Saturday 21 March 2020

The week that was


Am Wochenende war ich wieder einmal allein auf weiter Flur in der Arbeit. Ich hatte jede Menge Gespräche zu führen, Formulare zu überprüfen und teilweise auf den neuesten Stand zu bringen und Unterschriften zu sammeln, natürlich alles wegen Corona. Neben der sonstigen Arbeit von 2 Kollegen her. Während ich den neuen Koch im Auge behielt. 
Die Bewohner hatten schon Stress-Träume, in denen ich Covid 19 hatte - dann wären sie mit der Chefin allein...in den Worten eines der Herren: "Sie würde hier keine 7 Tage am Stück arbeiten!" 
Ich halte James den Koch lieber an seine regulären Arbeitszeiten, damit er sich eingewöhnt und seinen Tag passend plant - für mich bedeutet das einen verlängerten Arbeitstag. Sie macht den Laden genau zu ihrem Schichtende dicht und verschiebt dafür das Abendessen je nachdem. Und die unterbrochene Routine tut einigen Oldies gar nicht gut. Unsere Klientel ist nunmal nach wie vor dieselbe wie vor der Umstellung des Services - sie werden nur noch unterstützungsbedürftiger. 



Montag wagte ich mich in den Supermarkt, nachdem der Mann am Sonntag vor Entsetzen die Flucht ergriffen hatte und uns fast alles fehlte. Erfreulich war es nicht, und da wir den Bussen nun abschwören sollen (und die Taschen schwer waren) nahm ich ausnahmsweise ein Taxi heim. Das ist hier so üblich für viele Einkäufer, sie warten vor den Türen auf Passagiere - meins war das letzte in der Warteschleife. Mann und Tochterkind warteten währenddessen auf Telefonkonsultationen mit ihren Hausärzten. Das entwickelt sich wie die Lieferungen der Paketboten: Irgendwann zwischen 8 Uhr morgens und 5 Uhr abends ruft ein Arzt zurück. 
So stellen sie dann gleich sicher, daß die Patienten daheim bleiben...der des Mannes schickte ihn in die Apotheke zum Blutdruck messen. Der Apotheker hatte beinahe einen Herzinfarkt - wie der Arzt sich das denn vorstelle, solle er sich stattdessen anstecken?! Berechtigte Frage. 




Dienstag war ich am Vorbereiten. Essen für die Kinder daheim und alles, was wir unterwegs brauchen würden. Vor allem das Desinfektionsmittel...die meiste Zeit waren wir im Auto isoliert, im Zimmer oder auf Spaziergängen mit dem Hund. Essen gab's als Drive Trough oder Take Away: Eine neue kulinarische Erfahrung, aber je weniger Kontakt desto besser, daher auch nur mit der Karte bezahlt. Und obwohl der Mann mal wieder die Augen verdrehte folgte ich den Handgriffen mit dem Desinfektionsmittel. Was muß...
Wir rechneten und rechnen damit, daß am Montag die Ausgangssperre kommt. Die Chefin, die mich ständig anrief (sehr zum Unmut des Mannes), plauderte aus dem Nähkästchen - ihr Sohn ist ein hochrankender Offizier in der Armee und sie fragte ihn, was es mit all den Truppentransporten auf der Autobahn auf sich hätte. Seine Antwort? 
" ;-) ".  
Sie haben ihr Lager aufgeschlagen in Strathclyde Park und außerhalb Kilmarnocks und sie sagte zwei Worte: "Military Law." Es ist soweit, die Armee wurde nach Schottland geschickt.



Abgesehen von all dem Krampf des täglichen Lebens in den Zeiten von Covid 19 war uns das Wetter hold, die Berge hatten noch ihre Schneekappen und wir einen "Rundumschlag", in dem wir alles von Glencoe über Glen Nevis, Oban, Mull, Kilmartin Glen und Inveraray bis zu Loch Lomond auf der Route hatten. Da das nun eine Weile vorhalten muß. 
Für die besseren Zeiten haben wir ein Ziel vor Augen: Die "Lord of the Isles" nach Coll und Tiree, Heimat des Clan MacMasters auf der mütterlichen Seite des Mannes - sein Großvater kam von Tiree. Auf daß wir bis dahin durchhalten! Lange Tage, lange Strecken und ein merkwürdiges Reiseerlebnis. Gerade als wir auf der Heimfahrt waren um uns nun vom Rest der Welt abzuschotten, kamen immer mehr Wohnwägen und Wohnmobile aus England in den Highlands an, alle auf der Flucht vor dem Virus - nur haben die Highlands nicht die Kapazität, die Massen medizinisch zu versorgen... 




Ich verbringe den heutigen Tag damit, die restlichen Fotos hochzuladen, zu bearbeiten und dann täglich ein Bißchen davon hier zu posten - aber erst ein später Kaffee in Berlin, bevor ich in der Arbeit aushelfe (in meinem Urlaub) und der Mann Notpakete ausfährt für eine lokale Gruppe, die alte und gefährdete Menschen versorgt.

1 comment:

  1. Intneressant, wie es bei euch so zu geht! Und was soll man von dem Militär in Schottland halten?
    Passt gut auf euch auf!
    Astrid

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