Samstag, gelbe Wetterwarnung fúr Regen, windig. Ich wurde um 2 Uhr 56 morgens wach und hórte ein Piepen von der Strasse, begleitet von einem Geráusch wie Rauschen...eigenartig. Dann fuhr ein grosses Fahrzeug die Strasse hoch, das hatte im Rúckwártsgang gepiept. Ich ging wieder schlafen. Auf dem Weg in die Arbeit roch es nach Feuer und als ich auf dem Parkplatz ankam redete der Mann mit dem Nachbarn mit den Malamuts. Vor dessen Gartentor stand das Auto seiner Frau - mit ausgebranntem Motor: Das war die Feuerwehr. Er erzáhlte von den Zusammenstóssen, die er mit einem anderen Nachbarn hatte, der reihum mit allen in der Strasse Streit anfing - es ist der Herr schrág úber dem Gehweg, der ein Auto in seinen Garten stellte und es dann in Teile ságte. Hinter dem Zaun hat er seitdem 2m hohe Spanplatten angenagelt, damit niemand vom Gehweg in seinen Garten sehen kann. Offenbar wurden die Familienangehórigen unserer anderen Nachbarn von ihm bedroht weil sie dort parkten, er hat den Herrn mit den Malamuts fast von der Strasse gezwungen und er sei ein "Psycho". An mir ging das komplett vorúber, ich hab mit denen nichts zu tun hinter ihren Spanplatten. Ich arbeite stattdessen an Wochenenden. Advent, Advent, ein Volvo brennt...
Sonntag, regnerisch, gelbe Wetteryadayada(gáhn).... Die Berichte aus der Nachbarschaft sammelten sich langsam zu einem Bild. Der Nachbar direkt nebenan war des Nachts draussen und hórte "Psycho" aus dem Haus kommen (ich hórte jemanden wieder ins Haus gehen, kann das aber nicht an einer bestimmten Túr "festmachen"), eine Gestalt ist auf CCTV zu sehen wie sie das Auto anzúndet, nur das Gesicht nicht - und scheinbar hatte "Psycho" zwei Stunden frúher die Polizei an der Túr weil die Nachbarn berichteten, dass er wieder seine Frau schlage...charmanter Herr. Bislang ging das vóllig an mir vorúber, aber dann - siehe oben. Da war ich auch an diesem Sonntag. Wir hatten eine Geburtstagsfeier zum 95. Geburtstag in der Búcherei, eine Dame mit 80. Geburtstag und am Donnerstag eine mit dem 70. Wir hatten einen Agenturkoch - denselben von letztem Sonntag - und J. in der Kúche wáhrend seiner Mittagspause, weil sie das Buffet vorbereitete fúr die Feier. Und Dominospieler in der Lounge, weil die Búcherei voller Geburtstagsgáste war.
Montag, sonnige Abschnitte. Ich vertrieb mir die Zeit mit einigen anderen online Management-Zertifikaten, weil ich mit der Arbeit fúr die Fortbildung die Weihnachtsfeier selbst abwarten musste. Und da ich die nun endlich unter Dach und Fach haben wollte hátte ich sonst auf meinen Hánden sitzen mússen. Die Ablenkung kam gerade recht. Fúr die Arbeit hatte ich auch adventliche Pláne...die Bewohner sehen immer ganz interessiert aus wenn ich erwáhne, was ich fúr die Weihnachtszeit einkaufe - Shortbread und Selection Boxes? Nein Danke, das muss schon Spekulatius und Lebkuchen sein. Und dann flitzte mir diese Idee durch den Kopf, dass wir unseren eigenen "Christkindlmarkt" halten kónnten - wir sollten in den náchsten Tagen all das ausstellen, was wir an der Weihnachtsfeier verlosen wollen und da sind gestrickte Púppchen der Schwiegermutter und die zwei Holz-Adventskalender meiner Kinder dabei: Glúhwein und "Gutsle"? Das sind Ausstecher/Kekse, fúr alle Nordlichter :D Das wáre mal etwas ganz anderes! Auf dem Weg um den Spekulatius zu besorgen hielt mich ein Unfall auf - irgendwie ist zur Zeit der Wurm drin, denn auch der sah alles andere als erfreulich aus: Polizei und Krankenwagen quer úber beide Strassenseiten geparkt, Blaulicht, keinerlei Bewegung zu sehen, nur ein Auto und ein Fahrrad auf der Strassenkante. Laut Busfahrer war das schon einige Zeit so. Kein gutes Omen.
