Saturday, 15 February 2020

The week that was


Vom Sonnenschein zum Hurrikan in 6 Stunden. Der Tag begann sonnig und kühl, es war schön mal wieder blauen Himmel zu sehen. Im Laufe des Arbeitssamstages beobachteten wir, wie die Wolken vom Atlantik hereinzogen, der Wind stetig zunahm an Geschwindigkeit und es erst zu nieseln und dann zu schütten anfing. Angeblich war "Ciara" auf dem Weg und sie sollte Schnee nach sich ziehen Anfang der Woche. Für uns sah das alles nach recht ordinärem Winterwetter aus.
Ich blieb hustend im Büro verschanzt soweit es ging, Cathy's Familie fuhr mit dem Van vor und begann Mobiliar zu räumen und die Chefin war am hellichten Morgen schon im Gebäude, weil ihr Handycharger dort in der Schublade lag. 
Und am Abend holte die Polizei das Tochterkind ab um an der Seite von K. zu sitzen, die nach der Einnahme von 60 Valium in der Notaufnahme war. Kein Wunder daß das Kind keinen Kopf mehr zum Studieren hat: Jede Woche wieder zehrt es viel zu sehr an den Nerven. Um 2 Uhr früh kamen sie dann heim, K. inklusive.




Sonntag fing für mich früh an nach einer unterbrochenen Nacht, ich habe gleich mal eine Ladung Wäsche versorgt und eine weitere in den Trockner geworfen vor der Arbeit. Und dort dann beobachtet, wie "Ciara" am Mittag zurückkehrte mit Sturmböen und Regen. Ein netter Wintersturm, nichts Besonderes abgesehen von den kräftigen Seitenwinden für unsere 80jährigen - mich hoben sie nicht aus den Schuhen. :D
Mir war von den Bewohnern Ruhe verordnet, ich solle mich auskurieren damit das nicht schlimmer werde - awww...das könnten sie nicht haben, sagten sie. Ich kann keinen Hustensaft mehr sehen und der Geschmack der Hustenbonbons stimmt mich auch unwillig, ganz zu schweigen von diesen Zitronen-Erkältungsgetränken, aber ich werde mich am Riemen reißen und völlig ungewohnt nichts verschleppen dieses Mal....
Nach fragenden SMS aus der Heimat, wie wir den Hurrikan überstanden hätten, fand ich einen gesehenen Tweet darüber ziemlich passend: "Unwetterwarnung für England - bleibt daheim, verlaßt das Haus nur wenn absolut unvermeidbar! Unwetterwarnung für Schottland - zieht die wärmere Jacke an."



Am Montag brachte Ciara dann den vorhergesagten Blizzard - siehe unten. :D
Wir waren nur für einen Arztbesuch und den Supermarkt aus dem Haus, schließlich sollte ich mich ja auskurieren: Langsam wird es, ich huste nach wie vor aber ich kann meist frei atmen, das sitzt alles irgendwo zwischen Nase und Nebenhöhlen und solange ich es nicht "tiefer" zwinge (was ich sonst täte, weil ich ja arbeiten sollte) werde ich das hoffentlich bald los.
Dienstag, leichter Schneeregen zwischen sonnigen Abschnitten, kühl und recht windig: Winter eben. Wir fanden auf dem Weg ins Cafe einen Flüchtling in einem der Läden vor, der dort Zuflucht suchte vor der Kälte: Ein niedlicher schwarzer Kater. Er steuerte immer wieder die warmen Teppiche an einem Ende des Geschäftes an, aber der junge Mann, der die Aufgabe bekam ihn unter Kontrolle zu bringen, holte ihn jedes Mal wieder zurück an den Eingang - dort saß er auf den Schuhkartons und zog die Menschenmassen an. Er bekam jede Menge Streicheleinheiten.
Mittwoch und Michael Gove mußte zugeben, daß "zwangsläufig" alle Güter aus der EU kontrolliert würden in Zukunft (deshalb redeten sie plötzlich alle von der "Boris"Brücke zwischen Schottland und Irland, das nennt sich "eine tote Katze auf den Tisch legen", damit von den richtigen "bad news" abgelenkt wird) und das British Retail Consortium warnte vor Knappheit von frischem Obst und Gemüse selbst in der Übergangsperiode - das sind die, die das tatsächlich importieren und verkaufen, nicht nur darüber reden... 



