Saturday 28 March 2020

The week that was

Mama ist daheim, alles wieder in Ordnung...

Samstagnachmittag waren wir wieder daheim. 1 1/2 Tage später hat CalMac allen Reisenden von außerhalb den Transport verboten, keine Aushäusigen oder Touristen dürfen mehr auf ihre Fähren, sie schotten die Inseln ab soweit sie können nachdem der Daily Fail ("Daily Mail", das schundhafteste aller Schundblätter hier in GB, nebst der "Sun") englische Panik damit zu beschwichtigen suchte, ihnen all die einsamen Gegenden der Inseln als Fluchtorte schmackhaft zu machen und sie nun einfallen wie die Heuschrecken, egal ob in Cornwall, Wales oder allen abgelegenen Gebieten Schottlands. Campingplätze müssen die Eingänge verbarrikadieren, weil sie alle Schilder mißachten die ihnen sagen, daß sie daheimbleiben sollen weil sie den Virus einschleppen, die örtliche Bevölkerung oft fortgeschrittenen Alters ist und das nächste Krankenhaus für die Western Isles in Inverness und auf Rettungshubschrauber angewiesen. Und Hamsterkäufe verkraften die local shops ebensowenig, die teilweise von den Fähren abhängig sind zur Belieferung.
Prinz Charles schleppte derweil den Virus nach Balmoral ein, wo er sich mit Camilla selbst isoliert nachdem er positiv getestet hat... und seine Entourage, von der 6 Personen ebenfalls positiv getestet haben, treibt sich im Dorf Ballater unter den älteren Bewohnern und im örtlichen Coop herum, was die ebenso "erfreut" wie die zwei Hubschrauberpiloten und die Putzcrew, die hinter ihnen her desinfizieren mußte im Chopper und im Flughafen. Kein Gedanke verschwendet an irgendeinen um sie herum. Corona teilt zweifellos die Spreu vom Weizen und die Schotten werden das nicht vergessen.




Sonntag war Muttertag hier in GB, und während wir der Schwiegermutter fernblieben war das scheinbar nicht bei allen so - de Pfeffel hatte seine übliche Zwinker-zwinker-grins-Routine drauf als er gefragt wurde, ob er seine Mutter sehe...warum sollen sich dann Andere daran halten? Der begreift es wirklich nicht. Nun wurde auch bekannt, daß seine beratenden Experten schon viel früher alles dichtmachen wollten, aber seiner Faulheit und seiner Abneigung gegen Details (woher kennen wir das???) zum Dank haben sie 6 bis 7 Wochen Vorwarnung nutzlos vergeudet. 
Sonntagabends telefonierte die Schwiegermutter ihre Einkaufsliste und teilte uns mit, daß Auntie Barbs nun Morphium bekomme und "nil by mouth" sei - sie lag im Sterben. Um 23 Uhr verließ sie uns. Ihr Sohn durfte sie nicht mehr besuchen weil er hustete, und zur Beerdigung dürfen nur eine ausgesuchte Zahl an Trauernden. 
Life in the time of Corona. Vermutlich haben wir Glück, daß sie nicht auf einem Laster aus der Stadt gekarrt wird wie in Italien. Wir haben jedenfalls eine Boom-Industrie entdeckt: Die vorbezahlten Begräbnis-Pläne laufen hier jetzt erst so richtig zur Hochform auf!



Upwardfacing dog - sorry, Yoga joke :D


Am Montag mußten wir einkaufen für die Schwiegermutter und das was wir fanden bei ihr vorbeibringen. Das Social Distancing klappte überraschend gut, statt der plündernden Horden waren nur vereinzelte Einkäufer unterwegs.
Einer der Supermärkte öffnet zwischen 8 und 9 Uhr morgens für Angestellte des Gesundheitswesens ( = den Mann) und des Sozialwesens ( = mich) - gut zu wissen. Und einen Tory-Politiker traf angesichts dessen, wer nun ein "Keyworker" sei, ohne den das Land zum Stillstand käme, die welterschütternde Einsicht daß wer vor zwei Wochen noch von ihnen als "low skilled" beleidigt wurde nun unverzichtlich ist, um "Life as we know it" aufrechtzuerhalten. 
Die sind wirklich so beschränkt. Wähler seines Wahlkreises ließen verlauten, daß dieser Abgeordnete nicht das hellste Licht sei, aber er zwang Priti Patel dazu ihm öffentlich zustimmen zu müssen... 
Montagabend und wir sind in Lockdown für drei Wochen. Ausgangssperre.
Mann und Sohn bekommen weiterhin 80% ihres Gehalts während sie daheim bleiben - und trotz des Unmuts des Mannes wird sich wohl zeigen, daß ich einer dieser unverzichtbaren keyworker bin, die weiterhin zur Arbeit gehen sollen...er hielt seinen eigenen Job bisher immer für ein Bißchen wichtiger, wie Männer das so tun.





