Samstag, regnerisch, kráftiger Wind. Nach der unterbrochenen Nacht schlief ich lange aus. Irgendwann bekam ich am Rande mit wie der Mann mit der Leiter im Flur hantierte und auf dem Dachboden zu Werke war. Das machte einen gewissen Unterschied zum Riverdance der Tauben auf den Solarzellen...ansonsten war ich hauptsáchlich faul, las Blogs und bereitete posts vor, nachdem ich noch keine Nachricht bekam von der Organisation, bei der ich in Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium eine Fortbildung machen sollte im November. Die wurde auf Januar verschoben, nur sagten sie mir nicht wann. Das ist speziell fúr unsere Branche: Wie man obdachlose Veteranen erkennt und ihnen eine Wohnung vermittelt, und sie unterstútzt die auch zu behalten, PTSD, besondere Umstánde etc. Unsere Einrichtung ist ein Pilotprojekt mit dem MoD, wir haben eine Ex-Army-Familie als Mieter des ehemaligen Manager-Hauses. Die Veteranen in Frage wáren eine andere Sache, die kommen mit physischen und psychischen Verletzungen aus dem Krieg.
Sonntag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, grau und dunkel. Morgens kam das Tochterkind heim um zu schlafen und zu duschen - ihre andere Hálfte arbeitet an den Wochenenden. Der Mann plante ein Gesprách mit unserem MSP úber die Arbeit des Jungen. Er ist schliesslich nicht der einzige Betroffene, das trifft einen anderen Azubi, zwei Familienváter, die Familie des Bosses/Eigentúmers und zig Hausbauer, die plótzlich ohne die individuell angefertigten Treppen fúr ihr Haus dastehen, die sie eingeplant hatten. Das sind keine von der Stange, deshalb kamen sie ja zu diesem Anbieter. Dem Mann ist das immer etwas dubios, weil er den MSP seit Jahren gut kennt und viel fúr ihn getan hat. Das sehe ich allerdings nicht so - das ist J.s Job als MSP fúr diesen Wahlkreis, dasselbe gilt fúr den MP, und beide waren in der Vergangenheit fúr andere Unternehmen in derselben Lage in Gespráchen. Wenn sich etwas aushandeln lásst, gut, wenn nicht haben sie wenigstens alles versucht.
Montag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, leichter Puderzucker, kalt. Als erstes am Morgen kam der Anruf der Chefin, ob ich in dieser meiner Urlaubswoche Úberstunden arbeiten kónnte. Frau tut ja sonst nichts...und dann klagte sie ihr Leid, da sie wohl den Sonntag arbeiten musste. Sie hatte die Einweisung eines Agenturkoches auf der Liste, weshalb sie morgens in die Arbeit kam. Die Vertretung, die damit keine Erfahrung hat, war nirgends zu sehen. Um 9 Uhr 15 rief dessen Frau an, dass er noch im Bett liege - worauf die Chefin antwortete, dass er dort auch bleiben kónne. "He won't be back!" Da kann ich nur zustimmen. Und weil eben selbst auf "eingelernte" und von anderen Housing Officern empfohlene Vertretung kein Verlass ist, muss nun ich ran. Allein schon aus Sympathie fúr die Oldies. Ansonsten sah ich mit Schrecken ein Phánomen im Garten, das scheinbar ebenfalls dem Klimawandel zu verdanken ist: Midges. Im Januar. Deshalb musste ich úber diesen Satz in einem Blog lachen: "We’ve all seen them. The viral videos of some fearless nutter with a death wish standing in the Scottish Highlands on an overcast day they are quickly surrounded by a chaotic swarm of tiny black flies." Yes, they are lethal.
