorbeifliegen, zu schnell um die Kamera in diesen steilen Winkel zu heben und ihn dann auch noch mit der Linse wiederzufinden...kein Wunder dass Fotografen und Kameramánner oft zwei Jahre an sowas arbeiten. Zwei Profis dort hatten ihre Stative und ihre "Safari-Objektive" dabei. Oh well...immerhin kónnen wir eine Reihe von "almosts" aufzáhlen, von den Delfinen bis zum Adler :D Ich werde mich an die Philosophie von Sean Penn's Charakter in "Walter Mitty" halten mússen - manche Augenblicke muss man nicht fotografieren. (Grummel!) Und Delfine sah ich bereits mehrfach, sogar zum Anfassen nahe direkt neben mir auf einem kleinen Boot im Moray Firth, als sie mit uns in der Bugwelle schwammen, nebst 6 Walhaien vor der Holy Isle. Komischerweise halte ich da nie die Kamera drauf. Dieses Mal úbe ich mich auch sonst in Zurúckhaltung, ich habe in 12 Tagen erst 2427 Fotos geschossen, frúher hátte ich da schon die 4- oder 5000 geknackt. Vielleicht ist die Abschreckung des Hochladens mittlerweile grósser. 

Donnerstag, neblig bis sonnig. Der Blick aus dem Fenster am Morgen zeigte ein "Suchbild mit Fáhre". Immerhin brauchten wir keinen Wecker, das úbernahm CalMac fúr uns...zwischendurch war die Suppe gar so dicht, dass keine Fáhren mehr ablegten: Da hatten wir Glúck am Vortag! Ich hatte mich gefragt, wie sie in einem "Meer aus silbernem Schweigen" ihren Weg fánden, aber mittlerweile geht ja fast alles. Die Sonne bahnte sich ihren Weg in meinem Rúcken, daher hatte ich das Vergnúgen mit einem Nebelbogen...auch weisser Regenbogen genannt, da die feineren Wassertrópfchen nicht so viele Farben zeigen. Gegen Mittag war's dann wieder so sonnig und warm wie die ganze Woche schon. Wir machten uns auf die Suche nach einem Weg nach Loch Nell, hier im Hinterland. Wir fanden zwei - einen zum Nordende und einen zum Súdende, úber abenteuerliche single track roads, die wie eine Achterbahn auf die húgelige Landschaft gepflastert wurden: Auf und nieder, immer wieder...und glúcklicherweise nicht gut befahren - hier nimmt niemand die Nebenstrassen! Aus guten Grúnden. Die Schafe und Heeland Coos rennen frei úber die Strassen, die sich endlos durch den Glen winden. Schnell geht da nichts. Wir sahen den hóchsten Standing Stone in Argyll, aber nach dem Steinkreis und dem Serpent Mound mússen wir suchen, wenn es Winter ist. Jetzt ist alles mit Farn bedeckt, der dem Mann ab und zu fast bis zu den Achseln reicht (er ist ~ 1.88), da finden wir so leicht nichts darunter versteckt. Stattdessen sahen wir uns die Falls of Lora vom Ufer aus an. Die zeigen ganz gut das Prinzip, nach dem Corrywreckan funktioniert. Nach einem Kaffee auf der Hotelterrasse daneben fuhren wir heim, der Mann und das Tochterkind waren gerádert von der Wárme. 



Freitag, neblig bis sonnig. Morgens um 7 geisterte das Mannvolk durch die Ferienwohnung - was ging vor sich? Die letzten zwei Wochen stand keiner vor Mittag auf ausser mir. Das Jungmannvolk sagte, er sei noch gar nicht schlafen gewesen. Okay. Ich sass dann auch fúnf Stunden in der Kúche, bevor wieder jemand wach war...wir hatten Sonne und damit jede Menge Touristen in den Strassen - Maske auf und auf Distanz. Wir betraten erstmals das "Gelatoburger" (ja, heisst so, weil sie Eis, Waffeln und Burger anbieten) fúr eine Runde Icecream Sundaes. Das hatten wir abgepasst und das Restaurant beobachtet, bis niemand mehr anstand fúr ein Eis. Zeitweise reichte die Schlange den Gehweg entlang in den letzten Tagen. Der Nachwuchs kaufte nochmal den Buchladen leer, ich sah lieber zu wie der "Clansman" anlegte. 
Zwei Stunden Sonne und Meer, und dann hatten wir eine Wohnung zu putzen und Koffer zu packen. Leider. Mann und Kinder schauten EM mit Fish & Chips, mich langweilt so ein Hurgelkick und die Chips mag ich meist auch nicht, zu mehlig in der Mitte: Ich sage das nach 20 Jahren "exposure". :D 




Heute kommt der Frúhstúckskaffee vom deutschen Discounter, mit einer Brezel im Tandem - ein Hoch auf die Filialen der Kette aus Neckarsulm...bye, bye Oban.



3 comments:

  1. Schön, so einen kleinen Eindruck habe ich bekommen und eine Phantasiereise mitgemacht! Danke fürs inspirieren! Und nun ist alles schon wieder vorbei?
    Ich hoffe, etwas Erholung ist mit heimgekehrt!
    GLG
    Astrid

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  2. Du erinnerst mich daran, dass ich auch mal einen Checkup beim Hautarzt machen wollte. Ansonsten scheint es bei Euch ja wie im Wilden Westen zuzugehen, so schießwütig.
    Und die Standup-Paddelseuche ist auch bei Euch ausgebrochen. Wir sind die einzigen in der Nachbarschaft, die keine Brett vorm Haus haben. Outsider...
    Beim Schafszaun musste ich grinsen. Mein Junghund hat heute mal, da er nicht abbremsen konnte, in der Hundeschule spontan einen Satz über einen Schafszaun getan. Schottisches Erbe wohl... (Es waren keine Schafe in der Nähe, keine Sorge! Der war intern...)
    Schöne Ferien noch!
    Liebe Grüße
    Andrea

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  3. Nostalgie pur... im Hinblick auf den VW Bus und überhaupt komme ich gerade ins Schmunzeln in puncto Einölen. Hier war es vornehmlich Tiroler Nussöl, was wir uns zugegebenermaßen auf die Haut schmierten. Ja, es waren andere Zeiten.

    Dir einen schönen Sonntag mit lieben Grüßen aus Augsburg von Heidrun

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