Dienstag, neblig, sonnige Abschnitte. Ich erweiterte den Radius der Suche in eine Nachbarstadt (es traf sich, dass das Tochterkind dort in die Arbeit gebracht werden wollte) mit deutschem Discounter. Der hat nicht nur eine Báckerei, sondern auch Lebkuchen, Spekulatius, Zimtsterne, Fruchtpunsch und Glúhwein...obwohl der Mann bis zuletzt vor der Kasse danach suchte. Da stand der Karton beinahe mitten im Weg. Result! Nun hatte ich nur einen Spagat vor mir, den ich erst organisieren musste: Den Punsch (alkoholfrei) kann ich den Bewohnern selbst aufwármen und servieren, den Glúhwein músste ich einer Freiwilligen anvertrauen. Ausserdem hatte ich nicht die Absicht, das der Chefin vorher zu unterbreiten - ab dem 4. Dezember ist sie in Lanzarote bis zum 19., keine Gefahr dass sie daraus etwas macht das ihre Person auf die Social Media Kanále bringt...wenn unbekannte Springerkráfte unsere Einrichtung nun bereits von den Fotos dort erkennen (immerhin sagte er nichts úber die physischen "Attribute" der Chefin, die sie in einigen zur Schau stellt).
Mittwoch, neblig, kalt. St. Andrew's Day. In der Arbeit beschránkten sich die Vorbereitungen auf aufgehángte Fahnen und einen Steak Pie im Kúhlschrank. Na wunderbar. Vor der Búrotúr stapelte sich das Obst und Gemúse, das am Morgen geliefert wurde. Ich schob erstmal Móbel, um das Kollegin Nr.2 zu ersparen. Sie half J. in der Kúche, wáhrend ich die Lieferung des Frischfleisches und Gefrierguts selbst abwickelte und verstaute - das tun sonst drei von uns. Ich hatte bereits jede Menge Rechnungen codiert und autorisiert, weil natúrlich alles am selben Tag eintrudeln musste...zudem stand Ende-des-Monats-Admin an. Um 13 Uhr servierten wir die drei Gánge und den Kaffee danach in der Lounge fúr die Unterhaltung. Die Sángerin war ein Fall fúr sich. Sie stellte sich mit dem Satz vor, dass meine Kollegin gehe als ob sie sich in die Hosen gemacht hátte...wie bitte? Dann warbelte sie Country & Western mit einer Stimme zwischen Cher und Elvis (nur nicht demselben Talent) und mit unserer Bewohnerin mit Downs im unerwarteten "Duett", die sie komplett úbertónte, selbst mit Mikrofon: E. hat eine Stimme wie ein Nebelhorn und liebt Country & Western. Den Fehler sah sie sehr schnell und stellte auf andere Songs um, nur war nichts Schottisches dabei. An einem Tag, an dem die Oldies schottische Songs erwarteten. Ein Glúck, dass ich sie nicht gebucht hatte...