Dienstag war ein Tag für's Haus (:D), mit Wäsche und Haushalt und Bücher lesen und einer DVD für Mann & Kinder, die nach 10 Minuten steckenblieb - oh well...zurückgeben können wir sie nicht, da nun alle Läden zu sind. 
Das tägliche Telefonat mit meiner Chefin dauerte auch jeden Tag länger.
Am Mittwoch kam endlich die offizielle Bestätigung dessen, was wir alle bereits wußten: Ich bin nicht nur ein unverzichtbarer keyworker, wir gelten gar als "Frontline Staff" des "vierten Notfalldienstes", nebst Gesundheitswesen, Polizei und Feuerwehr. Als solches fragten sie nun nach unseren Bedürfnissen in persönlicher Schutzkleidung, von den Handschuhen über Schürzen und Handgel bis zur Atemmaske. 
Kollegin 1 und 2 mit unterliegenden Gesundheitsbeschwerden gingen Ende der Woche in 12 Wochen Quarantäne, Kollegin 3 hat nach vier Tagen Induktion gekündigt. Das heißt natürlich, daß auf mich jede Menge Überstunden zukommen nach dem Sonntag, für mich ist es die Ruhe vor dem Sturm - bis zum Juni 2020. Und nicht nur für die eigene Einrichtung, wir haben eine "Schwester-Einrichtung" vor Ort, die ebenso dünn "bemannt" ist.





Donnerstag war ich arbeiten. Da mußte ich mich erstmal 1 1/2 Stunden lang durch all die Updates und Memos der letzten zwei Wochen durcharbeiten, in dreifacher Ausführung. Da der Boss der Chefin meiner Chefin nun von daheim arbeitet und für die Chefin kopiert was seine Chefin uns geschickt hat und bereits von der Chefin meiner Chefin kopiert wurde...ja, genau so, über fünf Ecken. Wir müssen erstmal ausklügeln, von wem die Memos ursprünglich stammen, damit wir der richtigen Person antworten. 
Die Oldies bleiben in ihren Wohnungen, alle Gemeinschaftsräume sind geschlossen, die Waschmaschinen werden nur für individuelle Zeitabschnitte zugänglich gemacht, das Essen wird an die Wohnungstüren geliefert...
Wir bekamen auch eine Schachtel voller Schutzkleidung vorbeigebracht von einem der Technischen Officer aus Glasgow HQ. 
Schutzbrillen. *ähhhh...* ?
Schutzanzüge - *ähhhhh...*


                                                                ???

Ich versuchte mir auszumalen, wie die Oldies auf unseren Anblick im Hazmat-Anzug der Spurensicherung reagieren würden - Herzinfarkt? Sie würden garantiert fragen, wer gestorben sei und woran! Und vermutlich noch, wie lange es gedauert habe bis wir sie fanden...


"And here we have C., modelling our delightful new staff uniform,
the quality of which you can easily ascertain by the fact that she
put her fingers through the fabric while getting dressed..."

Der Junge hat Beweisfotos verlangt - wenn wir nicht darüber lachen würden, müßten wir weinen...
Und de Pfeffel? Positiv für Covid 19. Nebst seinem Gesundheitsminister, wie passend. Und wenn die es haben, wer im Kabinett hat es noch?  Wurde Dominic Cummings deshalb gefilmt, wie er aus der Hintertür von No.10 wegrannte, sobald die Diagnose verkündet wurde? Es ist jedenfalls kein Trost, daß im Ernstfall Dominic Raab übernehmen wird. Der fand vor Kurzem erst heraus, daß GB eine Insel ist.
Ich habe heute noch Urlaub, daher setze ich mich erstmal an den Kaffeetisch bei Andrea

5 comments:

  1. Hihihi! Das muss ja was nützen! LG von Regula

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  2. Das sind ja abenteuerliche Gechichte... Dein neues Corona-Outfit ist wirklich sehr schick, ich habe so geschmunzelt. Hauptsache, man verliert nicht den Humor. Ich wünsche Dir viel Kraft dort in der ersten Reihe. Liebe Grüße von Gabi

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  3. Das hört sich alles höchst gruselig an. So kommen die Berichte aus GB hier auch in den Medien rüber.
    Der Schutzanzug überzeugt wirklich voll...
    Liebe Grüße
    Andrea

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  4. Oh, dich hat es ja schwer getroffen! Bleib stark und gesund!
    wünscht Augusta

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  5. Der Premierminister und der Gesundheitsminister - na, bravo! Hatte ich bis dato nicht mit bekommmen. Aber ich glaube, mittlerweile habe ich auch einen Daten-Überfluss zu diesem speziellen Thema im Kopf. Da fällt einiges sofort wieder raus. Vielleicht Selbstschutz?! Und der Schutzanzug? Spricht Bände... Dir und Deiner Familie alles Gute! Take care, Nicole

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