Dienstag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, Schneereste, Eis, - 5 Grad. Das Tochterkind musste zur Arbeit gefahren werden, weil Alex mit einem Bruder auf dem Weg nach Newcastle war, wo der operiert wurde. Von Frau zu Mann. Weshalb mich amúsiert dass manche Bloggerinnen meinen uns ihre Weisheit zukommen lassen zu mússen, wie man mit LGBTQ+ im Alltag umgehen solle: Yes pal, we had absolutely no idea. Ich war auf der Suche nach Gewúrzen und einem speziellen Katzenfutter, da unser Tiger ausgesprochen wáhlerisch ist - die Regale waren leergefegt. Na wunderbar. Ich wúrde sagen "der Weg war umsonst", hátte der Taxifahrer mir nicht ausfúhrlich von seinem Wintergarten berichtet, in dem er Trauben und einen Pfirsichbaum ziehe - den musste er nun auf ein Spalier trimmen weil er so wucherte und tennisballgrosse Pfirsiche produzierte. So einer steht schon lánger auf der Wunschliste, da der Garten gemeingefáhrlich sein kann - siehe oben. :D
Mittwoch, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, sonnig, gefroren. In der Arbeit wartete eine Liste an Dingen, zu denen die Chefin "nicht kam". Ich sah mir erstmal an was sich so getan hatte, bevor ich direkt damit loslegte. Ein Mann war im Gebáude, der die mixing valves úberprúfte und dazu jedes Waschbecken im Gebáude sehen wollte. Er sei bis Freitag da, sagte er. Gespráchig war er...Der vertretende Koch war B., eine Springerkraft auch fúr das Búro. Er hat sehr viel Humor, es macht Spass mit ihm zu arbeiten. Kollegin Nr.2 sieht das genauso. Ich hatte allerlei zu richten, das auf jemanden wartete der weiss was er tut - Spread sheets usw., das ist offenbar nicht Teil des Skillsets der Vertretungen. Chefin und neue Housing Officer/in schneiten nach dem Patch meeting herein - und die Chefin scháumte vor Wut...die H/O wird fortan jede Woche im Gebáude sein, weil unser Essens-Service nun unter dem Mikroskop ist. Die "magische Nummer" sei 17, wir haben 13 regulár und bei Festen bis zu 22. Aber dann soll die Stromrechnung fúr die Bewohner im April um 70% steigen, da ist unser Service billiger als selber kochen...Brexit/Tories sei Dank.
Donnerstag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, sonnig, gefroren. Mit 22 Jahren, da wird der Junge schlau...es muss kalt sein, er hatte eine neue Winterjacke an der wármenden Art. Bislang war da alles Reden vergeblich. Er jobbt in Workshops, wáhrend das College versucht eine Lósung zu finden, wie sie die letzten 5 Monate der Ausbildung noch durchziehen kónnen. Immerhin ist er tátig und versauert nicht daheim. Die Papiere trafen ein, es ist fortan offiziell dass seine Arbeit bei vollen Auftragsbúchern liquidiert wird. Wegen der Energiepreise. Damit sind sie wirklich "world beating", es sind die hóchsten Preise der Welt und in Schottland noch am allerteuersten, da all die erneuerbare Energie hier produziert kostenlos an England abgetreten werden muss und die Stromgesellschaften noch finanzielle Beihilfe von Westminster bekommen. Vielleicht wármen ja die nahezu 4000 EU-Gesetze, die sie nun auf den Scheiterhaufen werfen wollen...
Freitag, gelbe Wetterwarnung fúr Schnee und Eis, sonnig, gefroren. Der Tag begann frúh, da der Junge in einer weiter entfernten Stadt jobbt. Ich drehte daher eine Mini-Runde durch den Supermarkt bevor ich in der Arbeit war. Ich bekam den Auftrag, mich um das "Community Mapping" zu kúmmern - soll heissen, alle relevanten Angebote und Anlaufstellen vor Ort zusammentragen fúr die Bewohner. Allein eine Organisation hat zig Angebote, ich kam noch gar nicht zu anderen Zentren. Afternoon Tea fand statt, auf Anfrage einer Dame mit Fakten zu Rabbie Burns zur Vorbereitung auf unser Burns Supper. Und am Nachmittag schneite die Chefin herein, nach einem Telefongesprách mit einer der fúnf Direktorinnen, das 1 1/2 Stunden dauerte. Sie legte all die Dinge dar, die unseren Bewohnern wiederfuhren in den letzten Jahren mit den Pflegern der Sozialstation. Die Direktorin war entsetzt, sie hatte keine Ahnung wie schlimm das mittlerweile ist ("institutionalisierte Vernachlássigung" waren ihre Worte) und sie wird einige Massnahmen aus dem Ármel schútteln um fortan mit dem Sozialamt vor Ort umzugehen - der "Gipfel" deren wáre, einen gerichtlichen Schutz der Bewohner vor dem Sozialamt zu beantragen. Was sicherlich wunderbar ankáme beim Care Inspectorate.
Nach dem Kaffee arbeite ich das letzte Mal diese Woche mit unserer Springerkraft - er ist eine rundum angenehme Abwechslung, da er komplett selbstándig arbeitet.
Chaos as usual ( nur mit etwas Schnee ) also. Ich glaub, ich bin ganz schön erleichtert, dass das Herzenskind in zehn Tagen dem britischen Pflegechaos Adé sagen kann. Ich werde den Eindruck nicht los, dass es so viele Fortbildungen gibt, damit genug Menschen damit beschäftigt sind und sich so den konkreten Anforderungen entziehen können, ohne sich mit schlechtem Gewissen belasten zu müssen. Seh ich das falsch? Institutionalisierte Vernachlässigung...
ReplyDeleteErhole dich gut!
Astrid