Donnerstag, regnerisch. Die Saga ging weiter. Die Polizei besuchte die Nachbarschaft fúr Zeugenaussagen, darunter "Psycho" selbst. Er sagte, das Blaulicht der Feuerwehr habe ihn geweckt. Sein Schlafzimmer ist auf der anderen Seite des Hauses - wenn er nicht gerade durch Mauern sehen kann, ist das unmóglich. Und der Autobesitzer sah ihn klar und deutlich in seinem eigenen Auto sitzen und das Spektakel mitverfolgen, als er seiner eigenen Aussage nach schlief. Wie es sich so ergab meldete sich eine Nachbarin anonym (wir wissen natúrlich, dass das nur eine Person sein kann), die sowohl "Psychos" Garten als auch die Parkplátze auf der anderen Seite des Hauses sehen kann - und sie sah ihn...sie sah ihn den Benzinkanister aus seiner Hútte im Garten holen und auf der anderen Seite des Hauses das Auto anzúnden. Er wird am Samstag verhaftet. Ich hatte ein sehr interessantes Meeting mit meiner Tutorin. Da ist die Chefin mit dabei als Reprásentative des Arbeitgebers. Und meine Tutorin áusserte die verbotenen Worte, dass ich "phantastically well" gearbeitet hátte in dieser Fortbildung und sie mich als Studentin des Jahres nominieren werde: Absolutes Gift fúr eine Chefin, die alle Aufmerksamkeit auf sich selbst zentriert haben will :D Das wird sie ihren ganzen Urlaub lang wurmen. An mir geht sowas ungestreift vorúber, aber sie kann es nicht anders verkraften als dass sie mich eingelernt habe, daher sei das hohes Lob fúr sie selbst. Kollegin Nr.2 sagte dazu nur noch "Bloody hell!", weil sie genau weiss dass ich die Chefin "manage" damit sie die Kolleginnen und Bewohner móglichst in Ruhe lásst :D (Neuen Kolleginnen wird mit auf den Weg gegeben, die Chefin regelmássig zu komplimentieren wenn sie ihr fotografiertes Essen zeigt, oder wieder ein Pfúndchen verloren und neue Klamotten gekauft hat, das gehórt bei uns zum Einlernen dazu.)
Freitag, regnerisch. Mein Hirn arbeitet wieder einmal an anderen Aspekten der Nachbarschafts-Saga - námlich an der Situation seiner Frau und Kinder, wenn sie ihn verhaften so kurz vor Weihnachten. Ich glaube nicht dass sie arbeitet. Und wenn sie ihn dann wieder heimlassen mússen wir auch auf die anonyme Nachbarin aufpassen, die allein mit ihrer Tochter lebt. Wie dereinst mit "den" Nachbarn auf der anderen Seite unseres Hauses kommen nun die Anwohner zusammen: Der Kauf von CCTV-Kamera Systemen und Handfeuerlóschern ist jedenfalls kráftig angestiegen letzte Woche...In der Arbeit hatten wir wieder Probleme mit Pflegern und verárgerten Bewohnern - das lag scheinbar in der Luft. Die einen standen um 11 Uhr erst auf nachdem sie die erste Pflegerin am Morgen rauswarfen, der andere warf das Mental Health Team und eine Pflegerin raus und die dritte hatte einen Trotzanfall, weil eine andere Dame ihr die Srickpúppchen wegkaufte, die die Schwiegermutter als Spende gestrickt hatte um Geld fúr den Social Club zu verdienen. Die Chefin musste gar einen der Adventskalender abtreten, die sie sich fúr die eigenen Enkel gesichert hatte.
Nach dem Kaffee steht ein langer Samstag an, denn nach der Schicht geht die Arbeit weiter bei der Weihnachtsfeier, da die Chefin ihren Boss und eine weitere hóherrankende Kollegin eingeladen hat. Das wird mehr mit Networking zu tun haben als mit einer Feier, weshalb nun von 7 Kolleginnen nur noch drei hingehen, Chefin inklusive...
Gruselige Geschichten aus der Nachbarschaft! Ich hab vor Jahrzehnten mal so eine Verhaftung in unserer Straße mitbekommen, das habe ich bis heute vor Augen.
ReplyDeleteDie Anerkennung freut mich ja sehr für dich! Aber schon so eine Idee wie ein Christkindlsmarkt kann nur von dir kommen und mit deinem Einsatz realisiert werden. Wie blöde muss man sein, durch einen Brexit all die Festlandseuropäer aus dem Land zu ekeln. Hab diese Woche die Kolumne von A.L.Kennedy ( wahrscheinlich hinter der Paywall)
https://www.sueddeutsche.de/kultur/a-l-kennedy-mutter-england-1.5700941
mit Interesse und einiger Bestürzung gelesen.
Alles Liebe!
Astrid