Leichter Schneefall (das bedeutet hier ein "leichtes Bestäuben", wie im Foto oben): In schottischen Landen zeterten die Unionspolitiker und BBC Scotland weil die neue Queensferry Crossing geschlossen war, erstmals seit ihrer Fertigstellung, wegen fallenden Eises im Sturm Ciara...die SNP hätte doch behauptet daß sie "nie geschlossen werden müßte", daß andere Brücken offen seien und so weiter - die Aussage war, daß sie nicht wegen starken Windes geschlossen werden müsse "außer in extremen Umständen" wie eben Eis, und das gerade ständig zitierte Paradebeispiel für die "BorisBridge", die Oeresundbrücke zwischen Kopenhagen und Malmö, war geschlossen - wegen fallenden Eises...die Propaganda ist angelaufen, von nun an wird alles Holyrood zur Last gelegt werden, selbst das Wetter. 
Den Iren wurden postwendend William und Kate vorbeigeschickt Anfang März, nun da Sinn Fein eine Koalition verhandeln wird - da ist die Lage ein Bißchen delikater, wenn sich die Queen dort einmischte, das bleibt den Schotten vorbehalten.  





Donnerstag, strömender Regen und ich nahm den Bus nach Glasgow. Paradoxerweise erfordert das "kostenlose" Retten der Welt scheinbar eine anfängliche Auslage...das im Foto sind zwei weitere 2l Flaschen für den Sodastream, damit auch die liebe Familie die gekauften Plastikflaschen mit Blubberwasser ersetzen kann. Und das 1.4l Einmachglas daneben hat einen Fermentieraufsatz. Da es hier in geraumer Zeit wohl nur noch Kohl und Kartoffeln zu kaufen geben wird, sollten wir kreativ werden - nun kann ich u.a. mein eigenes Sauerkraut oder Kimchi ansetzen...fermentiert ist ohnehin gesünder für die Verdauung. Als Kimchi kann ich es den Kindern vermutlich eher unterjubeln. :D Vor mir blockierte eine Frau die Kasse, die sich alle möglichen Gerätschaften zulegte, sie plant scheinbar komplette Selbstversorgung in den kommenden Monaten. Ich kann es ihr nicht verdenken angesichts dessen, was hier im hohen Norden alles nicht wächst.
Valentinstag am Freitag und ein neues Geschmackserlebnis: Cadbury's Milchschokolade mit 30% weniger Zucker - *ähhh...*
Ist das nun ein angeblich-gesunder Werbegimmick oder bereiten sie uns auf Zuckerknappheit vor? Der rivalisierende Hersteller hat schon vor Monaten eine "dunklere" Produktreihe auf den Markt gebracht. Der Nachgeschmack ist jedenfalls höchst eigenartig und nicht angenehm. Da bleibe ich lieber bei der Fairtrade Bioschoki, die schon immer etwas "dunkler" war, selbst bei der Milchschokolade - die schmeckt wenigstens. Wobei wir zum Welt-retten ja keine Milchschoki mehr kaufen sollten, nur noch vegan.


Ohne Plastikumverpackung, eine Seltenheit für GB - dafür natürlich teurer.

Heute trage ich nun mein blaues Valentins-Kristallherz in die Arbeit, auf daß eine der Bewohnerinnen wieder die Juweliere unsicher machen kann weil es ihr so gut gefällt, daß sie selbst eins haben will...vielleicht werfe ich auch noch ein Parfüm mit in den Mix, dann verbringt sie einige glückliche Stunden an Pröbchen schnüffelnd um das zu finden. Sie ist unsere Shopping Queen. :D
Doch zuerst ein Kaffee in Berlin mit Andrea.

1 comment:

  1. Das zieht wirklich nach einem sturmumtosten Schottland aus - in allen Bereichen. Wenn man mir meine Schoki wegnehmen oder verwässern würde, würde ich aber wirklich rebellisch...
    Liebe Grüße
    Andrea

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